Wen stürzen die furchtlosen Revolutionäre? Wenn man Abenteuerromanen und Hollywoodfilmen glauben will – die grausamen und prinzipienlosen Tyrannen.
Aber das reale Leben ist weit von hübschen Märchen entfernt. Es wird wohl kaum jemand behaupten, dass Zar Nikolaj der II. despotischer war als Genosse Stalin. Ja und solche klassischen Personen, wie Ludwig der XVI. oder Karl der I. Steward, kann man schwerlich als Ausgeburten der Hölle bezeichnen – im Gegenteil zeichneten sich beide Monarchen durch ihre hohen moralischen Ansprüche aus.
Und trotzdem wurden sie vom revolutionären Sturm weggefegt, in einer Zeit, in der viele Halunken und Zyniker glücklich bis ans Ende ihrer Tage regierten. Denn eine Revolution ist bei weitem keine Bestrafung für Grausamkeit, Habsucht oder Amoralität. Sie ist die Rechnung für berufliche Untauglichkeit.
Worin besteht bei Machthabern jene professionelle Kompetenz, die es ihnen erlaubt, revolutionäre Prozesse zu vermeiden?
In der Kunst des Beherrschens von Zuckerbrot und Peitsche. In der Fähigkeit, die Hand auf den Puls des Landes zu halten und ein ineffektives System rechtzeitig zu reformieren. In der Kunst, sich auf eine feste soziale Basis zu stützen und dem Volk ein Ventil zum Dampfablass zur Verfügung zu stellen.
Die Romantiker verleihen dem vorbildlichen Staatsmann so süße Tugenden, wie Edelmut, Ehrlichkeit und Liebe zum Volk. Die weltweite Erfahrung bezeugt jedoch, dass aus seelenreinen Idealisten und Altruisten nur unwichtige Regenten werden.
Die Gefangenen überhöhter Ideen sind nicht in der Lage, an der Macht festzuhalten, ertragen das Fiasko und hinterlassen nicht selten eine zerstörte Wirtschaft und Leichenberge.
Man zeigt uns die fortschrittlichen, westlichen Demokratien als Beispiel, aber die dortige politische Elite erinnert nur schwach an einen Klub ehrlicher und uneigennütziger Gerechter. Um sich von diesem traurigen Fakt zu überzeugen, braucht es kein demaskierendes WikiLeaks.
Wie in der Ukraine auch, regiert im Westen eine Ansammlung von amoralischen Ehrgeizlingen und Egoisten. Es gibt nur unterschiedliche Formen von Egoismus.
Der rationale Egoist tut das, was ihm Vorteile bringt. Der irrationale Egoist macht einfach das, was er will.
In den letzten 200 Jahren hat sich in Europa und den USA ein Typ des erfolgreichen Staatsmannes gebildet – der des zynischen und heuchlerischen, aber rationalen Egoisten.
Er verfolgt persönliche Ziele und strebt nach Vorteilen, ist sich aber gleichzeitig bewusst, dass eine offene Missachtung des öffentlichen Interesses nicht vorteilhaft ist. Er versteht, dass eine gleichgültige Haltung dem Volk gegenüber früher oder später auf die Mächtigen zurückschlägt. Indem er seinen Appetit zügelt und mit der Gesellschaft teilt, erhält der rationale Egoist das Allerwichtigste: Sicherheit.
Leider sind die berechnenden und klugen Zyniker unter den ukrainischen Machthabern nur schwach vertreten. Auf den Petschersker Höhen dominiert ein Egoismus anderer Art –irrationale, infantil, selbstmörderisch. Unsere Elite zielt auf die Erfüllung der Bedingungen von Gipfeltreffen, will und kann nicht in die Zukunft blicken oder die Situation einige Schritte vorausberechnen.
Für das hiesige Establishment bedeuten die Wörter „ich will“ weitaus mehr, als die Begriffe „müssen“ oder „zielgerichtet“.
Der irrationale Egoismus der höheren Führung garantiert noch keine revolutionäre Explosion, überführt die ukrainischen Herrscher jedoch in die Risikogruppe. Janukowitsch und Co. sind sehr viel stärker als die isolierte, orangene Mannschaft, aber im gegebenen Fall ist Stärke ein destruktiver Faktor, der dem infantilen Egoisten nur Schaden bringen kann.
Nehmen wir an, ein kranker Diabetiker würde sich mit den Fäusten auf den behandelnden Arzt stürzen und die Entscheidung, keine Diät machen zu müssen, aus ihm herausprügeln. Heute noch genießt unser Held seinen Triumph, isst Süßigkeiten, Kuchen und Torten. Aber was ist morgen?
