Am 17. Januar ist Präsidentschaftswahl in der Ukraine. Der Wahlkampf nähert sich langsam dem Ende und wenn in den nächsten Tagen nichts Außerordentliches passiert, dann kann man schon jetzt behaupten, dass das Wahlergebnis für den ersten Wahlgang feststeht. Zumal die Zeit bis zum 11. Januar wegen der orthodoxen Weihnachten sowieso eine Art „tote Zeit“ in der Ukraine ist. Auch die geplanten TV-Duelle zwischen den Präsidentschaftskandidaten werden eher Unterhaltungsshows als Entscheidungshilfen für die Bürger_innen sein. Mehrere Top-Kandidat_innen, unter ihnen Janukowytsch, Tymoschenko, Jazenjuk, Juschtschenko und Lytwyn, haben bereits auf die Teilnahme an öffentlichen Debatten verzichtet.
von Kyryl Savin, Mathias Lischke und Andreas Stein
Klare Umfrageergebnisse
Sieht man sich die letzten Umfragen (siehe unten) an, dann steht schon beinahe fest, dass eine zweite Wahlrunde am 07.02. notwendig sein wird und dass Janukowytsch und Tymoschenko in die Stichwahl gehen werden. Tymoschenko kämpft zurzeit hauptsächlich darum, den Abstand zum „Tabellenführer“ Janukowytsch so weit wie möglich zu verringern und im Idealfall auf unter 10% an ihn heranzukommen, was allerdings schwierig werden dürfte. Die Hauptstrategie Tymoschenkos dafür besteht darin, ihre zahlreichen, potenziellen und frustrierten Wähler_innen im Westen der Ukraine zu mobilisieren, die bis jetzt nicht wählen gehen wollen.
Umfragewerte (Mittelwert aller Umfragen von Dezember 2009)
- Janukowytsch 31,5%
- Tymoschenko 21,1%
- Tihipko 7,0%
- Jazenjuk 6,5%
- Juschtschenko 4,3%
- Symonenko 3,4%
- Lytwyn 2,9%
- Gegen alle 8,9%
- Unentschieden 15,4%
Tymoschenko muss auf Wahlbeteiligung setzen
Janukowytschs Wählerschaft in der Ost- und Südostukraine ist motiviert genug und relativ stabil, daher zeigt der Oppositionsführer nur seine Präsenz im Medienraum und kritisiert Tymoschenko absichtlich nicht persönlich (seine vernichtende Kritik geht an die Adresse der namenlosen „Orangenen Führer“). Janukowytsch und sein Team bemühen sich im Moment sehr, sein Image im Ausland (v.a. allem in Europa und den USA) mit Hilfe von teuren PR-Agenturen zu verbessern – was ihnen offensichtlich ziemlich gut gelingt.
Der eigentliche Kampf zwischen den zwei Herausforderern wird erst nach dem 17.01. beginnen. Julia Tymoschenko wird weiterhin gezwungen sein, sich um eine Steigerung der Wahlbeteiligung in der West- und Zentralukraine zu bemühen. Eine solche Wählermobilisierung wird schwierig. Viele orangene Wähler und Wählerinnen sind frustriert und apathisch geworden. Tymoschenko wählen ist für sie keine Lösung und der zweite Wahlgang wird für sie zur Wahl zwischen Pest und Cholera. Janukowytsch hingegen hat auch in der Stichwahl nichts zu befürchten. Umfragen zeigen, dass er in der zweiten Runde mit 46%, gegenüber 38% bei Tymoschenko, in Führung liegt. Beide haben also durchaus Chancen die Präsidentschaftswahl zu gewinnen.
Wie positioniert sich Noch-Präsident Juschtschenko in einer Stichwahl?
