FacebookXVKontakteTelegramWhatsAppViber

Der ukrainische Fußball ist mehr als Oleh Blochin und Dynamo Kyjiw

0 Kommentare

Wann ist der Fußball in der Ukraine erstmals aufgetaucht? Wie hat er sich in der Ukrainischen Sowjetrepublik und wie nach der nationalen Unabhängigkeit von 1991 entwickelt? Was ist die “Todeself”? Wie funktioniert der ukrainische Fußball heute zwischen Oligarchen und Legionären? Was waren die größten Probleme und Skandale im Hinblick auf die anstehende Fußball-Europameisterschaft?

Eine exkursive Chronologie wirft Schlaglichter auf die Geschichte und Gegenwart des ukrainischen Fußballs.

Die Ukraine hat sich seit der Auflösung der Sowjetunion sowohl auf internationaler als auch auf Vereinsebene als ernst zu nehmende Fußballnation etabliert. Sie bot jedoch auch schon vorher exzellenten Fußball.

ANPFIFF: Wie der Fußball in die Ukraine kam

Im späten 19. Jahrhundert brachten britische Textilfabrikanten den Fußballsport in das russische Zarenreich. Ihre zunächst exklusiven Clubs wurden bald für Russen geöffnet und fanden schnell einheimische Nachahmer. In allen größeren Städten, darunter auf dem Gebiet der heutigen Ukraine z. B. Odessa, etablierten sich bald eigene Vereine und Ligen. In Kyjiw gründeten 1906 die Professoren des Polytechnischen Instituts die erste Fußballmannschaft, die an den ersten allrussischen Meisterschaften von 1912 teilnahm.

In den westukrainischen Gebieten waren es die angrenzenden Nachbarländer, die den Fußball bekannt machten. Oleksandr Hawrosch schildert beispielsweise in seinem Essay “Das ukrainische Brasilien” (erschienen in: “Wodka für den Torwart”. Elf Fußball-Geschichten aus der Ukraine. Berlin 2012, S. 132-138) die Geschichte des transkarpatischen Fußballs, der sich dort ebenfalls Ende des 19. Jahrhunderts etablierte. Aufgrund der Zugehörigkeit zu verschiedenen staatlichen Formationen machten sich Einflüsse unterschiedlicher Fußballschulen, wie der tschechoslowakischen und der ungarischen, bemerkbar. Hawrosch beschreibt, wie die Region Uschhorod die verschiedenen Stile kombinierte und dadurch zu Sowjetzeiten viele erfolgreiche Spieler hervorbrachte. Man nannte sie deshalb „ukrainisches Brasilien“:

„Der ungarische Fußball zeichnete sich durch sein technisch hervorragendes Spiel aus, im tschechischen hingegen dominierten Kampf und Kraft. Die Spieler aus Transkarpatien konnten das eine mit dem anderen verbinden. Im sowjetischen Fußball setzten die Trainer damals eher auf Fitness, der Gegner sollte „überrannt“ werden. Die mit den verschiedenen Systemen vertrauten transkarpatischen Spieler wirkten in diesem Umfeld sehr frisch und unkonventionell. (…) Von 1947 bis 1960 spielten in den sowjetischen Erstligavereinen mehr als 100 Spieler aus Transkarpatien!“

Während der wechselvollen Geschichte gehörten Teile der Ukraine verschiedenen Nationen an. Dem entsprechend streiten sich Historiker bis heute über die nationale Zuschreibung von geschichtlichen Ereignissen. Über das erste Fußballspiel in Lwiw, einem der Austragungsorte der diesjährigen EM, berichtet Robert Kalimullin im Eurasischen Magazin vom 12. Dezember 2011:

“1894 fand im Stryjski-Park in Lemberg (damals Österreich-Ungarn, heute Lviv, Ukraine) ein Fußballspiel gegen eine Auswahl aus Krakau statt. Doch wer sich dieses ‚Eröffnungsspiel’ zwischen beiden Ländern auf seine Fahnen schreiben darf, ist in dem aktuellen EM-Austragungsort weniger als ein Jahr vor dem Turnier umstritten: war es das erste polnische Fußballspiel? Oder das erste ukrainische? Der Streit zwischen Polen und der Ukraine um das erste Fußballspiel lässt ein wenig von der komplizierten Geschichte beider Länder erahnen. Tatsächlich gibt es Ende des 19. Jahrhunderts weder Polen noch die Ukraine auf der europäischen Landkarte. Lemberg ist damals Hauptstadt des Kronlandes Galizien und Lodomerien, einer Provinz der österreichisch-ungarischen k. und k. Monarchie.”