Selbst wenn er ein prinzipienloser Halunke ist, versteht der erfolgreiche Staatsmann, dass die Macht eine schwierige Zeit, die Unumgänglichkeit stetiger Selbstkontrolle, die Fähigkeit, Emotionen zu unterdrücken, und das Regieren mit ausschließlich nüchternem Kalkül bedeutet.
In der Ukraine ist fast genau das Gegenteil der Fall. Macht wird als unikale Möglichkeit verstanden, sich Luft zu machen und alle heimlichen Komplexe, Kränkungen und Phobien über Bord zu werfen.
In dieser Hinsicht ist Präsident Janukowitsch sogar noch schlimmer als sein Vorgänger. Der schwächliche Viktor Andrejewitsch behauptete sich selbst mithilfe kleiner Gemeinheiten –Wer erinnert sich nicht der Geschichte mit dem Regierungsflugzeug, das er der verhassten Timoschenko vor der Nase wegnahm?
Der mächtige Viktor Fjodorowitsch macht sich Luft, indem er fundamentale, politische Institutionen unstrukturiert und gefährliche Präzedenzfälle schafft.
Die Beobachter stellen fest, dass viele Handlungen der derzeitigen Führung nur schwer mit rationalen Gründen zu erklären sind. Wir sehen sehr häufig die Begleichung banaler, persönlicher Rechnungen.
Auf den Geschmack gekommen, erinnern die „Donezker“ an die restaurierten Bourbonen, die nichts vergessen und nichts gelernt hatten. Aber bekanntlich endete die Restauration in Frankreich in einer erneuten Revolution…
Bemüht um die Festigung ihrer Macht, kopieren Janukowitsch und seine Genossen die Erfahrung aus dem Putinschen Russland Anfang der 2000er Jahre. Allerdings ging der Aufbau des autoritären Regimes in Russland mit einem Anstieg der Ölpreise, der wirtschaftlichen Stabilisierung und einer Erhöhung des nationalen Wohlstands einher.
In der Ukraine ist der Übergang zum Autoritarismus von unpopulären Reformen begleitet, die der Bevölkerung auf den Magen schlagen. Ein derartiger Ersatz-Putinismus ist schwer verdaulich und das Volk wird ihn wahrscheinlich ablehnen.
Die Regionalen werden sich nur schwer darüber klar, dass die gewaltige Proteststimmung nicht von einer bösartigen Opposition gemacht wird (erinnern wir uns der erfolglosen Anstrengungen Julia Wladimirownas und ihres Nationalen Komitees zur Rettung der Ukraine), sondern von objektiven sozial-ökonomischen Faktoren (erinnern wir uns an den spontanen Steuermaidan).
Und die Bereinigung des politischen Felds versichert die regierende Elite nicht vor möglichen Erschütterungen.
Die handelnden Machthaber bemühen sich, die ukrainische Opposition zu marginalisieren, und sind nur froh, dass die Timoschenko-Truppe allmählich von den Leuten Tjagnyboks verdrängt wird. Die primitiven Nazis als einzige Alternative zum derzeitigen Regime? Für viele auf den Petschersker Höhen scheint dies das optimale Szenario zu sein.
Aber wenn die Situation außer Kontrolle gerät, wird das Spielchen mit den National-Radikalen nicht nur der Bankowaja, sondern auch dem ganzen Volk noch teuer zu stehen kommen.
Zusammen mit der Konkurrenzpolitik zerstören Janukowitsch und Co. die legitimen Mechanismen der politischen Einflussnahme auf die Macht. Im Resultat werden die Machthaber jedoch nicht unverwundbar: Sollten die sozialen Spannungen den kritischen Punkt erreichen, werden auch illegitime Mittel zum Zug kommen.
Und so werden die von der Bankowaja aufgebauten Schutzmechanismen im Falle einer sozialen Explosion nicht helfen. Die Unzufriedenheit im Volk wird sowieso nach außen brechen, aber andere, grausamere und destruktivere Formen annehmen.
An die Stelle der zivilisierten Proteste tritt die sinn- und erbarmungslose Rebellion. Den Machthabern wird es nicht besser, dem Land aber wesentlich schlechter gehen.
Leider besitzen die Regionalen kein Monopol auf Dummheit und Verblendung.
Viele Feinde Janukowitschs träumen von dem Tag, an dem das verzweifelte Volk sich mit Heugabeln bewaffnet und die verhasste Elite fortjagt. Die ideologischen Fanatiker glauben, dass der Volksaufstand die Realisierung ihrer utopischen Träume von einer „richtigen“ Ukraine ermöglichen würde.