Sehr interessant wird sein, wie sich der heutige Präsident Juschtschenko zwischen dem 17.01. und dem 07.02. positionieren wird. Er hat insgesamt vier Optionen: Werbung für Tymoschenko, Werbung für Janukowytsch, keine öffentlichen Aussagen, eine Aufforderung gegen alle abzustimmen bzw. die Stichwahl zu boykottieren. Momentan ist es überhaupt nicht vorstellbar, dass sich Juschtschenko für Tymoschenko aussprechen wird, denn die beiden trauen sich nicht mehr über den Weg. Zudem vergeht kaum ein Tag, an dem sie sich nicht öffentlich beleidigen. Es ist auch unwahrscheinlich, dass Juschtschenko es wagen wird, offen für Janukowytsch zu werben. Auch eine neutrale wahlpolitische Position des Präsidenten zwischen den Wahlgängen scheint ziemlich unwahrscheinlich zu sein. Mehrere Experten sind der Meinung, dass Juschtschenko seine und insgesamt die orangenen WählerInnen eher zum Wahlboykott aufrufen wird. Ein solches Verhalten des Präsidenten allerdings Janukowytsch nützen.
Juschtschenko selbst wird zum Ende der Wahlkampfzeit immer aktiver. Sein Traumziel wäre es, mit ca. 6% bis 8% zum Tabellendritten heranzuwachsen, was im Moment eher unrealistisch ist. Juschtschenko nach soll das Präsidialsekretariat (Präsidialamt) geheime Verhandlungen mit den orangenen Kandidaten Kostenko, Jazenjuk, Hryzenko und Tjahnybok führen, damit diese nächste Woche ihre Kandidaturen zugunsten eines „gemeinsamen Kandidaten der demokratischen Kräfte“ zurückziehen. Dieser gemeinsame Kandidat sollte dann natürlich Präsident Juschtschenko selbst sein. Jazenjuk, Hryzenko und Tjahnybok haben diese Meldung bereits öffentlich dementiert. Es ist wirklich nicht vorstellbar, unter welchen Bedingungen Jazenjuk (zur Zeit 6,5%) seine Kandidatur zugunsten Juschtschenkos (4,3%) zurückziehen sollte.
Der Kampf um Platz 3
Um den dritten Platz kämpfen zurzeit zwei Kandidaten: der ehemalige Politiker und erfolgreiche Geschäftsmann Tihipko und der ehemalige Parlamentspräsident und Außenminister Jazenjuk. Beide liegen mit Umfragewerten im Bereich zwischen 6,0% und 7,0% gleichauf. Im Unterschied zum Wahlkampfbeginn, als Jazenjuk über 10% der Stimmen hatte und kurz hinter Tymoschenko stand, stürzt er mittlerweile dramatisch ab. Tihipko, der dutzende Millionen von US-Dollar in seinen Wahlkampf investiert und bis heute keine großen Fehler gemacht hat, stieg dagegen in den letzten Wochen in der Wählergunst auf und wird offensichtlich am 17.01. auf dem dritten Platz landen.
Der Parlamentspräsident Lytwyn, der rechtsradikale Tjahnybok, sowie der Kommunistenführer Symonenko und andere marginale KandidatInnen – insgesamt werden 18 KandidatInnen zur Wahl stehen – bemühen sich über 3% zu kommen, um attraktiv für politische Investitionen bei den nächsten Parlamentswahlen zu bleiben. Die Sperrklausel für Parteien bei der Parlamentswahl in der Ukraine beträgt 3%.
Bei allen Zahlenspielen ist zu beachten, dass weit über 20% der Wähler_innen immer noch unentschlossen sind. Diese Zahlen lassen Tymoschenko hoffen. Sie hat schon mehrmals bewiesen, dass sie auch Unmögliches möglich machen kann.
Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung
Mathias Lischke ist Praktikant in der Heinrich-Böll-Stiftung in Kiew.
