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Gedenken an Dmitrij Tymtschuk

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Von der Redaktion von LB.ua: Die Gruppe „Informationeller Widerstand“ [2014 eine der Hauptstützen der ukrainischen Propaganda, A.d.R.], einer deren Gründer und Koordinator Dmitrij Tymtschuk war, der am 19. Juni tragisch ums Leben kann, veröffentlichte in Verbindung mit dessen 47. Geburtstag einen Text, der dem Gedenken an den Verstorbenen gewidmet ist. Wir drucken ihn unverändert ab.

„Zum Geburtstag, lieber!“. Genauso, mit etwas gespieltem „kaukasischem“ Akzent, gratulierten wir am 27. Juni Dimka Tymtschuk zu seinem Geburtstag. Doch neun Tage zuvor hörte sein Herz auf zu schlagen…

Er war… Ja, er war der beste Journalist in unserer Gruppe „Mursilok“, Absolvent der Lwiwer Hochschule für Kriegsführung und Politik aus dem Jahr 1995. Tschuk, so nannte man ihn in unserem Offiziersschüler-Kollektiv. Im Abschluss-Journal „Ataka“ versprach man ihm den Ruhm eines bekannten Journalisten, und der wurde er. Seit dem Jahr 2000 konnte sich kaum jemand in der Herausgabe von Texten zum Thema Verteidigung mit ihm messen.

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Dimka befand sich immer in der Opposition zur Führung, wie man in der Sowjetunion sagte ein „Freak“. Er liebte Rock und hasste die Bullen. Er war immer auf der Seite der Schwachen und kämpfte mutig für die Gerechtigkeit: als Offiziersschüler warf er sich ohne Zögern in den Kampf mit „den überlegenen Kräften des Feindes“, als Offizier verfiel er in scharfe Auseinandersetzungen mit den Vorgesetzten ohne Beachtung von Rang und Namen. Er war prinzipientreu (manchmal bis zum Nerven) und ehrlich. Tschuk baute seine militärische Karriere ausschließlich auf das selbst Erreichte, jede Beförderung und jede Ernennung hat er sich verdient, mit seinem eigenen Buckel, wie man sagt. „Probleme lösen“ war nicht sein Ding [umgangssprachlich für Bestechung, A.d.R.]. Ein gesunder Karrierismus war ihm eigen, deshalb diente er bis zum Rang des Oberstleutnants. Aber er jagte nicht nach Titeln und kroch nicht auf den Knien danach. Deshalb diente er nur bis zum Rang des Oberstleutnants.

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Er mochte es, im Parlament zu arbeiten, er verstand den staatlichen Maßstab der Tätigkeiten und damit verbundenen Funktionen und handelte deshalb sehr ernsthaft in der Ausübung seiner Abgeordnetenpflichten [Tymtschuk war im Oktober 2014 über die Parteiliste von Arsenij Jazenjuks Volksfront ins Parlament gelangt, A.d.R.]. Aber gleichzeitig sind sie ihm – wie soll man das genau ausdrücken – zur Last gefallen vielleicht. Das merkte man an der Ironie, mit der er öfter von seiner Arbeit in der Rada erzählte. Es schien, als ob er diese innere Unbequemlichkeit mit den Gedanken daran ausglich, dass ihm die Bekanntschaften, die er in der Werchowna Rada der Ukraine geschlossen hatte, später bei seiner Arbeit als Journalist sehr helfen würden, wenn er wieder vollständig in seinen Beruf zurückgekehrt wäre. Diese Arbeit liebte er am meisten.

Im Status des Abgeordneten hat er absolut keine Starallüren entwickelt, ging immer ans Telefon. Wenn es möglich war, traf er sich gern mit Freunden. In diesem Frühling schien das in einem Gespräch auf, als er sagte, wenn er das Mandat aufgibt, wird mehr Zeit sein für Treffen und für neue Projekte.

Mit dem Verlust des Mandats verlor Dimka nicht besonders viel im materiellen Sinne. Er verdiente gut mit seiner journalistischen Arbeit. In den ersten paar Jahren seines Aufenthalts in Kiew, als er sich noch die Hände wund schrieb an Texten im „hauptstädtischen“ Stil, sein Tema suchte, musste er noch durch die Redaktionen rennen, um Material unterzukriegen. Aber irgendwann ab 2001 oder 2002 fanden Dimkas Artikel bereits reißenden Absatz. Es kam vor, dass er innerhalb von fünf Stunden „in der Spitze“ drei Artikel von jeweils 300 Zeilen herausgab. Mit der Zeit wurde allen deutlich, dass er den Rahmen der behördlichen Zeitung des Verteidigungsministeriums „Narodnaja Armija“ [Volksarmee] bedeutend überschritten hatte. Dimka hat das auch selbst sehr gut begriffen, hat aber dennoch die Nase nicht oben getragen und gedient, wie es sich gehört, das Tagesgeschäft in der Redaktion gemacht, auf Dienstreisen gefahren, zum Beispiel auch in „Krisenherde“.

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Zu Beginn der 2000er, noch unter Kutschma, wurde in Militärkreisen und militärnahen Kreisen aktiv der Text der neuen Militärdoktrin für die Ukraine diskutiert. Heute haben viele schon vergessen, dass die oberste Landesführung damals ernsthaft über einen totalen Abbau der bewaffneten Kräfte beriet, im Detail die Teilung und Zusammenlegung von Raketeneinheiten mit den operativ-taktischen und taktischen Waffengattungen. Einmal sprachen an einem regulären Runden Tisch Generäle des Verteidigungsministeriums und Experten aus Nichtregierungsorganisationen über den vollständigen Verzicht auf Raketen, da um die Ukraine herum nur befreundete Länder wären und niemals jemand gegen uns Krieg führen würde, das 21. Jahrhundert sei angebrochen, alle Menschen seien Brüder usw. Dimytsch hörte diesen Gesprächen zwei Stunden zu und stellte dann eine Frage: Wie viele Stunden existiert die Ukraine nach Meinung der anwesenden Generäle und Experten nach dem Verzicht auf diese Bewaffnung? Die Experten und Generäle waren beleidigt.

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Dimka hat lange für seine Wohnung gespart. Wie viele Offiziere bedrückte ihn die Wohnungslosigkeit, aber eine besondere Tragödie hat er darin nicht gesehen. In den „besseren“ Jahren zählte man in der Kiewer Garnison 50-60.000 wohnungslose Offiziere…[gemeint ist damit, dass diese Offiziere keine Eigentumswohnung hatte, A.d.R.] Ja, um das Ersehnte zu erreichen musste Tschuk sparen. Seinen ersten „zivilen“ Anzug kaufte er zum Beispiel erst 2004, später tauchte er darin im Parlament auf. Aber er war nicht geizig und setzte sich nicht das Ziel Millionär zu werden, mehr Wert zusammenzutragen. Dimka liebte sein Land von ganzem Herzen, seine Arbeit, seine Familie und Nahestehenden. Und er verließ uns, ohne genug geliebt, genug geschrieben und einen Großteil seiner Pläne verwirklicht zu haben.

Borisytsch…Dimka…Tschuk… Alles Gute zum Geburtstag, lieber! Heute wärest du 47 Jahre alt geworden….

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27. Juni 2019

Quelle: Lewyj Bereg

Übersetzerin:   Anja Blume — Wörter: 918

Anja Blume ist Sozialpädagogin und übersetzt - zwischen eigener poetischer Tätigkeit - auch immer wieder Märchen und Lieder aus dem Russischen ins Deutsche. Ehrenamtlich ist sie im Bereich der internationalen Jugendarbeit tätig.

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