bq(floatright).Es ist bekannt, dass kein Land zu keiner Zeit aus einer Krise dank ausschließlich ökonomischen Umständen herauskam. Denn den Rahmen für jedes ökonomische Handeln legt eine bestimmte Mentalität.
Sergei Krymski, ukrainischer Philosoph (1930 – 2010)
Die psychische Kultur oder das kollektiv Unbewusste eines jeden Volkes bezeichnet man oft als nationalen Charakter oder Mentalität. „Was sind wir denn für ein Volk?“, fragte schon der bekannte Schriftsteller und Abgeordnete. „Sagt, welchen Staat sollen wir bauen?“, sprach zu den Abgeordneten ein nicht weniger bekannter Politiker, der ehemalige Premierminister und Präsident von Ukraine. Diese Fragen sind nicht so einfach, wie man schon beim ersten Blick zeigen kann. Bei der Suche nach Antworten befragten wir die Arbeiten von Sergei Krymski Unter der Signatur Sofias, von Jelena Dontschenko und Juri Romanenko Archetypen des Soziallebens und die Politik, sowie auch bekannte klassische Werke.
Im Idealfall sollten sich das Volk und der Staat, den er bildet, auf sein kollektiv Unbewusstes stützen. Denn jedes Volk hat seinen unvergleichlichen Archetypus. Dieser ist eine Ausprägung des kollektiv Unbewussten, mit deren Hilfe, von Generation zu Generation, die Erfahrung des Volkes weitergegeben wird. Eine Kenntnis des Archetypus erlaubt es die Mentalität eines Volkes zu erforschen, wie auch seine Vorgeschichte und Zukunft; das, was Philosophen Noosphäre genannt haben, oder, wie Krymski, eine Verstandessphäre; nicht im gewöhnlichen abgelenkt-logischen Sinn, sondern im Sinne eines Repräsentanten des Seins, einer notwendigen regulierenden Kraft, die nicht von sich aus wirkt, sondern im Kontext kosmologischer Gesetzmäßigkeiten.
Krymski war überzeugt, dass die ukrainische Geschichte in ihrer Katastrophenanfälligkeit durchaus dem Schicksal biblischer Völker ähnelt, der Großteil derer, im Unterschied zu Ukrainern, ausstarb, und die Erretteten erschufen eine Kompensationsideologie der Auserwähltheit Gottes (so der jüdische Ethos): Das ukrainische Volk, das seine Kraft gefunden hat, alle historischen Dramen zu überwinden, untermauerte allmählich seine Standfestigkeit mit seiner spezifischen Geisteshaltung. Der Ankerpunkt dieser Geisteshaltung war die Idee der Heiligkeit seines Mutterlandes, der Gotteserwähltheit seines Landes und des Respekts zu seiner Ziehmutter Ukraine.
Achtet man darauf, dass über viele Jahrzehnte der Mythos einer einheitlichen „altrussischen Ethnie“ geschaffen wurde (und immer noch wird), aus der sich dann Ukrainer, Russen und Weißrussen herausbildeten, dann ist es angebracht die Mentalitäten dieser Völker miteinander zu vergleichen, besonders des russischen und des ukrainischen. Während bei der Entstehung des Moskauer Staates im Spätmittelalter Russen die Idee des ‚Dritten Roms’, also einer absoluten staatlichen Allmacht dem byzantinischen Erbe entliehen, schrieb Krymski, betonte die ukrainische Rus die Idee eines ‚Zweiten Jerusalems’, des Heiligen Landes also. Die Idee einer ‚Heiligen Rus’, deren Lebensweise einem Buch Göttlicher Weisheit gleichen sollte, einer Weisheit, die zu über den Tod hinausgehenden Großtaten des Geistes aufruft, wurde in der Ukraine dominierend.
Das Thema ist nicht neu. Schon im 19. Jahrhundert referierte sie Nikolai Kostomarow in seiner Arbeit „Zwei russische Völker“. Er merkte an, dass der russische Expansionismus, die Vormachtsstellung der russischen Dorfgemeinde über den einzelnen Bauern, die Priorisierung der Masse vor der Persönlichkeit und die Begrenzung individueller Freiheit maßgeblich zur Herausbildung der absoluten Monarchie in Russland beitrugen. Die ukrainische Freiheitsliebe dagegen, das Streben nach freiheitlicher Verbundsbildung und föderalen Organisationsformen des Gesellschaftslebens und eine Höherschätzung der einzelnen Persönlichkeit vor der Masse nagten an einem jeden keimenden Aufbauversuch eines ukrainischen Staatswesens.