42. MINUTE: Die Todeself

Ein tragisches Kapitel der ukrainischen Fußballgeschichte fand in Kyjiw während der deutschen Besatzung statt. Spieler der vorübergehend aufgelösten Vereine Dynamo Kyjiw und Lokomotive Kyjiw spielten unerkannt bei FC Start, der Betriebssportmannschaft einer Brotfabrik. In der von den Besatzern eingerichteten Liga traten sie einen Siegeszug an. Nachdem sie sogar die bisher unbesiegte Flak-Mannschaft der Wehrmacht bezwungen hatten, wurde am 9. August 1942 ein Revanche-Spiel organisiert.

Ukrainische Mythen und sowjetische Propaganda behaupten, dass die Ukrainer hier vor die Wahl gestellt wurden, die Deutschen gewinnen zu lassen oder mit dem Tod zu bezahlen. Eine Version, die auch Andy Dougan in seinem 2001 in London erschienen Buch “Dynamo. Defending the honour of Kyiv” fortschreibt.

Die ukrainische Mannschaft gewann 5:3. Die meisten Spieler wurden verhaftet und in Lager gebracht. Wie viele der Spieler umkamen oder ermordet wurden, ist nicht eindeutig belegt. Den Spielern wurde 1971 vor dem Dynamo-Stadion ein Denkmal errichtet und ihr Mythos lebt in der Ukraine bis heute fort.

Den täglichen oder wöchentlichen Newsletter abonnieren und auf dem Laufenden bleiben!

HALBZEIT: Fußball in der Ukrainischen Sowjetrepublik

Viele der bekanntesten und traditionsreichsten ukrainischen Vereine wurden – teilweise unter anderem Namen – zu Zeiten der Oktoberrevolution und der Sowjetunion gegründet. So z. B. Dnipro Dnipropetrowsk (1918), Metalist Charkiw (1925), Dynamo Kyjiw (1927), Schachtar Donezk und Tschornomorez Odessa (1936), Tawrija Simferopol (1958), Wolyn Luzk (1960) und Karpaty Lwiw (1963).

Die Ukraine stellte neben Russland die stärksten Spieler der sowjetischen Fußballnationalmannschaft, darunter den legendären Oleh Blochin und viele andere Spieler vor allem von Dynamo Kyjiw, und die stärksten Mannschaften der sowjetischen Liga, nämlich Dynamo Kyjiw, Schachtar Donezk, Tschornomorez Odessa und Dnipro Dnipropetrowsk. Als die UdSSR im Jahr 1988 Vize-Europameister wurde, war ebenfalls ein Großteil der Spieler ukrainischer Herkunft.

Dynamo Kyjiw errang 1961 seinen ersten Titel in der sowjetischen Liga und beendete damit die Dominanz der Moskauer Vereine. Am erfolgreichsten war Dynamo unter dem Trainer Walerij Lobanowskyj von Mitte der 1970er Jahre bis 1990. Lobanowskyj hatte bei Dnipro Dnipropetrowsk angefangen, einer Mannschaft, die erst in den 1980er Jahren Pokale und Meisterschaftstitel der UdSSR gewann.

Auch die besten Spieler unter den Bergarbeitern, die im Verein Schachtar Donezk antraten, spielten zu Sowjetzeiten fast durchgehend in der höchsten Liga und gewannen mehrmals den sowjetischen Pokal, ein Mal den sowjetischen Supercup, jedoch keinen Meistertitel. Die Vereine Tschornomorez Odessa, Dnipro Dnipropetrowsk, Karpaty Lwiw und Metalist Charkiw spielten zu Sowjetzeiten zwar meist in der höchsten Liga, aber mit nur wenigen Titeln und Siegen.

