OK!

Diese Website setzt Cookies für personalisierte Werbung und statistische Zwecke ein und es werden Daten zeitweilig gespeichert. Mehr Informationen zum Datenschutz

FacebookXVKontakteTelegramWhatsAppViber

Das unnötige Gleiwitz

0 Kommentare

Nach der Äußerung russischer Geheimdienste über die Organisation von Terroranschlägen auf der Krim und den Drohungen vonseiten des russischen Präsidenten Wladimir Putin haben viele im Verhalten des Kremls Analogien zum entsprechenden Verhalten von Putins Vorgänger, Reichskanzler Adolf Hitler, gesehen. Dieser überfiel 1939 Polen nach einer Reihe hässlicher Provokationen, deren hauptsächliche die in Gleiwitz war, wo die Nazis einen polnischen Überfall auf eine Radiostation inszenierten. Die Analogie drängt sich wirklich auf und auch ich habe über Gleiwitz in den ersten Monaten nach dem Überfall Russlands auf unser Land geschrieben. Damals als ich annahm, dass die Vernichtung des malaysischen Passagierflugzeuges durch die Russen eine russische Variante der „Operation Himmler“ verhindern könnte. Wenn nicht das malaysische, sondern ein russisches Flugzeug abgeschossen worden wäre, hätten die Putin’schen Horden bereits ohne vorgeschobene Söldner im Donbass in unser Land eindringen können.

Doch seitdem sind mehr als zwei Jahre vergangen. Dabei taucht die Frage auf, welchen Sinn es für Putin macht, einen Krieg gegen die Ukraine eben jetzt anzuzetteln. Im März 2014 lernte die ukrainische Armee gerade erst, Krieg gegen einen Feind zu führen. Damals fielen die Ölpreise noch nicht und es gab den Glauben, dass keine Sanktionen des Westens für die russische Wirtschaft gefährlich werden könnten. Und selbst die Sanktionen selbst schienen ein zeitweises Phänomen zu sein, das man leicht ignorieren kann. Zumal die wirklichen Sanktionen – diejenigen, die früher oder später der russischen Wirtschaft den Gnadenstoß versetzen – nicht vor, sondern erst nach der Vernichtung der Boeing verhängt wurden.

Im März 2014 konnte Putin – nicht um die ganze Ukraine, wie um ihren Osten und Süden – den Kampf wagen, weil er in diesem offensichtlich schweren und blutigen Kampf siegen könnte, sondern weil er die Folgen kaum abschätzen konnte. Doch der Krieg bedeutet jetzt Selbstmord für den Herrscher, der Zusammenbruch seines auch ohnehin schwächer werdendes politisches Regime, der Tod für die auch so bereits verkommende Wirtschaft.

Denn die Erdölpreise sind bereits gefallen und setzen vor unseren Augen in diesen Tagen ihren Rückgang fort. Sie steigen nicht, sie fallen. Denn es ist klar, dass die Sanktionen – wenn sie nicht schwächer werden – zum Bankrott der russischen Staatsunternehmen und dem möglichen Staatsbankrott von Russland selbst führen können. Denn die ukrainische Armee hat in diesen zwei Jahren einen nicht einfachen Weg zurückgelegt. Wir bemerken die russischen Manöver, doch die kürzlichen ukrainischen – „Sommergewitter“ und „Südwind“ – die bemerken wir nicht, doch sie haben eben gerade in diesen Tagen stattgefunden und gezeigt, dass wir eine andere Armee haben. Und, merken Sie, der Wind war ein südlicher.

Und danach gibt es noch einen Umstand, der Gleiwitz nicht mit der Krim verbindet. Hitler zählte trotzdem darauf den Verbündeten Polens zu beweisen, dass es selbst Deutschland „überfallen“ hatte. Er wollte mit Polen so umgehen, wie er vorher mit der Tschechoslowakei umging. Er hoffte darauf, dass Großbritannien und Frankreich nicht in den Krieg eintreten. Und verrechnete sich. Seine Operation „Himmler“ war eine Operation vor allem eher für die Außenanwendung, als für die Deutschen, doch sie verhinderte nicht den Zweiten Weltkrieg.

