Plutarch hat seine Helden so ausgewählt, um ihre Biographien vergleichen zu können, was auch verständlich ist: Denn es ist schwer eine Parallele zwischen David und, zum Beispiel, Goliath zu ziehen, oder wie in unserem Fall, zwischen der Ukraine und Kanada. Hier kann man eher von einer Gegenüberstellung sprechen. Obwohl diese Länder erstaunlicherweise viele Gemeinsamkeiten haben, hätten die beiden, wenn ein Land das andere im Spiegel erblicken könnte, dabei verschiedenen Emotionen und Eindrücke. Das eine Land hätte gesagt: „Das ist ja ein Leben!“, das andere – vorsichtig: „Gott behüte!“
Hinter den Emotionen stehen Ziffern: das BIP von Kanada machte 1574 Milliarden Dollar im Jahr 2010 aus, das von der Ukraine – 138, in Anbetracht einer vergleichbaren Bevölkerungszahl. Dabei war die ukrainische Sowjetrepublik eine der am meisten industriell entwickelten Republiken. Wir waren stolz auf unsere Leistung. Doch kann die Industrie im Prinzip kein Kennwert der Entwicklung sein. Denn beispielsweise liegt Äquatorialguinea an der Spitze, wenn nach dem Industrieanteil im BIP entschieden wird. Danach folgen Katar, Libyen und Irak (Länder der Welt in Zahlen 2011. Olejnik A.P.)
Vielleicht sind die Ressourcen und die Landesgröße der Grund für die große Spanne? Kanada ist riesig, das zweite Land in der Welt nach der Flächengröße, die Ukraine wird als groß nach europäischen Maßstäben eingeschätzt. Das mag sein, doch Russland ist ressourcen– und flächenreicher als Kanada, der russische Lebensstandard ist allerdings etwas höher als der ukrainische. Dazu noch, wenn man die Landesfläche in Betracht nimmt, macht die in Kanada zum Wohnen geeignete Fläche weniger als 10% aus, d.h. der 200 Kilometerstreifen entlang der Südgrenze zu den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Kanadier sind ein abgehärtetes Volk und ihre Ansichten bezüglich des klimatischen Komforts sind lockerer als ukrainische. Wie Sie sehen, der Unterschied wird kleiner, wenn man die Sache so betrachtet. Was uns noch einander ähnlicher macht, sind die Steppen. Man sagt, sie wären archetypisch und bildeten die Mentalität der Ukrainer. Und nicht ohne Grund hat die ukrainische Millionen-Diaspora die Steppen bei Manitoba besiedelt.
Die beiden Länder sind außerdem gleichzeitig entstanden: Quebec wurde 1608 gegründet und im Jahr 1611 – der Handelshafen Montreal. In diese Zeit fallen die großen Siege der Saporoshjer Kosaken. Obwohl die Wurzeln der Ukraine tiefer als die kanadischen liegen, hat ihre Geschichte im Großen und Ganzen erst im Jahr 1648 angefangen, als Bogdan Chmelnizkij Kiew eroberte. Das Jahr war auch der Ausgangspunkt für die Geschichte des Landes in der Übersee. Die beiden Länder haben auch die Zweisprachigkeit als Gemeinsamkeit. Und beide waren lange Zeit Kolonien. Das ist, denke ich mir, das Wichtigste, was ihr Schicksal weiter bestimmt hat. Nicht, dass sie überhaupt Kolonien waren, sondern unter welchen Mächten sie standen!
Kanada stand unter der Herrschaft Englands (die französische Zeit kann man weglassen. Ich fürchte, unter der Herrschaft von Paris wäre Neurankreich immer noch eine landwirtschaftliche Provinz, wie die Ukraine unter der Herrschaft Polens, nur ohne Kosaken und ohne Ambitionen). Und in der Ukraine wechselte gerade Moskau die polnische Herrschaft ab. Es scheint, tatsächlich, an den Kolonialmächten zu liegen.
Aber was genau? Ist es die besondere Grausamkeit der Engländer? Kaum, obwohl an ihre koloniale Brutalität in Russland oft erinnert wird. Die Briten haben tatsächlich viele Leichen im Keller, aber alle Imperien wurden auf Knochen erbaut, darunter auch das russische. Geschweige die UdSSR – das blutigste Imperium der Geschichte. Mehr muss man dazu nicht sagen! Und schaut man auf die Weltkarte: USA, Kanada und Australien sind die Marktführer. In Neuseeland laufen die Geschäfte auch bestens. Südafrika ist die Wirtschaftslokomotive des Kontinents. Alle sind frühere britische Kolonien gewesen.