WIEDERANPFIFF: Ukrainischer Fußball nach 1991

Nach Auflösung der Sowjetunion gründeten die Nachfolgerstaaten jeweils eigene Fußball-Ligen. In der Ukraine entstanden 1991, im Jahr ihrer Unabhängigkeit, die Premjer-Liha, die bis 2008 noch Wyschtscha Liha hieß, sowie die ukrainische Nationalmannschaft, nach den Nationalfarben auch Schowto-Blakytni (die Gelb-Blauen) genannt.

In den ersten Jahren wurden einige Spieler aus der Ukraine russische Staatsbürger, weil sie glaubten, in Russland eine glänzendere Karriere machen zu können. Doch legendäre ukrainische Trainer wie Walerij Lobanowskyj und Oleh Blochin sowie talentierter Spielernachwuchs machten diesen „Bein-drain“ bald wieder wett und die ukrainischen Vereine sowie die ukrainische Nationalmannschaft gewohnt stark.

Der Erfolg zeigt sich auch in Transfers. Der Stürmer Andrij Schewtschenko von Dynamo Kyjiw kehrte erst jüngst nach Stationen beim AC Milan und FC Chelsea zu Dynamo zurück. Mittelfeldspieler Anatolij Tymoschtschuk von Schachtar Donezk und Wolyn Luzk wurde vom FC Bayern München gekauft. Stürmer Serhij Rebrow von Schachtar Donezk war bei den Vereinen Tottenham Hotspur, Fenerbahce Istanbul und West Ham United. Mit Oleh Blochin als Trainer gelang der ukrainischen Nationalmannschaft ihr bisher größter Erfolg: das Viertelfinale der WM 2006. Vor zwei Jahren wurde Blochin nach einer Pause erneut Nationaltrainer. Er trainiert die Nationalmannschaft für ihre erste EM-Teilnahme in diesem Sommer.

Die erste ukrainische Meisterschaft nach der Unabhängigkeit hatte Tawrija Simferopol gewonnen. Während Metalist Charkiw seit 2007 fünf Mal den dritten Platz einnahm, hießen die ukrainischen Meister seit 1992 immer Dynamo Kyjiw oder Schachtar Donezk. Diese fußballerische Konkurrenz ist einen Exkurs wert.

ZWEIKAMPF: Dynamo vs. Schachtar

Beide Vereine, Dynamo Kyjiw und Schachtar Donezk, waren bereits in der UdSSR sehr erfolgreich. Beide gehören heute Oligarchen.

Dynamo Kyjiw wurde 1993 von Hryhoryj Surkis gekauft, der bis 1998 Vereinspräsident war und sich dann von seinem Bruder Ihor ablösen ließ. Heute spielen bei Dynamo neben Ukrainern auch einige andere Osteuropäer, Brasilianer und Nigerianer sowie der mazedonisch-stämmige Schweizer Stürmer Admir Mehmedi. 1997 engagierte Surkis den Trainer Walerij Lobanowskyj. Die Erfolge rissen nicht ab: 13 Meisterschaften, neun Pokalsiege und das Halbfinale der UEFA Champions League 1998/99. Umso enttäuschter waren die Fans 2008, als Dynamo erstmals weder die Meisterschaft noch den Pokalsieg holte.

Den täglichen oder wöchentlichen Newsletter abonnieren und auf dem Laufenden bleiben!

Den unangefochtenen Erfolg von Dynamo Kyjiw unterbrach in der Saison 2001/2002 Schachtar Donezk. Seither errang Schachtar weitere Meisterschaften, Pokale, Supercups und gewann im Mai 2009 den UEFA-Pokal – im Endspiel in Istanbul gegen Dynamo Kyjiw! Im Halbfinale besiegten sie Dynamo Kyjiw!

Dies ist dem finanziellen Engagement des Donezker Oligarchen Renat Achmetow zu verdanken, der den Verein 1996 übernommen hat. Nach einem kurzen Trainergastspiel von Bernd Schuster wurde im Jahr 2004 Mircea Lucescu Schachtars Trainer. Er begann mit viel Geld Legionäre in die Ukraine zu locken, insbesondere junge Brasilianer, deren unbekanntes Potential und berüchtigte Feierlaune andernorts als zu großes Risiko empfunden werden. In einigen Fällen gelang es bereits, solche Talente bei Schachtar zu formen und sie anschließend teuer weiter zu verkaufen. “Derzeit spielt Lucescus Ensemble einen hochmodernen körperbetonten und angriffslustigen Fußball. Die Multikulti-Auswahl mit 17 Nationalspielern lässt sich ungefähr so charakterisieren: hinten Osteuropa, vorne Brasilien”, fassen Frank Hellmann und Knut Krohn in der Frankfurter Rundschau zusammen. So entstand eine offensive und gleichzeitig kreative Mannschaft, die Erfolg hat und für gute Unterhaltung sorgt.