Putin weiß, was Hitler nicht wusste. Er weiß, dass ihm niemand glaubt. Und er weiß, dass niemand mit uns zusammen kämpfen wird. Und niemand wird Russland den Krieg erklären, wenn es uns den Krieg erklärt. Er riskiert in diesem Sinne nichts, er braucht keinerlei Provokationen, er kann einfach so angreifen. Ohne Gleiwitz.

Doch alle anderen Risiken – die politischen, wirtschaftlichen und militärischen, hebt das trotzdem nicht auf. Daher wird Putin nicht kämpfen. Er wird damit fortsetzen, die Situation in unserem Lande zu destabilisieren. Dabei auch mit Hilfe der Krim – denn eine Destabilisierung im Donbass ist nicht in seinem Interesse, er möchte trotzdem eine Abschwächung der Sanktionen erreichen.

In welcher Größenordnung diese Destabilisierung sein wird, ist gerade schwer vorherzusagen. Putin könnte seinen neuen Botschafter Michail Babitsch nicht nach Kiew schicken und selbst Wiktor Medwedtschuk zwingen vor dem Präsidialamt zu hungern. Auch könnte er Saboteure schicken, beispielsweise nach Genitschesk. Doch aus der Logik der Spezialoperationen wird er trotzdem nicht in die Logik des Krieges übergehen. Und das, weil er die Logik der Spezialoperationen besser versteht und weil er es sich nicht erlauben kann zu kämpfen. Putin würde gern Hitler gleichen, doch aus der Sicht seiner Möglichkeiten ist er bei weitem nicht Hitler.

Und wenn wir nicht unfreiwillige Geiseln seiner Jünglingsambitionen werden wollen, müssen wir lernen nicht aus Anlass seiner Provokationen oder wichtigtuerischen Erklärungen in Panik zu verfallen.

11. August 2016 // Witalij Portnikow

Quelle: Lewyj Bereg

Den täglichen oder wöchentlichen Newsletter abonnieren und auf dem Laufenden bleiben!

Übersetzer:   Andreas Stein — Wörter: 724

Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Vielleicht sollten Sie eine Spende in Betracht ziehen.
Diskussionen zu diesem Artikel und anderen Themen finden Sie auch im Forum.

Benachrichtigungen über neue Beiträge gibt es per Bluesky, Facebook, Google News, Mastodon, Telegram, X (ehemals Twitter), VK, RSS und täglich oder wöchentlich per E-Mail.

Artikel bewerten:

Rating: 5.7/7 (bei 9 abgegebenen Bewertungen)

Kommentare

Neueste Beiträge

Aktuelle Umfrage

Werden die von Trump eingeleiteten Friedensgespräche erfolgreich sein?
Ja!
21% / 22 Teilnehmer
Nein!
40% / 41 Teilnehmer
Es wird erst gar nicht zu Verhandlungen kommen!
13% / 13 Teilnehmer
Welche Friedensgespräche?
23% / 24 Teilnehmer
Weiß nicht ...
3% / 3 Teilnehmer
Stimmen insgesamt: 103
Abstimmen
Frühere Umfragen
Kiewer/Kyjiwer Sonntagsstammtisch - Regelmäßiges Treffen von Deutschsprachigen in Kiew/Kyjiw