Das sind sicher aus der Luft gegriffene Illusionen. Heute präsentiert sich unser Land als explosiver Cocktail aus wirtschaftlicher Depression, ethno-kulturellem Zerfall und totalem Rechtsnihilismus. Unter solchen Umständen provoziert der Sturz des Regimes eine unvorhersehbare Kettenreaktion und wird zur Katastrophe für die gesamte Ukraine.
Die Geschichte ist unerbittlich und gnadenlos: In der Regel erlöst ein gewaltsamer Sturz der bösen Machthaber nicht von Rechtlosigkeit und Armut, sondern bringt den Menschen nur neue Leiden.
Nikolaj Alexanderowitsch Berdjajew versicherte seinerzeit: „Die Revolution geschieht mit dem Menschen, wie Krankheiten, Unglück, elementare Armut, Brände oder Überschwemmungen mit ihm geschehen.“ Aber dieses Unglück taucht nicht plötzlich aus dem Nichts aus. Und je katastrophaler die Folgen der Revolution sind, desto größer wiegt die Schuld der stümperhaften Regierenden, welche die Situation bis in den revolutionären Knall geführt haben.
13. Januar 2011 // Michail Dubinjanskij
Quelle: Ukrainskaja Prawda
Forumsdiskussionen
lev in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Ist wie immer Glückssache. Bin am 1. Juni, in Krakivets in 50 Minuten rüber. Gestern, waren es zurück 6 h.“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Passt nicht ganz in diesen Thread, bin dieses Mal über Ungarn in die Ukraine eingereist. Grenzübergang Berehove/Luschanka, ich war das einzigste Auto, bin in 20 Minuten durch beide Kontrollen gekommen....“
Bernd D-UA in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„Und ja, Lutsk war schon mehrfach "unter Feuer " das Leben geht weiter, am Montag war Riwne dran, im Grunde gleich neben an, aber ich lasse mir mein Hirn nicht von Putin... F..., das ist mein Wiederstand!“
Bernd D-UA in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„Tanken ist kein Problem... Westukraine ist das komplett safe, Lwiw... oder unterwegs... kein Problem, morgen tanke ich in Lutsk wieder voll, kein Problem Bisher hatte ich keine Einschränkungen, bin aber...“
Bernd D-UA in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„Wasserstandsmeldung. In Lwiw habe ich eine tolle Nacht im Hotel verbracht, inkl. Restaurantbesuch, hab tief geschlafen und bin gut erholt aufgewacht. War dann heute nochmals Golf spielen, unweit von Lwiw......“
Awarija in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„"Toll und sicher in der Westukraine" ? - Das mag vielleicht noch für das unmittelbare Grenzgebiet um Mukatschewo gelten. Aber gerade Luzk ist doch schon mehrfach mit großen Luftschlägen angegriffen...“
Bernd D-UA in Hilfe und Rat • Re: Reisemöglichkeit Charkiv - Hannover und zurück
„Flixbus fährt ab Kiew mir Umsteigen komplett Deutschland oder private Busse, das klappt auch oder " blablacar" App Mitfahrgelegenheit. Mache ich schon seit über 10 Jahren, da werden sicher Fahrten angeboten“
Bernd D-UA in Hilfe und Rat • Re: Reisemöglichkeit Charkiv - Hannover und zurück
„Wiederum, vielleicht sitzt sie schon in D im Aufnahme..." Lager" und hat Langeweile und braucht Geld und Ablenkung...“
Bernd D-UA in Hilfe und Rat • Re: Reisemöglichkeit Charkiv - Hannover und zurück
„Kollege, die sitzt in einen Bus und fährt nach D. Das ist so was von unseriös... lass Dich doch nicht verarschen.“
Bernd D-UA in Termine • Re: Kyjiwer/Kiewer Stammtisch für Deutschsprachige / Регулярная встреча немецкоязычных в Киеве / Регулярна зустріч німецькомовних у Києві
„Schade, bin am Sonntag leider nicht mehr in UA“
Bernd D-UA in Recht, Visa und Dokumente • Re: Dienstleister für Erstellung eines Reisepasses
„Luhansk... wieder so ne "Geschichte "“
Bernd D-UA in Recht, Visa und Dokumente • Re: Dienstleister für Erstellung eines Reisepasses