70. MINUTE: Ukrainischer Fußball und die Rolle der Oligarchen

Mit dem Zusammenbruch der UdSSR existierten für Sport zunächst keine Finanzierungsmöglichkeiten mehr. In der ukrainischen Transformationsgesellschaft sprangen Oligarchen ein. Wenn auch die Herkunft der Vermögen der jeweiligen Oligarchen unklar bleibt, sind sie für ihre jeweilige Region, für den Fußball und auch für die EM 2012 unverzichtbar.

Da ukrainische Vereine keinen nennenswerten ökonomischen Gewinn bringen, sind die Motive der Oligarchen für ihr Engagement anderweitig zu suchen. Beispiel Renat Achmetow und Schachtar Donezk.

In Donezk wurden nicht nur internationale Spitzenspieler eingekauft, sondern Achmetow, der seit Mitte der 1990er Jahre die ostukrainische Bergbauregion wirtschaftlich beherrscht, finanzierte den Bau der hoch gelobten Donbass Arena, ein Jugendinternat für den fußballerischen Nachwuchs und er investierte auch außerhalb des Sports z. B. in Schulen. Achmetows Geschäfte und sein soziales Engagement tragen viel zur Entwicklung der Region bei. Achmetow ist Lokalpatriot, der noch immer in Donezk wohnt und der als authentischer Schachtar-Fan gilt. Seine Verbindung zum Volk ist glaubhaft. Damit stiften Oligarch und Verein auf regionaler Ebene Identität.

Gleichzeitig sichert ihm die über den Fußball und soziales Engagement gewonnene Popularität bei der lokalen Bevölkerung Wahlstimmen und stärkt seinen politischen und wirtschaftlichen Einfluss. Nach der Rückgängigmachung von Privatisierungen unter Tymoschenko, die auch Achmetows Anteile an Kryworishstal betrafen, und den Verfolgungen durch die Steuerbehörden, die ihn zeitweise ins Exil trieben, übernahm Achmetow ein politisches Amt, um in den Genuss der damit verbundenen Immunität zu kommen. Durch den Fußball ist Achmetow auch international bekannt. Das nützt ihm ebenfalls als Absicherung gegen die Unwägbarkeiten der ukrainischen Politik, als rechtlicher und persönlicher Schutz über den Fußball hinaus.

Schachtar und Achmetow repräsentieren die besondere Verflechtung von Fußball, Gesellschaft und Politik in der Ukraine.

SCHLUSSOFFENSIVE: Die EM 2012: Vorbereitungen und Skandale

Als Gastgeber der EM 2012 erhält die Ukraine weltweit eine ungekannte Aufmerksamkeit und will diese nutzen, um sich als moderne und europäische Nation darzustellen und mit diesem Image zu werben. Als die EM im April 2007 in Cardiff vergeben wurde, war noch der Hoffnungsträger für Reformen und Demokratie Wiktor Juschtschenko Präsident der Ukraine. Polen und die Ukraine erhielten als Austragungsländer einen starken Impuls zur Modernisierung, so UEFA-Präsident Michel Platini. Man dürfe die Wahl nicht nur als großes Risiko betrachten, sondern vielmehr als Chance.

Bald schienen sich jedoch die Befürchtungen der Kritiker zu bestätigen: Verzögerungen in der EM-Vorbereitung, Korruptionsskandale und eine fragwürdige Politik und Rechtsstaatlichkeit in der Ukraine. Mehrfach wurde öffentlich gefordert, der Ukraine die EM 2012 zu entziehen. 2008 war sogar die Rede von Deutschland als Ersatz-Gastgeber. Jüngst wurde die Forderung wiederholt wegen der offensichtlich politisch motivierten Verurteilung von Ex-Premierministerin Julia Tymoschenko und Ex-Innenminister Jurij Luzenko. Seit Wiktor Janukowytschs Wahl im Februar 2010 beklagen westliche Beobachter den autoritären Kurs. Nun ist ein Boykott durch europäische Spitzenpolitiker angekündigt, solange die Regierung hinsichtlich Tymoschenkos Haftbedingungen nicht einlenkt.