Der deutsche Philosoph und Psychologe Karl Jaspers schrieb zu Beginn der dreißiger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts: Dort, wo es keine Freiheit gibt, herrschen Willkür und Despotie, folglich ist der Hang Russlands zur Diktatur gesetzmäßig. Dort wird die Tradition der Peitsche gepflegt und ein Einzelner wird als Teil der Herde angesehen, über die ein Diktator verfügt. Das kollektivistische Weltbild bedeutet eine Umlegung der Verantwortung vom Individuum auf das Kollektiv, was für die Mentalität asiatischer Länder bezeichnend ist. Und das Gefühl der Verantwortung für alle impliziert die persönliche Verantwortungslosigkeit.
Laut Krymski ist ein sittliches Verständnis von Freiheit, die ein Unterpfand der Ehre und Würde eines Individuums ist, für Ukrainer wichtig geworden: Dadurch kann man, im Besonderen, viele Episoden ukrainischer Geschichte erklären. Der Beginn des Unabhängigkeitskampfes gegen Polen unter Bohdan Chmelnizkyi (1648-1654) war gerade dadurch motiviert, dass die Kosaken ‚Ehrenrechte’ vom polnischen Adel erhalten wollten. Noch überzeugender wirkt das Beispiel der Ukrainischen Aufstandsarmee (1942-1944), die in einem zum Scheitern verurteilten Kampf sowohl gegen die Polen als auch gegen die Armeen der zwei totalitären Regime ihren Mut unter Beweis stellten.
Der russische Schriftsteller Maxim Gorki (1868-1936) schrieb seinerseits in Über das russische Bauerntum: Die Brutalität der Revolution kann ich ausschließlich mit der Brutalität des russischen Volkes erklären. Der ehemalige Sklave wurde zum hemmungslosen Despoten, sobald er die Möglichkeit erhielt Herr über seinen Nächsten zu sein.
Nebenbei gesagt, äußerte sich zu Mentalitätsfragen auch einer der bolschewistischen Führer, Leo Trotzki. Er war überzeugt, dass im ukrainischen Bauern der Hunderte von Jahren schlafende Freiheitsgeist der Kosaken der Saporischschja-Region und der im 17. Jahrhundert die polnische Oberherrschaft herausfordernden Hajdamaken inne wohnt: „Es ist ein schreckhafter Geist, der sprudelt und brodelt wie der bedrohliche Dnjepr in seinen Stromschnellen. Er macht Ukrainer wundersam tapfer. Es ist derselbe Freiheitsgeist, der Ukrainern in all den Jahrhunderten unmenschliche Kräfte verlieh, im Kampf gegen ihre Unterdrücker Polen, Russen, Tataren und Türken, und ihnen half glänzende Siege über sie zu erringen. Nur die grenzenlose Arglosigkeit und Willfährigkeit, sowie ein mangelndes Bewusstsein der Notwendigkeit eines festen Zusammenhalts aller Glieder des Staates, nicht nur zu Kriegszeiten, vernichtete jedes Mal alle Eroberungen der Ukrainer.“
Sehr stark unterscheiden sich voneinander auch das ukrainische und das russische Recht. Die Autoren der Ukrainischen Rechtsgeschichte (Redaktion: Besklubow) behaupten, dass das politische System und sozioökonomische Umstände im spätmittelalterlichen Moskauer Staat sich grundlegend von der ukrainischen Lebenswirklichkeit unterschieden und dieser feindselig waren und dass menschliches Leben in Ukraine um ein Mehrfaches höher geschätzt wurde, als im Russischen Reich, weshalb die demokratische Neigung der Ukrainer und die Moskauer Despotie unter keinen Umständen zu vereinigen gewesen waren. Dasselbe galt für die Beziehungen zwischen Mann und Frau. Das ukrainische Recht sprach vom Prinzip der Gleichheit, das russische, dagegen, hatte ein despotisches Familienbild im Sinn.