Karikaturen

Andrij Makarenko: Russische Hilfe für Italien

Wetterbericht

Für Details mit dem Mauszeiger über das zugehörige Icon gehen
Kyjiw (Kiew)8 °C  Ushhorod10 °C  
Lwiw (Lemberg)7 °C  Iwano-Frankiwsk9 °C  
Rachiw7 °C  Jassinja7 °C  
Ternopil7 °C  Tscherniwzi (Czernowitz)11 °C  
Luzk7 °C  Riwne6 °C  
Chmelnyzkyj7 °C  Winnyzja5 °C  
Schytomyr5 °C  Tschernihiw (Tschernigow)3 °C  
Tscherkassy6 °C  Kropywnyzkyj (Kirowograd)8 °C  
Poltawa5 °C  Sumy4 °C  
Odessa14 °C  Mykolajiw (Nikolajew)13 °C  
Cherson13 °C  Charkiw (Charkow)6 °C  
Krywyj Rih (Kriwoj Rog)11 °C  Saporischschja (Saporoschje)13 °C  
Dnipro (Dnepropetrowsk)10 °C  Donezk14 °C  
Luhansk (Lugansk)11 °C  Simferopol10 °C  
Sewastopol12 °C  Jalta11 °C  
Daten von OpenWeatherMap.org

Mehr Ukrainewetter findet sich im Forum

Forumsdiskussionen

„Bin jetzt da, 10 PKW vor mir, das ist akzeptabel, ist ja auch der 1.Mai. Bin zufrieden mit der Situation. @Frank Fahre immer noch ein schwarzes Auto... kennst doch meine Erfahrung mit der Polizei in UA...Kaffeebraun...“

„Probier doch einfach. Wenn der offen ist doch alles ok. Bin da glaube mal zurück drüber gefahren. War dann nur eine ewige Kurverei bis zur A4. Bin da aber eh erstmal bis Krakau. Kann natürlich auch...“

„Schade, dass es keine Info´s zu Zosin gibt, wer aber noch was weiß, bitte schreiben, ich fahre jetzt in 30 Minuten los und kann immer noch in ca. 10h bei einem Stopp nochmals nachlesen. Google Maps schickt...“

„Diesen Grenzübergang hatte ich schon auf dem Schirm, kenne ihn nur noch nicht. Kann jemand noch etwas zu Zosin sagen, wäre ja auch machbar oder lieber nicht? Vielen Dank Bernhard.“

„Hallo Bernd Es hängt etwas davon ab, wohin Du in Ukraine fahren möchtest. So wie es scheint möchtest Du (wie ich normalerweise) in Richtung Kiew fahren. Ich benütze deshalb seit Jahren den Übergang...“

„Ergänzend, möchte nach Luzk fahren, ist ja sicherlich nicht uninteressant für einen Ratschlag.“

„Möchte morgen über Nacht in die Ukraine fahren und plane die Ankunft an der Grenze sehr früh am Morgen. Fahre entweder über Polen oder ggf. über Tschechien, je nachdem was google maps empfiehlt. Normalerweise...“

„Das ist ein simples D-Visum, wie man es auch in Deutschland für die Beantragung einer Aufenthaltsgenehmigung braucht. Man benötigt dazu keine Mindestaufenthaltszeit. Auch bei der Aufenthaltserlaubnis...“

„Zunächst möchte ich sagen, daß die PKP für die Sitzplatzzüge, die zum Beispiel von Kattowitz bis nach Przemysl fahren, die Preise nicht erhöht hat. Allgemein gilt die Polnische Staatsbahn eher als...“

„"Warum verlangt die PKP von den Fahrgästen solch einen Preis ?" - Weil sie es können ... Die Nachfrage dürfte weiter hoch sein und weil es keine vergleichbaren Alternativen gibt (Buslinien über Nacht...“

„Die Polnische Staatseisenbahn PKP Intercity S.A. erhöhte für den Schlafwagen-Zug D 68 am 1. Februar 2025 die Fahrpreise um + 38 Prozent. : Vom Warschauer Ostbahnhof fährt abends um 17.49 Uhr der Schlafwagen-Zug...“

„Hallo. Meine Ex-Frau ist schon über 22 Jahre in Deutschland. Jetzt benötigt sie einen Termin für das Konsulat. Aber es werden nur Termine über Diia vergeben. Kann uns jemand erklären wie das genau...“

„Hallo..... Ich benötige nochmals euer Schwarmwissen.... Bin seit Dezember letzten Jahres in der Ukraine verheiratet worden Jetzt meine Frage.....ich habe auf der Seite der ukrainischen Botschaft einen...“