Die UEFA forderte Anfang 2011 im Hinblick auf die EM politisches Machtgerangel ruhen zu lassen, nachdem eine Mehrheit der Mitglieder des nationalen Fußballverbands FFU versucht hatte, den FFU-Präsidenten und UEFA-Exekutivmitglied Hryhoryj Surkis durch ein Misstrauensvotum von seines Amtes zu entheben. Unter den Mitglieder auch Surkis’ Konkurrenten im Bau- und im Fußballgeschäft, Renat Achmetow und Oleksandr Jaroslawskyj. Alle Beteiligten lenkten ein, denn die EM ist für die Ukraine und ihr Image zu wichtig.

“Wir haben in den kommenden drei Monaten noch viel zu tun. Aber die Vorbereitungen sind unter vollständiger Kontrolle der Organisatoren”, wird der leitende Geschäftsführer der UEFA, Martin Kallen, im März 2012 in der Welt zitiert. Bauverzögerungen in der Vorbereitung von sportlichen Großveranstaltungen sind die Regel. In Polen und insbesondere in der Ukraine musste aufgrund des Rückstands in allen Bereichen um so mehr modernisiert und gebaut werden als beispielsweise zur EM in der Schweiz und in Österreich. Während Polen von EU-Geldern profitierte, sollte in der Ukraine der Staat etwa ein Viertel der Ausgaben tragen, Privatinvestoren den Rest. Nachdem Neu-, Aus- und Umbau von Stadien und Flughäfen lange weit hinter dem Zeitplan lagen, sprang der Staat jedoch ein. Auch manche Oligarchen haben investiert, insbesondere Oleksandr Jaroslawskyj, der Stadion- und Flughafenmodernisierung sowie Infrastrukturprojekte in Charkiw mitfinanziert hat.

Mittlerweile wurden etwa drei Viertel der Ausgaben für die bereits jetzt teuerste EM aller Zeiten durch Staatskredite finanziert. Dabei verwundern Berichte über eine neue, A 380-taugliche Landebahn in Donezk, über Auftragsvergaben ohne offizielle Ausschreibung oder über an Baufirmen beteiligte oder mit ihnen verwandte Regierungsmitglieder. So erhob Julia Tymoschenko den Vorwurf der Geldwäsche. Witalij Klytschko, der sich um das Amt des Bürgermeisters von Kyjiw bewerben will, spricht von der Notwendigkeit einer Untersuchungskommission. Aber er hebt auch die Chance hervor, die das Sportereignis dem Land bietet: „Die Ukraine ist ein wundervolles Land mit großem Potential und gastfreundlichen Menschen. Ich bin noch immer überzeugt, dass die EM eine Chance ist, die Ukraine in der ganzen Welt zu präsentieren. 60 Prozent der Ukrainer hoffen auf eine Annäherung des Landes an Europa, die Mehrheit unterstützt europäische Werte. Leider beobachten wir sehr negative politische Entwicklungen. Einer nach dem anderen finden sich die Führer der Opposition wie Tymoschenko im Gefängnis wieder. Das schadet dem Image der Ukraine in den Augen der Welt und jener Fans, die zur EM reisen wollen. Die Ukraine verwandelt sich mehr und mehr zu einem autoritären Regime. (…) Dieses Turnier ist das größte Sportereignis in der Geschichte der Ukraine. Es muss stattfinden. Im Gegenteil, es ist sogar eine hervorragende Gelegenheit, die Aufmerksamkeit der Welt auf die Missstände in unserem Land zu lenken”, sagte er im Interview mit dem Spiegel Ende April 2012.

ABPFIFF: Willkommen zum Abenteuer Ukraine

Bis zum Sommer 2012 werden noch immer nicht alle Bauprojekte in der Ukraine fertig gestellt sein, insbesondere Autobahnen oder die Verbindung zwischen der Stadt Lwiw ins außerhalb gelegene Stadion. Hotels der unteren und mittleren Preisklassen wurden kaum gebaut. Sie würden nach der EM nicht mehr lohnen. Luxushotels und überteuerte Privatwohnungen können sich viele potenzielle Gäste aber nicht leisten, wie auch UEFA-Präsident Michel Platini kürzlich erst mahnte. Stattdessen laden die Städte Charkiw und Lwiw in mehr als vierzig Jahre alte Studentenwohnheime und auf Campingplätze mit zu wenig Dixiklos ein.

