Die durch das Manifest vom 8. April 1783 über den Anschluss der Krim an Russland markierten politischen Veränderungen erwiesen sich als ein dramatisches Ereignis für die Geschichte des Volks der Krimtataren.
Nach einem lang anhaltenden bewaffneten Konflikt zwischen dem Russischen Imperium und dem Osmanischen Reich, der von verheerenden Feldzügen russischer Truppen auf dem Territorium der Halbinsel Krim gezeichnet war, verlor das Krim-Khanat seine Unabhängigkeit, und die Krimtataren wurden zu Objekten der Kolonialpolitik des russischen Staates.
Viele viele Jahre später wiederholt sich die Geschichte …
Nach der Annexion der Krim versucht die Russische Föderation erneut, genau wie vor 200 Jahren, die politischen Institutionen der Krimtataren zu liquidieren, die Rolle der traditionellen Organe der religiösen und kommunalen Selbstverwaltung der Gemeinschaft der Krimtataren in wesentlichem Maße zu beschneiden.
Dabei macht Russland sich nicht selbst die Hände schmutzig, sondern bedient sich der „neuen Krimregierung“. Ungeachtet von Statements von Präsident Putin über die Gleichberechtigung aller auf der Krim lebenden Nationalitäten hat die neue Staatsanwältin der Krim, Youtube-Star „Njascha“ Natalia Poklonskaja die Krimtataren bereits zu einem auf der Halbinsel unerwünschten Volk erklärt. Sie hat Strafverfahren gegen die Krimtataren eröffnet, die Mustafa Cemilev in Armjansk entgegengefahren waren. Sie beschuldigt die Tataren unter der Leitung des Medschlis-Vorsitzenden Refat Tschubarow des Extremismus.
Auch im privatwirtschaftlichen Bereich wird die Eroberung neuen Territoriums vorangetrieben. 30 Prozent der Aktiva auf der Krim hat Putin dem Tschetschenen Ruslan Baisarow unterstellt – einem Moslem genau wie die Tataren, der die Aufgabe hat, das Tourismusgeschäft auf der Krim zu beackern und gleichzeitig die Krimtataren zu verdrängen, die der russischen Regierung (schon seit Stalins Zeiten) nicht genehm sind, die die Annexion der Krim nicht anerkennen und bis heute erklären, dass sie zur Ukraine gehören möchten. Offenkundig ist Russlands Interesse für die Krim und ihre Urbevölkerung nicht erloschen, was die These (M. N. Pokrowski, Leiter der Kommunistischen Akademie nach 1917, A.d.Ü.) bestätigt: „Geschichte ist Politik, die in die Vergangenheit gewendet ist“. Die Angelegenheit ist politisch und äußerst brenzlig.
Der Grund für den Wunsch der Krimtataren, zur Ukraine zu gehören, ist offensichtlich in der Furcht vor den Veränderungen zu suchen, die die Tataren beruhend auf ihren historischen Erfahrungen von der Errichtung einer „neuen wirtschaftlichen und juristischen Gesellschaftsordnung“ durch die russische Regierung erwarten. Von Russland ist den Tataren bislang nichts Gutes widerfahren, und die jetzige Regierung tut alles dafür, damit dem auch so bleibt. Die Russen haben die Tataren schon immer des islamistischen Radikalismus bezichtigt, und sie tun dies auch weiterhin. Und das ist noch ein Spannungsherd, der auf einer „russischen Krim“ sehr leicht explodieren kann! Schuld daran sind wieder die Russen selbst, in erster Linie die russischen Rechtsradikalen.
Die Politik des Kremls auf der Krim läuft darauf hinaus, dass die Bevölkerung in Russen und Nichtrussen, Nichtslawen aufgeteilt wird. Nichtslawen, das sind die Krimtataren, Griechen und Armenier, die ganz automatisch an allem schuld und unerwünscht sind.
Die Äußerungen von Außenminister Sergej Lawrow über eine mögliche Umsiedlung der Krimtataren (die zwar widerrufen wurden, aber eben schon erklungen sind), zeugen von den Plänen und Absichten Moskaus, seien diese auch vorerst für eine „ferne Zukunft“ bestimmt.
Die Krimtataren befinden sich in einem Zustand, der an Panik grenzt. Sie haben in ihrem ganzen Leben noch nie etwas Gutes von Moskau erfahren. Als mit der Wiederherstellung ihrer Rechte begonnen wurde, hatte sich die Ukraine gerade von Russland gelöst, und alle Vorgänge im Rahmen der bis heute noch nicht abgeschlossenen Wiedergutmachung verbinden die Krimtataren mit Kiew.
Sollte es jemandem in Moskau so scheinen, als seien die Krimtataren eine kleine unbedeutende Gruppe, so täuscht er sich. Die Frage der Krimtataren ist ein Grundstein einer jeden Krimpolitik. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Krimtataren in Russland bis heute nicht rehabilitiert sind, weil die Krim ein Teil der Ukraine war! (Im Jahr 1944, am 18. Mai, wurden praktisch innerhalb dreier Tage an die 400 000 Menschen deportiert). Und es ist völlig unverständlich, wie ein klar denkender Politiker die Unverfrorenheit besitzen kann, die Verantwortung für den Beschluss auf sich zu nehmen, einem Menschen die Rückkehr in seine Heimat, in sein Zuhause zu verbieten (wie dies mit Mustafa Cemilev geschehen ist)! Doch wenn man unter die Oberfläche schaut, wird klar, dass dieser Beschluss einfach nur dazu dient, die Krimtataren einer hoch angesehenen Führungspersönlichkeit zu berauben.
