Oleh Skrypka ist ein Veteran der ukrainischen Rock-Szene. Seine Gruppe Wopli Widopljassowa (ungefähr Widopljassows Wehklagen, Widopljassow ist eine Figur Fjodor Dostojewskis, A.d.Ü.) wird dieses Jahr 31.
Um seine Solomusikprojekte und ebenso seine Produzenten- und Festivalprojekte aufzuzählen, reichen kaum die Finger beider Hände.
Während der Winterschule für Journalistik der Ukrajinska Prawda ergab sich ein offenes Interview mit Skrypka.
Er erzählte aus dem Backstagebereich von „Holos Krajiny“, seiner Position zu Quoten im Radio und erläuterte, warum er eine große Kollektion ukrainischer Musik wegwarf. Wir führen die markantesten Zitate an.
Stellen Sie sich einen Rasen mit unansehnlichen Blumen vor. Sie werden von Zeit zu Zeit mit Asphalt malträtiert, doch aus irgendeinem Grunde wachsen sie. Jetzt entscheidet man, ob es wert ist, diese Blumen zu gießen. Das Gesetz zu Quoten für ukrainischsprachige Musik ist ein Gesetz über das Gießen der Blumen.
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Wenn wir den russischsprachigen Mist im Äther mit ukrainischsprachigem Mist ersetzen, ändert sich nichts. Das Ergebnis wird nur dann beeindruckend, wenn wir das Wort „ukrainisch“ zum Synonym für „qualitativ“ machen.
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Im Leben gibt es ein sehr interessantes Phänomen: Wenn du etwas sehr stark anstrebst, dann kommt es auf keinerlei Weise zu dir. Wenn du ein Mädchen willst, dafür aus dir herausgehst, dann macht sie aus sich eine Göttin. Doch wenn du denkst „soll sie zum Kuckuck gehen!“, dann fängt sie an, hinter dir herzurennen. Ich habe zehn Jahre angestrebt, dass die ukrainische Musik für jemanden notwendig wird.
In dieser Zeit hat sich in meinem Arbeitszimmer ein ganzes Regal voll mit CDs junger ukrainischer Musik angesammelt, die niemals im Radio auftauchte, von der niemand wusste, außer ich als Spezialist.
Vor etwas mehr als einem halben Jahr habe ich alles genommen und einfach weggeworfen. Begreifend, dass das niemand braucht. Als ich völlig resignierte, rief man mich mit der Bitte an: „Oleh, kannst du uns junge ukrainische Musik geben? Wir brauchen sie für das Programm.“
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Sehr viele Jahre, Jahrhunderte war das ukrainische schöpferische Produkt vergraben in der Erde. Eben deswegen vielleicht haben wir so eine gute Schwarzerde. In ihr ist die gesamte ukrainische Kultur.
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In meinem Land der Träume, in einem idealen Land, ist Ukrainisch die vorherrschende Sprache in der Gesellschaft. Dort wird im Radio zu 100 Prozent ukrainische Musik gespielt und keine dürftigen 25-35 Prozent.
In meinem Traumland finden die führenden Kulturschaffenden Widerhall beim Staat. Da herrschen Frieden und der totale Sieg der Ukraine im Krieg, der gerade andauert.
In meinem Land der Träume habe ich so viele Konzerte, wie ich möchte – 5-7 im Monat, nicht mehr, doch in guten Sälen. Dort kann ich großartige Projekte realisieren – beginnend mit Festivals und mit meinen Auftritten mit verschiedenen Orchestern in schönen Sälen, in Opern fortsetzend, beispielsweise im Palast „Ukrajina“, dessen Miete ich mir gerade nicht leisten kann.
Ich bin kein staatlich Handelnder, ich bin ein Träumer, ein Maximalist. Ich würde gern in einer vollständig ukrainischsprachigen Kulturwelt leben. Um mich herum realisiere ich das – ich pflege nur mit den besten Ukrainern Umgang, ich nehme nur ukrainischsprachige Profis in mein Team auf.
Wenn die Leute kein Ukrainisch können, dann haben sie das volle Recht Arbeit in anderen Ländern zu suchen.
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Menschen, die nicht in der Lage sind Ukrainisch zu lernen, haben einen niedrigen IQ, solchen wird die Diagnose „Debilität/geistige Zurückgebliebenheit“ gestellt. Sie sollten ausgesondert werden, denn sie sind sozial gefährlich. Es muss ein Ghetto für sie geschaffen werden. Und wir werden ihnen helfen, wie auch Leuten mit Gebrechen geholfen wird. Auf freiwilliger Basis werden wir für sie „Wladimirskij Zentral“ (bekannter russischer Chanson von Michail Krug mit dem Gefängnis für Schwerverbrecher in Wladimir als Hintergrund, A.d.Ü.) singen.