Vor allem kann man eine Gesetzmäßigkeit erkennen: Je länger man unter britischer Herrschaft stand, desto erfolgreicher ist man. Die berühmte russische Journalistin Julia Latynina hat in ihrer Fernsehsendung „ Zugangskode“ Ägypten mit Indien verglichen: Im ersten Land, wo nicht viele Engländer an der Macht waren und ihre Regierung kurz und nachgiebig war, und im letzten Land, wo sie länger und strenger regierten. Das Ergebnis: Indien entwickelt sich dynamisch, so dass es bald Russland beim BIP überholen wird, und Ägypten steckt weiter im letzten Jahrhundert.
Die ältere Generation erinnert sich noch daran, wie die sowjetischen Bürger den Imperialismus gebrandmarkt haben (etwas anderes war es, als es um die brüderliche Freundschaft zwischen den Schwester-Republiken ginge, die von der Großen Rus vereint worden waren) und froh waren sie, als das koloniale System zugrunde ging. Freiheit für Patrice Lumumba! Kuba, meine Liebe! Nun ist es an der Zeit zu bilanzieren, obwohl es nicht gerade nach Freude aussieht. Mubarak und Gaddafi, Mobutu und Mugabe, und nicht zuletzt der Kannibale Bokassa, kosteten den entsprechenden Nationalstaaten und dem Volk viel mehr als die Imperialsten. Wollten Sie Freiheit? Hier haben Sie es. Vielleicht, wenn man unter dem britischen Joch noch etwa 100 Jahren geblieben wäre, würde man wie ein zivilisierter Mensch leben. Die Freiheit scheint kein absolutes Gut zu sein.
Nicht jeder Kolonialismus ist allerdings progressiv. Denn ein Imperium lässt sich allein mit Blut nicht aufbauen – mit dem blanken Bajonett, ohne Hochkultur und imperialistischen Charme wird sich keiner entwickeln. Den Römern kann man Liberalismus nicht vorwerfen, aber sie haben die europäische Zivilisation erschaffen. Das Römische Imperium zog die glänzende anglo-sächsische Rüstung an, wickelte sich in das französische Florgewebe ein und wurde global. Eine Zivilisation, die technologisch, rechtlich, normativ entwickelt war. Alles fing mit der Kolonisierung an, mit der Unterwerfung der Barbaren, und letztendlich erschuf sich der Homo Occidentalis, der westliche Mensch.
Wenn man mit dem Imperium von Dschingis Khan vergleichen würde, und es war viel brutaler als das römische, was hat es hinterlassen? Nichts, außer Knochen, Asche und die Beschädigung der russischen Sitten. Es hatte gar nicht vor, eine Zivilisation zu bilden, sondern nur zu plündern. Das russische Imperium ist natürlich unvergleichbar mit dem mongolischen. Aber…
Vor kurzem wurde das Buch von Boris Kagarlizkij „Das periphere Imperium“ herausgegeben, dessen Titel, nach Meinung des Autors, den Grund erklärt, warum sich Russland ruckweise entwickelt: Entweder bricht es aus dem Weltsystem aus, oder versucht mit großem Aufwand und vielen Opfern die weitergezogene Karawane einzuholen. Das gibt es also auch: Rückständigkeit aufgrund der Entfernung von Kulturzentren der Welt und der übermäßigen Eigenart. Aber wie ist es mit Amerika? Oder Kanada? Sie sind hinter Europa nicht zurückgeblieben, und die USA sind nach der Befreiung vorwärtsgeschritten! Und das erste Dampfschiff fuhr zuerst aus Kanada ab, nicht aus England. Heißt es, die Ersteren hat ihre abgelegene Lage gar nicht gestört? Oder liegt der Hund woanders begraben? Ich befürchte, das Problem liegt an der Qualität der Kolonialmacht. Und im Fall Russlands wäre es treffender zu sagen am „Imperium der zweiten Art“ oder „der zweiten Sorte“.