Forumsdiskussionen
Bernd D-UA in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„@lev dann wünsche ich Dir eine gute Reise, es war sehr schön in LVIV, muss unbedingt nochmals so eine Rundreise machen. Ich habe so wundervolle Menschen kennengelernt, ich bin zutiefst beeindruckt! Es...“
lev in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„Danke Bernd für deine Eindrücke. Ich fahre Ende Mai wieder für mehrere Wochen nach Lviv. Nicht um Urlaub zu machen, sondern in unsere Wohnung. Hatte sie ja vor dem Krieg, aufwendig saniert und möchte...“
Bernd D-UA in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„Hallo liebe Forengemeinde und Mitleser, ich bin gerade auf einem Kurztripp durch die Ukraine. Es ist wunderschön wieder hier zu sein. Es fehlen die Touristen, gestern habe ich einen persönlichen und...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Kurzer Bericht, hab dann doch den Wachwechsel erwischt, bei den Polen ging dann bestimmt 45 Minuten gar nix. Und dann wurde in zwei Schüben eingelassen, ich finde, dann ging es in einem guten Tempo voran....“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Bin jetzt da, 10 PKW vor mir, das ist akzeptabel, ist ja auch der 1.Mai. Bin zufrieden mit der Situation. @Frank Fahre immer noch ein schwarzes Auto... kennst doch meine Erfahrung mit der Polizei in UA...Kaffeebraun...“
Frank in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Probier doch einfach. Wenn der offen ist doch alles ok. Bin da glaube mal zurück drüber gefahren. War dann nur eine ewige Kurverei bis zur A4. Bin da aber eh erstmal bis Krakau. Kann natürlich auch...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Schade, dass es keine Info´s zu Zosin gibt, wer aber noch was weiß, bitte schreiben, ich fahre jetzt in 30 Minuten los und kann immer noch in ca. 10h bei einem Stopp nochmals nachlesen. Google Maps schickt...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Diesen Grenzübergang hatte ich schon auf dem Schirm, kenne ihn nur noch nicht. Kann jemand noch etwas zu Zosin sagen, wäre ja auch machbar oder lieber nicht? Vielen Dank Bernhard.“
bernhard1945 in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Hallo Bernd Es hängt etwas davon ab, wohin Du in Ukraine fahren möchtest. So wie es scheint möchtest Du (wie ich normalerweise) in Richtung Kiew fahren. Ich benütze deshalb seit Jahren den Übergang...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Ergänzend, möchte nach Luzk fahren, ist ja sicherlich nicht uninteressant für einen Ratschlag.“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Möchte morgen über Nacht in die Ukraine fahren und plane die Ankunft an der Grenze sehr früh am Morgen. Fahre entweder über Polen oder ggf. über Tschechien, je nachdem was google maps empfiehlt. Normalerweise...“
Ahrens in Recht, Visa und Dokumente • Re: Visa D14
„Das ist ein simples D-Visum, wie man es auch in Deutschland für die Beantragung einer Aufenthaltsgenehmigung braucht. Man benötigt dazu keine Mindestaufenthaltszeit. Auch bei der Aufenthaltserlaubnis...“
JohannesTim in Berichte und Reisetipps • Mit dem Zug in die Ukraine
„Zunächst möchte ich sagen, daß die PKP für die Sitzplatzzüge, die zum Beispiel von Kattowitz bis nach Przemysl fahren, die Preise nicht erhöht hat. Allgemein gilt die Polnische Staatsbahn eher als...“
MHG1023 in Berichte und Reisetipps • Re: Mit dem Zug in die Ukraine
„"Warum verlangt die PKP von den Fahrgästen solch einen Preis ?" - Weil sie es können ... Die Nachfrage dürfte weiter hoch sein und weil es keine vergleichbaren Alternativen gibt (Buslinien über Nacht...“
JohannesTim in Berichte und Reisetipps • Re: Mit dem Zug in die Ukraine
„Die Polnische Staatseisenbahn PKP Intercity S.A. erhöhte für den Schlafwagen-Zug D 68 am 1. Februar 2025 die Fahrpreise um + 38 Prozent. : Vom Warschauer Ostbahnhof fährt abends um 17.49 Uhr der Schlafwagen-Zug...“
HelloMick in Hilfe und Rat • Brauchen Hilfe bei Diia Registrierung
„Hallo. Meine Ex-Frau ist schon über 22 Jahre in Deutschland. Jetzt benötigt sie einen Termin für das Konsulat. Aber es werden nur Termine über Diia vergeben. Kann uns jemand erklären wie das genau...“
Trick in Recht, Visa und Dokumente • Visa D14
„Hallo..... Ich benötige nochmals euer Schwarmwissen.... Bin seit Dezember letzten Jahres in der Ukraine verheiratet worden Jetzt meine Frage.....ich habe auf der Seite der ukrainischen Botschaft einen...“