So werden viele Fans wenigstens einen authentischen Eindruck vom Gastgeberland bekommen. Willkommen zum Abenteuer Ukraine!

Autorin: Jutta Lindekugel

Von Jutta Lindekugel wurde ein Kiew-Rundgang zur EM: handlich, kompakt, billig Kiew in ein-zwei Tagen erleben veröffentlicht.

Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Vielleicht sollten Sie eine Spende in Betracht ziehen.
Diskussionen zu diesem Artikel und anderen Themen finden Sie auch im Forum.

Benachrichtigungen über neue Beiträge gibt es per Facebook, Google News, Mastodon, Telegram, X (ehemals Twitter), VK, RSS und täglich oder wöchentlich per E-Mail.

Artikel bewerten:

Rating: 5.0/7 (bei 1 abgegebenen Bewertung)

Neueste Beiträge

Kiewer/Kyjiwer Sonntagsstammtisch - Regelmäßiges Treffen von Deutschsprachigen in Kiew/Kyjiw

Karikaturen

Andrij Makarenko: Russische Hilfe für Italien

Wetterbericht

Für Details mit dem Mauszeiger über das zugehörige Icon gehen
Kyjiw (Kiew)32 °C  Ushhorod30 °C  
Lwiw (Lemberg)28 °C  Iwano-Frankiwsk29 °C  
Rachiw19 °C  Jassinja21 °C  
Ternopil24 °C  Tscherniwzi (Czernowitz)30 °C  
Luzk27 °C  Riwne28 °C  
Chmelnyzkyj29 °C  Winnyzja29 °C  
Schytomyr28 °C  Tschernihiw (Tschernigow)31 °C  
Tscherkassy29 °C  Kropywnyzkyj (Kirowograd)29 °C  
Poltawa29 °C  Sumy28 °C  
Odessa28 °C  Mykolajiw (Nikolajew)33 °C  
Cherson33 °C  Charkiw (Charkow)28 °C  
Krywyj Rih (Kriwoj Rog)31 °C  Saporischschja (Saporoschje)32 °C  
Dnipro (Dnepropetrowsk)30 °C  Donezk29 °C  
Luhansk (Lugansk)31 °C  Simferopol28 °C  
Sewastopol27 °C  Jalta24 °C  
Daten von OpenWeatherMap.org

Mehr Ukrainewetter findet sich im Forum

Forumsdiskussionen

„Was will Faschisten-Russland schon eskalieren? Haben die nicht sogar Truppen von den NATO-Grenzen abgezogen weil es eng wird?“

„Den direkten Konflikt mit Russland gibt es doch schon lange. Natürlich ist das kein heißer Konflikt. Aber, gesprengte Pipelines, diverse Hackerangriffe, Morde an in Europa lebenden russischen Migranten...“

„Die Einwanderung ist inzwischen leichter geworden. Siehe: unbefristete-aufenthaltsgenehmigung-ein ... 48448.html Ansonsten halt der übliche Kram: Ehe, KInd, ukrainische Ahnen, Ostfronteinsatz. Aber dann...“

„Die temporäre Aufenthaltsgenehmigung hat vor allem den Nachteil, dass du für die jeweilige Erneuerung jedes Mal eine Grundlage brauchst, deren Bedingungen sich ändern können. Mit einer befristeten...“

„In der Praxis habe ich auch noch von keinem Einwanderer hier gehört, dass er seinen ausländischen Führerschein umgetauscht hat. Allenfalls, dass sich Leute einen zweiten ukrainischen zugelegt haben....“

„Liebe Alle ich habe an anderer Stelle einiges zum Thema gelesen, jedoch nicht die wirklich passende Antwort gefunden. Vielleicht hier? Muss man wirklich, wenn man eine Aufenthaltserlaubnis für die Ukraine...“

„Hat jemand eine Idee wie ich mein Bike von köln beispielsweise nach krementschuk schicken kann? Gibt es jemanden der Transporte in die Ukraine macht? Dankeeee“