Tatsächlich blieb Russland, wie die Mongolen, in der Entwicklung eigener Kolonien zurück. Finnland, die baltischen Staaten und Polen (inklusive die Ukraine) haben Moskowia nach allen zivilisierten Kriterien überholt. Das alte Armenien und Georgien waren auch weiter. Nur Mittelasien war zum Zeitpunkt der Kolonisierung in den absoluten Verfall geraten. Die sibirischen und die Bergvölker standen hinter dem russischen zurück. Eine derartige Kolonialmacht kann nicht mit kulturellem Reiz erobern, oder den Fortschritt der Kolonien in Richtung Zivilisation vorantreiben, sie kann ihn nur behindern. Zweiunddreißig Jahre sind nach der Vereinigung Deutschlands vergangen. Der Osten war nicht lange unter der Herrschaft der UdSSR und war ihr zuverlässigster Verbündeter. Auch nach den Investitionen von zahlreichen Mitteln in die Integration Ostdeutschlands ist der Unterschied zwischen „Ossi“ und „Wessi“ immer noch spürbar.
Die Kolonialmächte „der ersten Sorte“ führen Rohstoffe ein, exportieren Kultur und Wissen, Köpfe und Hände, Dienstleistungen und Waren. Die Kolonialmächte „der zweiten Sorte“ machen alles andersrum. Genau deswegen, und nicht wegen einer besonderen Internationalisierung der Russen, gehörten zur Elite des russischen Imperiums unverhältnismäßig viele Deutsche, Ukrainer, Polen, Georgier, Italiener, Franzosen, Engländer , Tataren u.a. (folgende lassen Sie grüßen: Miller, Krusenstern, Brüllow, Block, Prokopowitsch, Lysjanskij, Tschajkowskij, Czartoryski, Sikorsky, Bagration, Rastrelli, Richelieu, Traversay, Benoit, Greig, Yus, Kuprin ! ). Fremde Hände haben dem Imperium Glanz verliehen. Daher wurde Rom noch tausend Jahre nach dem Zerfall nachgeahmt. Um Großbritannien gruppiert sich eine große Gemeinschaft von Nationen. Russland aber „vereinigt“ mit Ach und Krach Kasachstan und Weißrussland. Andere Nachbarländer, die genug erduldet haben, sträuben sich gegen die Integrationsversuche. Leider musste Georgien für die eigene Sturheit mit Territorien bezahlen und die Ukraine mit dem Gas.
Aber setzen wir fort. Uns erwartet eine traurige demographische Erzählung. Im Jahr 1913 lebten in Kanada 7,5 Millionen, in der Ukraine – 35 Millionen Menschen. Etwa so viele leben zurzeit in Kanada. Da die Bevölkerung der Ukraine 45 665 281 zum ersten Oktober 2011 ausmachte, und ihr Schrumpfen feststeht, wird die Zahl der Kanadier und Ukrainer in 10 Jahren etwa angleichen. Dabei hat sich die Zahl der Ukrainer zwischen 1870 und 1913 verdoppelt, trotz der Wanderung von etwa 1,6 Millionen nach Sibirien und dem Fernosten, und nach Kanada und den USA sind noch 413 Tausend Ukrainer emigriert. Wie kann es sein, dass in der gleichen Regierungszeit der Sowjets die Bevölkerung der Ukraine nur auf 41 Millionen 869 Tausend (Zählung des Jahres 1959) gewachsen ist, trotz der Einwanderung aus Russland und anderen Republiken? Innerhalb 46 Jahren hatten wir einen Bevölkerungszuwachs von weniger als 20%? Aufgrund der Kriege und Revolutionen, sagen Sie? In Russland betrug das Wachstum aber 100%!
Demographischer Knockout! Das ist der Preis für den russischen Kommunismus, der sich für die Ukraine in einen Genozid verwandelte. Wir stehen auf Platz acht unter den Ländern bei der Zahl der Kinder in der Bevölkerungsstruktur, auf Platz vier mit einem der größten natürlichen Bevölkerungsschwunde, auf Platz achtzehn, was die Sterblichkeit angeht. Wir besitzen die vorletzte Position im Vergleich zu den Ländern Europas nach der durchschnittlichen Lebensdauer und leben 14-15 Jahren weniger als die Kanadier (67-68 Jahre gegenüber 82). Zwischen drei und sechseinhalb Millionen Ukrainer fahren ins Ausland um zu arbeiten, und Kanada lockt eher die Migranten. Insbesondere sind die Folgen dieses russisch-sowjetischen Lebens für die Männer schrecklich: Russland und die Ukraine teilen sich den dritten und vierten Platz in dieser Kategorie (86 Männer pro 100 Frauen)! In Kanada überwiegen auch teilweise die weiblichen Bevölkerungsgruppen, doch bezieht sich das vor allem auf ältere über 65 Jahre alte Frauen, dafür sind aber Männer unter 40 im Überfluss. Es ist an der Zeit die Bräute dahin zu schicken!
