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Ausländisches Kapital hält 40,6% am Stammkapital ukrainischer Banken

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Die finanzielle Entwicklung der Ukraine wird unter Globalisierungsbedingungen durch einen aktiven Kapitalzufluss in das Bankensystem begleitet. Wenn von 2005-2006 die Zuflüsse aufgrund der politischen Instabilität in der Ukraine und einer Reihe regulativer Barrieren zurückhaltend waren, so erhöhte der WTO Beitritt des Landes das Interesse transnationaler Bankenstrukturen an der Ukraine immens.

Ein wichtiger stimulierender Wachstumsfaktor beim ausländischen Kapital wurde die stabile positive wirtschaftliche Dynamik, welche die beständige Erhöhung des Einkommens der Bevölkerung und der Gewinne der Unternehmen in der Vorkrisenperiode begleitete. Heute sind die größten internationalen Bankengruppen auf dem inländischen Markt vertreten: Citigroup, BNP Paribas, ING, Credit Agricole, Societe Generale, Intesa Sanpaolo, RZB und SEB. Citigroup, Credit Agricole, Societe Generale, Intesa Sanpaolo sind ausschließlich im Bankensektor der Ukraine tätig. Die ING ist in den Banken- und Versicherungssektoren aktiv. BNP Paribas, RZB und SEB beschäftigen sich mit Banken, Versicherungen und ebenfalls mit Investitionen.

Zum 1. Januar 2011 lag der Anteil ausländischen Kapitals am Stammkapital der ukrainischen Banken bei 40,6%. Fast ein Fünftel dieser Gelder (19%) sind russische, 14% aus Zypern, 12% aus den Niederlanden. Weitere 9% stammen aus Österreich, 8% aus Deutschland, 7% – Frankreich, jeweils 5% Großbritannien und Polen und respektiv 3% aus Griechenland und Schweden.

Wie Experten des Nationalen Instituts für strategische Forschungen betonen, hat der Prozess des Eintritts von ausländischen Banken auf den Binnenmarkt für Bankdienstleistungen einen widersprüchlichen Charakter. Unter den positiven Folgen für die Wirtschaft der Ukraine nennen Analysten die allgemeine Stärkung und Erhöhung der Effektivität des Bankensystems. Sie heben ebenfalls eine Verbesserung der Kapitalbilanz innerhalb der Zahlungsbilanz, gemeinsam mit einer Stärkung der Hrywnja hervor.

Derweil wurde die steigende Präsenz von ausländischen Banken von einer Verstärkung einer Reihe von Risiken und strukturellen Disbalancen begleitet, unter denen vor allem eine Überhitzung der Wirtschaft und einen weniger bedeutende – als erwartet – Absenkung der Zinssätze sind, sowie eine Verbilligung der Bankdienstleistungen und die Verstärkung der Dollarisierung der inländischen Wirtschaft und ebenfalls die Verschlechterung des Zustandes der Bilanz der laufenden Übertragungen. Außerdem betonen Experten die Bildung einer paradoxen Aufwertungs-Inflations-Spirale, als die Akkumulation von Bankkapital über ausländische Quellen (Ressourcen der Mutterunternehmen) zu einem bedeutenden Plus in der Kapitalbilanz führte. Dies stärkte die Abhängigkeit der Wirtschaft von der Volatilität der Kapitalzuflüsse und den Aufwertungsdruck auf den Kurs der Hrywnja. Die NBU (Nationalbank der Ukraine) ihrerseits kaufte die überschüssigen Devisenmengen auf, damit monetäre Inflationsfolgen und eine Verstärkung der Kreditüberhitzung provozierend.

Der Meinung von Analysten nach sollte in der Regulationspolitik eine Umorientierung des Schwerpunkts von der Anwendung von administrativen Instrumenten zur Eindämmung der Expansion ausländischen Bankenkapitals zu einer Stärkung der Konkurrenzfähigkeit ukrainischer Banken erfolgen. Schlüsselrichtungen der Entwicklung des Sektors sollten dabei sein: Rekapitalisierung, Erhöhung der strategischen Rolle staatlicher und regionaler Banken und ebenfalls eine Stärkung der Spezialisierung einzelner Finanzinstitute. Dabei ist eine Stärkung des inländischen Bankensystem möglich über eine Befreiung von problematischen Aktiva und eine Restrukturierung von Problembanken, eine Erhöhung der Transparenz und Rigidität des Insolvenzverfahrens sowie ebenfalls eine Fortsetzung der Konsolidierung des Bankensystems und der Vervollständigung der Aufsichtsnormen für außerbilanzielle Tätigkeiten der Banken, ihre Investitions- und Vermittlungstätigkeiten bei Wertpapieren.

Experten konstatieren auch die Notwendigkeit der Entwicklung aller Segmente des Finanzmarktes für die Erweiterung der Investitionsmöglichkeiten in Finanzinstrumente aus Mitteln von Haushaltsfonds und Rentenrücklagen. Vor allem geht die Rede über den Unternehmensanleihemarkt, der seit dem Anfang der Stabilisierungstendenz in der Lage ist zum Instrument einer Umwandlung „kurzfristiger Einlagen“ der Banken in „langfristige Kredite“ der Unternehmen zu werden. Der Markt für syndizierte Kredite kann seinerseits zum Instrument einer Akkumulation von Ressourcen für kleinere inländische Banken und Kreditgeber für die Finanzierung von großen Krediten werden. Die Entwicklung des Marktes der Interbankenkreditvergabe gestattet eine Senkung der Notwendigkeit für eine Akkumulation von liquiden, doch beschäftigungslosen Mitteln durch die Banken und eine Nutzung der freiwerdenden Mittel für die Erweiterung des Angebots an Kreditmitteln. Ebenfalls potentiell fähig eine Konzentration des Kapitals zu erhöhen sind der Markt für Kreditoperationen bei Fusionen und Übernahmen im Banksektor und der kurzfristige Währungsmarkt, der für die Absicherung von Währungsrisiken notwendig ist.

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In Abhängigkeit von der Tiefe der Durchdringung ausländischen Kapital in den Bankensektor, kann man drei Ländergruppen hervorheben:

  • die erste besteht aus den entwickelten Ländern, in deren Finanzsystemen es praktisch keine ausländischen Banken gibt (beispielsweise die USA, Deutschland, die Schweiz und Japan, wo der Anteil ausländischer Banken 5-8% nicht übersteigt);
  • zur zweiten Gruppe gehören Länder mit einer praktisch vollständigen ausländischen Kontrolle über den lokalen Banksektor (beispielsweise Nepal, Bahrain, Jordanien, Botswana und Neuseeland);
  • in die dritte Gruppe fallen Länder mit einem Niveau ausländischer Bankenbeteiligungen im Bereich von 15-80%. Eben zu dieser Gruppe gehört die Ukraine.

Ruslan Kisljak

Quelle: Ekonomitscheskije Iswestija

Übersetzer:   Andreas Stein — Wörter: 763

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