„Die Frage ist wo? In der Ukraine oder in Deutschland? In D geht es ein bisschen länger, so 4 bis 6 Wochen, aber sehr seriös und zuverlässig. Generalkonsulat in München und deren Außenstelle. 05.2025...“
Bernd D-UA in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„Nun, ich bin schon wieder in der Ukraine im Urlaub..., jaaa, das geht! Hängt natürlich etwas von der " Gegend " ab, wo man "abhängt". War gestern in Mukatschewo und in Irschawa (Zakarpatska). Bin heute...“
Anonymer Gast in Hilfe und Rat • Re: Reisemöglichkeit Charkiv - Hannover und zurück
„Ich sehe gerade, das ich mich mit dem Bus Ticket vertan habe. Es sind 4600 Hrywnja, ca 100€“
Anonymer Gast in Hilfe und Rat • Re: Reisemöglichkeit Charkiv - Hannover und zurück
„Also könnte sie nicht einfach mit ihrer ukrainische ID-Karte und dem Bus Ticket (siehe #2) für ca 250 Hrxwnja ( ca. 5,50€) die Reise durchführen?“
Anonymer Gast in Hilfe und Rat • Re: Reisemöglichkeit Charkiv - Hannover und zurück
„Ergänzend der Hinweis: Falls Sie eine ukrainische ID-Karte (Modell 2015) besitzen, gilt diese bis zum 23.2.2026 als Passersatz. Sollten Sie uns glaubhaft nachweisen können, dass Sie keinen Reisepass...“
Anonymer Gast in Hilfe und Rat • Re: Reisemöglichkeit Charkiv - Hannover und zurück
„Hey zusammen, ich habe soetwas ähnliches. Die Frau wohnt ebenfalls in charkiv und möchte nach Deutschland ausreisen. Sie besitzt aber keinen Reisepass. Ich denke das es sich um eine Betrugsmasche handelt....“
vwer in Allgemeines Diskussionsforum • Re: Kann das alles sein? Ein Hilferuf…
„Gibt es in der Ukraine inzwischen SWIFT? Habe eine UA… Kontonummer bekommen.“
vwer in Recht, Visa und Dokumente • Dienstleister für Erstellung eines Reisepasses
„Guten Morgen, Ich bin in diesem Forum zufällig über die Information gestoßen, dass es offenbar Dienstleister gibt, die gegen Gebühr einen Reisepass für Ukrainer innerhalb von zehn Tagen ausstellen...“
vwer in Allgemeines Diskussionsforum • Re: Kann das alles sein? Ein Hilferuf…
„Das Geld soll schon in die Ukraine gehen. Aber nicht auf den Namen des Passes. Den sie mir gezeigt hat und mit Betreff GIFT. Konto gehört angeblich ihrer Mutter, die eines besitzt weil sie Rente bekommt....“
Frank in Allgemeines Diskussionsforum • Re: Kann das alles sein? Ein Hilferuf…
„Die Masche ist wohl wieder im Vormarsch. Gab doch erst letzte Woche so eine komische Anfrage. In welches Land soll denn das Geld gehen?“
vwer in Allgemeines Diskussionsforum • Kann das alles sein? Ein Hilferuf…
„Liebe Forumsgemeinschaft, Ich hoffe auf eure Erfahrung und unvoreingenommen Urteilskraft. Ich habe über eine Partnerbörse eine ukrainische Grundschullehrerin kennen gelernt, die nach eigener Aussage...“
Tombi in Ukraine-Nachrichten • Re: Trump sagt, die USA werden die Sanktionen gegen Russland nicht erhöhen
„Nächste Woche geht es durch den Kongress, Mehrheit ist vorhanden Saudi-Arabie hat auch schon die Produktion hochgefahren.: sagt schon eimal: Hasta la Vista, Putina.....“
Bernd D-UA in Hilfe und Rat • Re: Reisemöglichkeit Charkiv - Hannover und zurück
„@Frank..., da wirst Du vermutlich nicht Unrecht haben! Züge fahren jedenfalls nach Kiew, auch von Kharkiv aus, eine Ukrainerin findet das selbst auch sehr viel schneller, da sie der Landessprache mächtig...“
Bernd D-UA in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Habe gedient, allerdings hat es nur zum Obergfreiten gereicht, als Wehrdienstleistender die " Krönung", aber klar doch UA = Ukraine. Ich denke, da hat sich jemand nur einen Spaß gemacht. Panzer sind...“
Frank in Hilfe und Rat • Re: Reisemöglichkeit Charkiv - Hannover und zurück
„Soll das ein Witz sein? Die Dame aus Charkiv weis nicht wie sie nach Kyjiw kommt? Klingt doch wieder mal nach jemand der dir das Geld aus der Tasche ziehen will.“