Kanada steht im Index der menschlichen Entwicklung auf dem vierten Platz, vor den USA (13. Platz) und vor der Ukraine (76. Platz). Kanada ist der siebte Staat der wettbewerbsfähigsten der Welt, während die Ukraine auf dem zwanzigsten Platz der am meisten Aids-betroffenen Länder landet. In Kanada nutzen 27 Millionen Menschen das Internet, in der Ukraine sind es 14 Millionen. Laut den Top 400 des Higher Education World University Rankings in den Jahren 2011-2012 in der der Times sind drei kanadischen Universitäten unter den besten dreißig Hochschulen der Welt. Während die Nationale Universität Moskau unter den letzten 300-ern erscheint, sind die ukrainischen Hochschulen unter den Top 400 gar nicht vorhanden. Dreiundzwanzig Kanadier sind Nobelpreisträger, was mehr ist, als in Russland oder der UdSSR. Über die Ukraine lohnt es sich in diesem Kontext gar nicht zu sprechen: Sie hat sich zu spät aus den Händen der Kolonialmacht befreit. In der näheren Zukunft lässt sich vom Nobelpreis leider nicht träumen. Die kanadische Flotte besitzt zwölf Fregatten, und im Herbst hat das Parlament für den Bau neuer Schiffe noch 35 Milliarden Dollar bestimmt. Die Ukraine hat ein Wachschiff. Kanada liefert Tastgeräte für Weltraumfähren und die Internationale Raumstation (ISS), und die Ukraine verlor ihren Anteil im Konsortium „Sea Launch“, und so weiter und so fort.
Wie man sieht, mit weniger Bevölkerung hat Kanada viel mehr erreicht! Arbeiten die Leute dort fleißiger? Nicht wirklich, aber sie sind leistungsorientierter. Und ihre Gesellschaft ist klüger, besser und menschlicher strukturiert – dank Großbritannien. Das heißt, trotz gleicher Grundvorlagen (die Ukraine ist ein Land, dem es an Ressourcen und Humankapital nicht gerade mangelt. Nicht jeder lebt auf so einem gesegneten Boden) hängt vieles von der Startposition der früheren Kolonien ab. Und nicht zuletzt von den Führern. Warum haben wir niemanden wie Havel? Warum sind entweder Mugabe oder Mobutu am Steuer? Wahrscheinlich, weil wir erst vor kurzem frei geworden sind. Und im Fall von solchen langen Beziehungen zur Kolonialmacht wird das Niveau des Volkes und seiner führenden Persönlichkeiten vom ständigen Brain-Drain ins Zentrum beeinflusst. Das Niveau des Zentrums ist auch davon betroffen.
Die Kanadier hatten Glück mit England (und ihren Nachbarn). Dazu noch waren sie von der Kolonialmacht durch den Ozean getrennt, wir haben Russland für alle Ewigkeit an der Seite. Das ist unser Kreuz. Und das Ergebnis liegt auf der Hand. Darüber sollte man ausführlich sprechen. Vielen, insbesondere den Donbass Bewohnern, kommt es merkwürdig vor, dass die industrielle Überlegenheit keine Garantie für Wohlstand darstellt. An einem Beispiel lässt sich das am deutlichsten zeigen. Von 1913 bis 1940 (davon waren sieben Jahre lang Kriege und Revolutionen) ist die ukrainische Industrieproduktion auf das Siebenfache gestiegen – phänomenaler Aufstieg! Der Anteil der Industrieproduktion erreichte 62 % (zu Zarenzeiten waren es nur 36%). Ein Triumph der kommunistischen Ideen? Ja. Sollte man dafür Moskau danken? Da bin ich mir nicht sicher.