„Hatte gestern so eine Situation. Nach einer Mautstelle, stand polnische Policia und verfolgte mich anschließend mit Blaulicht. Bitte folgen, das war in Kattowitz. Sie meinten, ich hatte kein Licht an,...“

„Hallo Forengemeinde, bin heute früh 6 Uhr über Korczowa in die Ukraine eingereist. 1,5 h ohne Probleme. Straßen, sind teilweise sehr marode“

„Scheidungsurteile sind unbegrenzt gültig. Auch nach 10 oder 20 Jahren. Aus dem einfachen Grund, weil der Inhalt, also die Entscheidung, sich ja nicht mit Zeitablauf ändert. Normalerweise jedenfalls nicht....“

„Klingt irgendwie nach Wunschkonzert. Die Person erscheint mir wenig Schutz zu benötigen, reist ja immer hin und her. Paragraph 24 bedeutet, Du benötigst den Schutz, Du bleibst hier, Du lernst Deutsch,...“

„Ja das ist Blödsinn dass die Waffen nicht gegen Russland selbst eingesetzt werden sollten. Die bekloppten Russen-Faschisten fragen doch auch nicht ob sie ukrainische Zivilisten mit Iran-Drohnen beschiessen...“

„Hallo Waldi, im Grunde bin ich voll bei Dir! Da aber die Unterstützer der Ukraine ihre Rüstungsindustrie nicht hochfahren, die Produktion von Munition ist viel zu gering, wird es wohl nichts mit einem...“

„Wenn verhindert werden muss dass RU weiter (und noch stärker) eskaliert, müssen auch militärische Anlagen und Aufmarschgebiete in RU angegriffen werden können. Dies ist kein Eskalationsschritt sondern...“

„Hallo, vielleicht kann sich jemand zu folgenden Fragen äußern: - Ein Ukrainer mit biometrischem Pass war mit gültigem Visum von August 21 - August 22 in Deutschland (ohne gemeldet zu sein, bzw. Aufenthaltsgenehmigung...“

„Fahre immer schwarze Autos, vielleicht liegt es auch an der Farbe.“

„Bin da noch nie angehalten worden, vll. liegt es an deinem Auto. An der Grenze wird man grundsätzlich mit was konfrontiert was man sich nicht erklären kann und wo man nicht drauf vorbereitet ist. Ist...“

„@ensowo dazu gibt es wohl endlose Geschichten, selbst bin ich zweimal in gleicher Art und Weise kontrolliert wurde, das erste Mal, stichprobenartig, da gehe ich von einem Zufall aus. Beim zweiten Mal allerdings...“

„am 20.05.Ausreise über Budomiers mit dem Wohnmobil.Wir hatten Schwierigkeiten mit dem Ukrainischen Zoll. Das Wohnmobil hat ein Gesamtgewicht von 3500 Kg und die Zollbeamtin wollte das Wohnmobil als Lkw...“

„Ein Waffenstillstand hat den " Charme" keine Gebiete offiziell abtreten zu müssen und nur auf so was in der Art würden sich die Ukrainer eh nur einlassen. Putin hat einen Lauf, in 2024 wird sich eh nichts...“

„An einem wirklichen Waffenstillstand hat doch Putin gar kein Interesse, sieht man doch seit 2014. Nur dafür dass die Ukraine die besetzten Gebiete abtritt was sie nicht machen wird. Eine Offensive wird...“

„Hallo Waldi, im Grunde bin ich voll bei Dir! Da aber die Unterstützer der Ukraine ihre Rüstungsindustrie nicht hochfahren, die Produktion von Munition ist viel zu gering, wird es wohl nichts mit einem...“

„"Eine Apostille hat kein Ablaufdatum. Die Urkunde, die mit der Apostille versehen ist, kann aber eine Gültigkeitsfrist beinhalten. In der Regel dürfen seit der Ausstellung des Dokuments mit Apostille...“

„Verteidigung wird unter den jetzigen Umständen immer mehr zum Selbstmord! Was die ukrainische Armee dringend braucht sind schwere Waffen zur Verteidigung. Und dazu gehören nun einmal ATACMS-Raketen und...“

„Hallo nochmal.....wisst ihr wie lange mein apostilliertes Scheidungsurteil aus Belgien in der Ukraine gültig ist?“