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Die größten zwei Übel der Welt sind Selfies und Karaoke. Ich sage das als Mensch, der sich professionell sowohl mit Musik als auch mit Fotografie beschäftigt.
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Wenn es in meiner Kindheit solche Talentshows wie „Holos.Dity“ gegeben hätte, hätte ich daran nicht teilgenommen, ich hätte die Aufregung und die Konkurrenz nicht ausgehalten. Doch gibt es Kinder mit einer starken Psyche. Und sie werden zu Gewinnern. Für viele sind viele derartiger Sendungen beinahe die einzige Möglichkeit, bekannt zu werden.
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Mit den Kindern bei „Holos krajiny“ (Stimme des Landes) war es schwer zu arbeiten, denn der Wettbewerb ist sehr hart. Es gibt wesentlich mehr Talente, als in ein Team des Projekts passen, daher müssen Würdige kalt ausgesiebt werden.
Andererseits sind die Kinder sehr formbar und haben ein absolutes instinktives Vertrauen zu den Trainern. Erwachsene haben Blockaden, ein Ego, und nicht jeder kann sich öffnen, hören, was der Trainer sagt.
Einem Kinde, so kommt es vor, erklärst du etwas, es steht da, fummelt an der Nase rum, es scheint so, als ob es dich absolut nicht hört. Doch dann geht es auf die Bühne und führt alles ideal aus.
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Kinder beschäftigen sich nie mit uninteressanten Sachen. Es ist schwer, sie zu irgendetwas Inhaltslosem zu zwingen. Wir Erwachsenen sollten von ihnen lernen.
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Leute, die ihre Arbeit nicht lieben, haben zur Erholung ein Hobby. Mein Hobby ist meine geliebte Arbeit, auf der Bühne zu stehen, zu singen, zu tanzen. Nach einem gelungenen Konzert fühle ich mich wie nach einem Spa-Salon.
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In welcher Qualität die Musik auf den Märkten des Landes gespielt wird, bestimmt das moralische Niveau der Regierenden dieses Landes. Nicht umsonst war bei uns die (Gauner-)Chansons eine kulturelle Doktrin.
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Es müssen zwei Begriffe getrennt werden – populäre und schöne Musik. Das, was populär ist, ist einfach ein Produkt des Musiksupermarktes, an dem gute Manager gearbeitet haben. Das, was schön ist, ist nützlich für die Gesundheit.
Dafür, um heute ins Fernsehen zu kommen, muss man das Instrument des Marketings beherrschen. Darum gehen die Leute heute überwiegend zu Konzerten und schauen im Fernsehen auf singende Geschäftsmänner.
Manchmal singen die Geschäftsmänner zufällig, aber nicht zwangsmäßig, gut.
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Wie Olexander Ponomarjow sagte, einst spazierte ich auf den Straßen, doch jetzt schleiche ich mich vorbei.
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Die Mehrheit der Genies und Talente sind im Alltag absolut hilflos. Das Genie unserer Tage ist Walentyn Sylwestrow. Das ist der Schostakowitsch unserer Zeit. Er lebt in Kyjiw, doch hier kennt ihn kaum jemand. Doch hört ihn ganz Europa, seine Werke sind auf fünf Jahre im voraus ausverkauft.
Doch kann er sich kein Ticket für ein Flugzeug kaufen, schafft es nicht sich mit einem Promotor zu einigen, kann keine Seite bei Facebook aufmachen. Daher wundern Sie sich nicht, dass Sie ein solches Talent ohne einen guten Manager weder auf der Bühne, noch im Internet sehen.
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Die Idee des unabhängigen Journalisten ist sehr wichtig. Ernsthafte musikalische, kulturelle Kritik muss existieren. Einst vor langer Zeit zeigte Artemij Trojizkyj, ein ausgezeichneter Journalist, als erster den sowjetischen Leuten Wopli Widopljassowa. Dank seinen Anstrengungen tauchte unser Clip „Tanzi“ bei ORT auf. Einmal wurden wir gezeigt und wurden sofort megapopulär. Daher bin ich für eine angesehen einflussreiche Journalistik.
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Erinnern Sie sich, wie ich sagte, dass ich die ganze Kollektion ukrainischer Musik wegwarf? Bevor ich das tat, habe ich sie digitalisiert.
20. April 2017 // aufgeschrieben von Switlana Wassylenko
Quelle: Ukrajinska Prawda – Schyttja
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