Sehr geehrter Pjotr Alexejewitsch!
Ich wende mich das vierte Mal mit einem Brief an Sie. Mit einem offenen Brief, da ich klar verstehe, dass Ihr Verwaltungsgesinde Ihnen das Vergnügen nimmt, diesen Text zu lesen. Und so lesen ihn Hunderttausende ukrainischer Bürger. Ich habe mich an den Schreibtisch mit Füller und einem Blatt Papier gesetzt (ja, ja, ich schreibe eben so!) und plötzlich fühlte ich mich wie der gealterte Poltawaer Schriftsteller Wladimir Galaktionowitsch Korolenko, der einen weiteren Brief an den roten Amtsträger Lunatscharskij schreibt. Letzterer antwortete, wie auch Sie, nicht auf diese Briefe.
Ich weiß, ich bin nicht Korolenko, und Sie, Pjotr Alexejewitsch, sind nicht Lunatscharskij. Ihnen zu schreiben – ehrlich zu schreiben, offen und emotional – ist meine menschliche und staatsbürgerliche Pflicht. Unter anderem auch die Pflicht des enttäuschten Wählers, der Ihnen seine Stimme während der Präsidentschaftswahlen gab.
Ich bin ausgezeichnet unterrichtet über Ihr wahres Verhältnis zu der Dame, die den Posten der geschäftsführenden Gesundheitsministerin besetzt. Ich weiß ebenfalls von dem außerordentlichen Druck auf Sie vonseiten der Bürokraten der Republikanischen Partei der USA. Überdies sind mir einige Ihrer Bewertungen der Tätigkeit von Frau (Uljana) Suprun und ihres barbarischen und frechen Teams „junger Reformatoren“ bekannt. Zum Glück sind Sie nicht Stalin, daher werden die Informationen über das Binnenleben Ihrer Verwaltung weit über sie hinaus bekannt.
Ich begreife, dass Sie einem harten Pressing unterliegen. Doch ich möchte nicht Ihren Nichtwunsch (oder Unvermögen) verstehen, sich diesem Pressing nicht zu fügen. Ich versichere Ihnen: Jeder Tag des Verweilens von Frau Suprun im Ministerium für Gesundheitsvorsorge verkürzt Ihre Chancen auf eine Wiederwahl als Präsident der Ukraine drastisch. Die Wahl liegt bei Ihnen.
Aufrichtig Ihr, Semjon Glusman, Arzt, ehemaliger politischer Häftling.
8. Februar 2018
Quelle: Lewyj Bereg
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