Sowohl der christlich-westliche als auch der christlich-orthodoxe Kulturraum (Unterscheidung nach Huntington) stützten sich beim Staatsaufbau auf eine Herrschaft der Feudalherren. Vor diesem Hintergrund kann man Ukrainer weder dem einen, noch dem anderen Kulturraum zuordnen. Die Kiewer Rus erschuf eine eigenständige Kultur, deren Mentalität die Grundlage des ukrainischen Lebens bilden muss. Vereinfacht ausgedrückt ist das psychische Profil des Ukrainers ein eigenständiger Hausherr, der nur mit seinen eigenen Kräften rechnet. Das psychische Profil des Europäers, dagegen, ist ein angestellter Arbeiter, der eine Zivilgesellschaft gebildet hat, über die er seine Rechte erkämpft. Das psychische Profil des Russen ist ein Leibeigener, der auf den gütigen Zaren hofft. Die Ukraine entstand aus der ukrainischen Rus, Russland dagegen aus dem christlich-orthodoxen Zweig der Goldenen Horde der Nachfahren Dschingis Khans. Darin gibt es weder etwas Schlimmeres noch Besseres. Es ist lediglich die Darstellung des Beziehungssystems zwischen Herrschenden und Beherrschten. Wie Dontschenko und Romanenko anmerkten, seien die zentralen sozialen Eigenschaft nicht in den Individuen selbst zu erkennen, sondern in einem Geflecht aus dessen Beziehungen.
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bq. Es protestiert die Seele. So passt uns nicht dieses schöne Land, das sich mit Tatarentum gemischt hat, mit Blut und Totschlag.
Oles Gontschar, ukrainischer Schriftsteller, aus Das Tagebuch (1968)
Wenn die Ukraine, die über ein Drittel der Schwarzerdeböden der Erde verfügt, ein ziemlich gebildetes Volk hat und eines der ärmsten Länder Europas ist, dann ist die Ursache augenfällig: der Staat ist nach einer fremden Psychokultur aufgebaut. Und keine kosmetischen, also, auf den Schein ausgerichteten Reformen, werden hier etwas ändern. Denn, so Dontschenko und Romanenko, wenn das Sozium unter den Bedingungen lebe, die nicht seinem eigenen Charakter entsprechen würden, seiner Tiefenwirklichkeit, seinem Lebensenergiefeld, seiner Geisteshaltung, dann werde es sehr bald als ein selbstständiges Subjekt des Welthandelns zugrunde gehen. Deshalb muss Ukraine ihren eigenen natürlichen Weg finden.
Zu bestimmenden Archetypen ukrainischer Mentalität zählt Krymski das „Land“ und das „Ideal der Freiheit“. Der Archetypus des Landes beinhaltet das Agrarisch-produktive, das Sozial-historische und das Geistig-kulturelle als Attribute des ukrainischen Lebensgefühls, der Bräuche und Rituale und verkörpert das noosphärische Bauchgefühl der Ukrainer: „Dieser Archetypus durchzieht die gesamte ukrainische Geistesgeschichte, von heidnischen Riten des Ackerbaus über christliche Werte und kosakische Ideale des freien Bauerngehöfts bis zu Schriften ukrainischer Wissenschaftler.“
Gerade das Ideal der Freiheit, so Krymski, ist der Schöpfer einer Grenzkultur, vielleicht der einzigen auf der Welt, die dem Druck der Nomadenstürme aus der Steppe standgehalten hat, die zur Heimat für Menschen wurde, von denen keiner (so Gogol) zu Zuschauern des Weltdramas gehören wollte, sondern ausschließlich zu deren handelnden Figuren. Wenn man Freiheit vom Standpunkt der „Wiege der Zivilisation“ betrachtet, dann kommt man zur logischen Frage: wie bringt man diese Freiheit in Übereinstimmung mit deren ukrainischer Sicht? Das zu machen ist aber unmöglich, da die Wurzeln unseres kollektiv Unbewussten bis in die Bandkeramik-Zivilisation (ca. 5.000 bis 2.000 v. Chr. auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens) zurückreichen. Der Anthropologe Sergei Sereda ist der Meinung, dass zahlenmäßig starke Stämme auf diesem Gebiet eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Genpools der Vorväter der Ukrainer gespielt haben, der einmaligen Ethnie des südlichen Osteuropas, deren physische Merkmale sich schon lange vor dem Erscheinen der Slawen auf der historischen Bühne herausgebildet haben.