Die neuere Geschichte der Krim im Staatsverband mit der Russischen Föderation ausgerechnet damit zu beginnen, die 260 000 Köpfe starke Bevölkerungsgruppe der Krimtataren zu agonisieren, ist die Tat eines Wahnsinnigen. Man darf auch nicht vergessen, dass es eine große Krimtataren-Diaspora in der Türkei gibt, fast 100 000 Krimtataren in Usbekistan und so weiter.
Sie liegt die Schlussfolgerung auf der Hand, dass die einzig mögliche Garantie für die Rechte der Urbevölkerung der Krim und Vorbedingung für eine konstruktive Entwicklung nicht die Loslösung von der Ukraine sein kann, sondern nur die Erweiterung der Autonomierechte im Staatsverband mit der Ukraine unter Beibehaltung der gewesenen Stabilität. Und natürlich ein vollständiger und bedingungsloser Abzug der russischen Truppen aus der Krim.
15. Mai 2014 // Sektion „Delta“ der Gruppe „Informationswiderstand“
Quelle: sprotyv.info
Forumsdiskussionen
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„"§ 107 Wahlbehinderung (1) Wer mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt eine Wahl oder die Feststellung ihres Ergebnisses verhindert oder stört ..." Hat mit seinem Anliegen irgendwie gar nix zu tun na...“
Bernd D-UA in Politik • Re: Der Ukraine droht ein schmerzhafter Abschied vom Donbass
„Toleranz ist das Stichwort und im Grunde befindet er sich zum großen Teil unter Gleichgesinnten und erkennt es nicht, sehr schade, allerdings sind seine Umgangsformen etwas eingeschränkt, was ebenso...“
Bernd D-UA in Nützliche und interessante Sachen • Re: Botschaftshinweise: Onlineeintragung in die "Deutschenliste" zur Krisenvorsorge
„@tombi Die Meinung anderer zu achten ist nicht so Dein Ding, Du musst sie ja nicht teilen. Dies ist aber eine grundlegende Regel einer Diskussion, daher macht die Diskussion mit Dir wenig Sinn, offensichtlich...“
Frank in Politik • Re: Der Ukraine droht ein schmerzhafter Abschied vom Donbass
„... keine macht den Drogen ... such dir mal Hilfe“
Tombi in Nützliche und interessante Sachen • Re: Botschaftshinweise: Onlineeintragung in die "Deutschenliste" zur Krisenvorsorge
„@tombi, das Land hat andere Probleme als Dir Deine Wahlunterlagen hinterher zu tragen. Soll auch so bleiben, kostet nur unnötig Steuergelder! Soweit alles Verstanden? Aha, wieder so ein Widerling der...“
Tombi in Politik • Re: Der Ukraine droht ein schmerzhafter Abschied vom Donbass
„Handrij, ich vermute Du bist ein FSB-Agent, da ich mit Euch Moördern nicht zusammen arbeiten möchte, und mir Deine Zensur zu peinlich ist: gehe ich, ich verlasse Dich & Deine Desinformation, deine...“
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„Wer ist eigentlich so naiv, und verbreitet immer noch putinsche Propaganda Meldungen, in diesem Forum? Ihr wisst doch genau, dass der keinen mehr hoch bekommt. Ausser Lügen stemmt der doch gar nichts...“
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„Quatsch, Kellogs muss nur Putin überzeugen, die Ukraine zu verlassen, und sein Morden einzustellen. wer schreibt diesen hinterhältige Putinschen Propaganda Artikel eigentlich, sind diese dämlich? Geht...“
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„Wohl eher umgekehrt. Putin würde es aus Angst vor amerikanischen Atomwaffen niemals wagen Alaska oder andere US-Territorien direkt anzugreifen. Von angeblicher Rechtlosigkeit der dort noch ansässigen...“
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„Wohl eher umgekehrt. Putin würde es aus Angst vor amerikanischen Atomwaffen niemals wagen Alaska oder andere US-Territorien direkt anzugreifen. Von angeblicher Rechtlosigkeit der dort noch ansässigen...“
Obm100 in MDR • Re: Ukraine-News: Selenskyj: USA können Russland zum Frieden zwingen
„Mich würde es Interessieren, ob die Amis sich auch raushalten, wenn der Zwerg Alaska besetzt oder Teilbesetzt. Es könnte ja zu einem Atomkrieg kommen, wenn die Amis Truppen schicken. Sie senden anscheinend...“
Nicnac in Hilfe und Rat • Re: Adoption / Adoptieren eines ukrainischen Kindes
„Klar, ist aber trotzdem auch heute noch - vielleicht gerade heute wo tausende Kinder Hilfe benötigen - ein Thema und wenn der Teilnehmer nicht gelöscht ist, kann man doch fragen, oder? Mehr als KEINE...“
Bernd D-UA in Nützliche und interessante Sachen • Re: Botschaftshinweise: Onlineeintragung in die "Deutschenliste" zur Krisenvorsorge
„@tombi, das Land hat andere Probleme als Dir Deine Wahlunterlagen hinterher zu tragen. Soll auch so bleiben, kostet nur unnötig Steuergelder! Es ist Deine Entscheidung im Ausland zu leben, offensichtlich...“