Vor dem Krieg stellte die Ukraine die Hälfte der Gesamtproduktion von Kohl und Stahl in der UdSSR und zwei Drittel des Eisenerzes und Gusseisen. Wäre sie unabhängig gewesen, hätte sie den zweiten Platz in Europa bei der Gusseisenherstellung genommen, den dritten – für Stahlherstellung und den vierten Platz bei der Kohlegewinnung. Ist das gut? Nein, das ist es nicht. Das Lebensniveau ist katastrophal gesunken. Die Industrialisierung forderte Opfer, in Mengen, und die Werke arbeiteten auf den Krieg hin, den Stalin arrangierte. Laut dem ersten Fünfjahresplan wurden 87,5% des Staatsbudgets in die Schwerindustrie investiert, und in die Lebensmittel – und Leichtindustrie nur 12,5%. Das bedeutete einen industriellen Gulag im Landesausmaß.
Kanonen statt Butter! – riefen die Nazis, wenn sie sich auf die Neuaufteilung der Welt vorbereitet, wir trafen noch strengere Vorbereitungen. Wir hatten nicht mal Brot. Die Entkulakisierung (Liquidierung des Großbauerntums) und der Holodomor waren auch der Überindustrialisierung geschuldet. Das Land hungerte, alles war im Defizit, sogar Artikel des Grundbedarfs fehlten. Das Volk war unzufrieden, darauf gab es neue Massenverfolgungen seitens Moskau. Tausende von Arbeitern, Ingenieure und Geschäftsführer wurden zu „Schädlingen“ und „Arbeitslagerstaub“ erklärt. Das russische, imperiale und soziale Experiment kam die Ukraine teuer zu stehen!
Und nun schauen Sie auf die Karte – das sind die Folgen des Experiments! Sie zeigt den Kriminalitätsstand, doch erinnert stark an die Karte der Lebensdauer (im Osten ist der Erstere wesentlich niedriger) und sie zeigt die Verbreitung des Alkoholismus (hier haben Ost und West getauscht) und Präsenz der russischen Sprache. Darüber hinaus, hier sieht man die Regionen, die für Janukowitsch abgestimmt haben, und das berühmte Projekt Ukrainische Autonome Republik des Süd-Ostens (PiSUAR). Das alles (inklusive „dem Garanten“) ist die Bezahlung für Industrialisierung, die Nachbarschaft mit Russland und die daraus folgende Marginalisierung. Die Kolonialmacht hat eine derartige Spur hinterlassen (es als Erbe zu bezeichnen fällt schwer), dass es kaum Hoffnung auf eine bessere Zukunft gibt. Die DDR wurde weniger als fünfzig Jahre ausgepresst und Deutschland findet sich erst wieder. Wir wurden aber 350 Jahre ausgepresst. Und werden immer noch unter Druck gesetzt. Russland wird die Ukraine immer bremsen, auch aufgrund der ähnlichen Mentalität im Osten der Ukraine. Was wir übrigens auch jetzt beobachten.
Natürlich heißt das nicht, man müsste sofort mit einer zivilisierten Scheidung und Trennung anfangen, wie Tschechien und die Slowakei. Ich habe nur Kanada und die Ukraine verglichen und versucht die Gründe für den Erfolg eines und das Pech des anderen Landes zu finden. Nachzudenken lohnt es sich allerdings. Die Scheidung wäre eine Chance für das rechte Ufer des Dnjeprs! Der Osten ist eine schwere Last für das Land, er kostet das Land viel und das nicht nur aus politischen Gründen. Letztendlich, ist es billiger Metall in China zu kaufen, Kohle in Polen, mehr Urlaubskomfort bekommt man in Antalya als auf der Krim. Und das Wichtigste: Wir hätten den Weg in die Zukunft, Richtung Westen, frei. Sowie im Fall von Kanada.
Damals wurde der Vorschlag von Boris Kolesnikow während des Kongresse in Sewerodonezk negativ aufgenommen. Er lautete „Schaffung eines neuen südöstlichen ukrainischen Staates in Form einer föderalen Republik“. Bei Gott, warum soll die Dame nicht vom Wagen steigen! Und wir hätten es auf einmal leichter. Im Übrigen wäre solche Republik in Verbund mit Russland die beste Strafe sowohl für die südöstlichen Politiker als auch für ihre Wähler. Leider ist unser Osten keine Slowakei und seine Reflexe sind eher russisch. Und jetzt, nach der Machtergreifung wird es keine zivilisierte Scheidung geben. Der Osten darf aber nicht die erste Geige im Land spielen! Das wird schlecht enden.
13. Januar 2012 // Jurij Kirpitschow
Quelle: Serkalo Nedeli
Schade, dass die, die es angeht nicht des verstehenden Lesens mächtig sind.
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