Man kann annehmen, dass die Bandkeramik-Psychokultur die Basis für die der Kiewer Rus war. Die Mehrheit der zeitgenössischen nichtmarxistischen Historiker lehnen die Theorie ab, dass der europäische Feudalismus eine Vorstufe zum Zeitalter der Industrialisierung darstellte. Sie bringen Argumente gerade aus der Geschichte der Kiewer Rus. Erstens existierte dort kein für feudale Beziehungen grundlegendes Institut der Lehnsabhängigkeit und die Macht der Fürsten über die Bojaren (Hochadlige) war klein. Zweitens spielte der Handel und Städte eine große Rolle im Leben des alten Kiewer Staates. Drittens waren die Bauern in der Kiewer Rus hauptsächlich frei. Das zeigt, dass die Situation im Osten Europas sich grundlegend von den Zuständen im Westen unterschied. Deshalb neigen auch westliche Historiker dazu die Kiewer Rus als ein einzigartiges und ursprüngliches soziales System anzusehen, und nicht sie einer umfassenden Kategorie feudaler Gesellschaften unterzuordnen.
Dieses soziale System erschuf auch den Psychotypus des Ukrainers als eines eigenständigen und sich auf seine eigenen Kräfte verlassenden Hausherrn. Gerade dieser Psychotypus verhinderte auch die Entstehung eines primitiven Feudalstandes, sodass der Auftrag zur Staatsbildung, der seine Kräfte überstieg, auf die Schultern von Bauern und Kosaken umgelegt wurde. Die Kraft der Verwurzelung dieser Psychokultur und die Tiefe des ukrainischen Archetypus der Freiheit ist durchaus mit der Großen Chinesischen Mauer vergleichbar. Sowohl die Präukrainer als auch die Prächinesen befanden sich unter dem Druck derselben Steppe. Diesem Druck widersetzten die in der Steppe lebenden Chinesen eine physische Mauer. Wir, Ukrainer, – eine sittlich-geistige. Diese Mauer konnte bis heute keiner überwinden und das wird er auch morgen nicht können. Mit einem solchen Volk kann man nur mit der Zeit gehen. Das haben weder Iwan Masepa verstanden, noch die Führer der Ukrainischen Revolution von 1917-1921, noch Viktor Juschtschenko. Auch versteht es nicht der derzeitige „Landesführer“.
Für den Aufbau eines erfolgreichen Staatswesens ist die Übereinstimmung einiger Bedingungen notwendig: des kollektiv Unbewussten, des Typus der Führung und des entsprechenden wissenschaftlich-technischen Niveaus. Ein Blick in die ukrainische Geschichte zeigt, dass während der Nationalen Revolution unter der Führung von Chmelnizkyi der Typ des Anführers dem kollektiv Unbewussten der Ukrainer zwar entsprach, aber die dritte notwendige Bedingung für die Umsetzung der nächsten Entwicklungsstufe war nicht erfüllt: die ersten zwei Bedingungen entsprachen nicht dem damaligen wissenschaftlich-technischen Niveau. In der Zeit Masepas als Anführer war gar keine der drei Bedingungen gegeben. Nach 2004, dem Sieg der Orangenen Revolution, entsprachen das kollektiv Unbewusste dem wissenschaftlich-technischen Niveau bereits, aber der Typ des Landesführers entsprach noch nicht diesen zwei Bedingungen. Ohne dass sich alle drei Bedingungen aber entsprechen, ist der Aufbau eines erfolgreichen und unabhängigen Staates unmöglich.
Die vorherigen Inhaber politischer Macht versuchten den Einsatz des europäischen politischen Modells, entfesselten aber bei Nichtvorhandensein einer Zivilgesellschaft das Schwungrad der Korruption. Die heutige Regierung versucht die Rolle des gütigen Zaren für den gehorsamen Leibeigenen zu spielen. Berücksichtigt man, dass die Regierung Ordnung auf Moskauer Weise, als eine totale Kontrolle über das Volk versteht, und das Volk durch das kollektiv Unbewusste sich in seiner Seelentiefe als Hausherr (nicht als kleiner Ukrainer also) fühlt, wird auch dieser Versuch scheitern. Der rasante Absturz der Popularität der Regionalpolitiker zeigt, dass es schwer sein wird den Wähler wieder zu betrügen, da man es heute mit einem gänzlich anderen Volk zu tun hat.
Das Internet und die moderne Kommunikationstechnik hat die Situation grundlegend geändert. Alle für den Aufbau eines Gemeinwesens nicht gerade förderlichen Eigenschaften der Ukrainer in früheren Zeiten schlagen sich im Informationszeitalter in förderliche um. Nun wird die Einheit nicht durch Einmütigkeit, Staatseigentum oder Diktatur gewährleistet, sondern durch die Einheit der Vielfalt mit Hilfe moderner Kommunikationsmittel. Offensichtlich ist heute der Majdan, wie der zentrale Platz der Unabhängigkeit in Kiew heißt, gemessen an den politischen Möglichkeiten, heute noch verfrüht, der Internet-Majdan aber ist schon Wirklichkeit geworden.
Staaten, die im zwanzigsten Jahrhundert zum Erfolg aufstiegen, stimmten ihr kollektiv Unbewusstes mit dem wissenschaftlich-technischen Niveau ab, wie z.B. Japan oder Länder Südostasiens. Das war aber nicht der Zeitalter der Ukrainer. Das kollektiv Unbewusste der ukrainischen Nation kann sich nur in der Informationsgesellschaft, also im einundzwanzigsten Jahrhundert entfalten. Denn, wenn es den oben genannten Ländern gelang auf der Grundlage ihrer vertikal organisierten Gesellschaften erfolgreich zu werden, dann kann sich das ukrainische kollektiv Unbewusste nur bei einer horizontalen Gesellschaftsstruktur entfalten.
Allmählich entsteht eine ukrainische Elite. Sie wird auch weiter in Gemeinschaftsverbünden wachsen und in sich das ukrainische kollektiv Unbewusste aufsaugen, das eine ebenso große Bedeutung für eine Nation hat wie die Schwerkraft für einen Planeten. Das es heute noch fast keine Eliten gibt, ist für Länder mit einer Vergangenheit wie der unseren, normal. Das ist die Folge der zahlreichen Versuche der Kolonisatoren unseres kollektiv Unbewusstes zu vernichten, was nichts anderes hieß als Versuche unsere Nation zu vernichten. Eines der Ergebnisse dieser Versuche war die Erschaffung von „genmanipulierten Lebewesen“, die Ukraine heute in den ökonomischen und sozialen Abgrund geführt haben.
Die absolute Minderheit, die überall auf der Welt traditionell über der absoluten Mehrheit parasitiert, wird in Ukraine mit aller Kraft erbitterten Widerstand leisten um alles Ukrainische zu zerstören und sich dabei auf dieselben „genmanipulierten Lebewesen“ stützen. Denn die Geschichte kennt keine Präzedenzfälle dafür, dass erfolgreiche Sklavenhalter auch zu erfolgreichen Lehnsherren werden und die letzteren wiederum zu erfolgreichen Kapitalisten, und das auch noch im Rahmen einer vertikalen Gesellschaftsstruktur. Hier ist aber die Rede von einem allmählichen Übergang zu einer horizontalen, bei welcher das Volk zum de facto-Herr wird…
So sind wir an der wichtigen Frage angekommen, deren Antwort bei uns seit Jahrzehnten gesucht wird: der Frage der nationalen Idee. Um Ukrainer zu erniedrigen, wird die ukrainische Nation gemeinhin als bäuerlich bezeichnet. Konsequent wäre es dann auch ihre nationale Idee bäuerlich zu nennen. Aber nein, nationale Idee ist doch etwas bürgerliches! Und dass ein ukrainisches Bürgertum nach wie vor nicht existiert, wird gleichsam missachtet. Das Kernverständnis der nationalen Idee ist das Recht man selbst zu sein, das Recht auf die Würde und Ehre als Mensch zu haben. Aber gerade solche Eigenschaften sind gefährlich sowohl für eine Gesellschaft der Tagelöhner als auch für eine Gesellschaft der Leibeigenen.
Krymski war überzeugt, dass die ukrainische Kultur zu einzigartigen historischen Gebilden gehört, deren Wurzeln Jahrtausende zurück in die alte Geschichte gehen und dass sich historische Zeugnisse der Entstehung der ukrainischen Ethnie innerhalb eines bestimmten Kulturraums auf ein und demselben Gebiet, auf dem sich später der ukrainische Ethos entwickeln würde, finden lassen. Völker wechselten sich ab, aber der kulturhistorische Nährboden dieses Prozesses wurde jahrtausendelang bereitet. Gerade daraus entsteht das kollektiv Unbewusste der Ukrainer mit dem sie auszeichnenden durchgehenden Archetypus des selbstständigen „freibäuerlichen Hausherrn“.
2. Dezember 2011 // Taras Marussik, Wassilij Jakubjak
Quelle: Serkalo Nedeli
(Der Übersetzer distanziert sich von den Aussagen des Originalartikels)
Wir müssen nicht nach Herren- oder Sklavenvölker suchen, in ihrer Geschichte haben dies wohl alle Völker schon einmal durchlebt.
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