Haus in ukrainischer Siedlung
Ein Bewaffneter, dem Macht gegeben wird, die jedoch nicht durch Kontrolle und Disziplin eingeschränkt wird, verwandelt sich unter Bedingungen kriegerischer Handlungen früher oder später in einen Marodeur und Räuber. Leider erfährt diese lang bekannte These ihre Bestätigung im Osten des Landes. Einzelne Militäreinheiten, welche die territoriale Integrität des Landes schützen und die Rechtsordnung wahren sollen, diskreditieren mit ihren Handlungen nicht nur die amtierende Regierung, sondern rufen Angst und Hass in der lokalen Bevölkerung hervor, die bereits auch so das offizielle Kiew nicht besonders schätzte.
Der Serkalo Nedeli hatte bereits über die Staniza Luganskaja berichtet – das äußerste von der Ukraine kontrollierte Territorium im Süden der Lugansker Oblast. Die Kreisstadt steht praktisch ständig unter Beschuss, darunter durch Raketenwerfer des Typs Grad (Hagel). Hier sind mehr als die Hälfte der Wohnhäuser und sozialen Objekte beschädigt oder zerstört. Die lokale Miliz gibt es als solche in der Staniza nicht mehr. Die Mehrzahl der Mitarbeiter des ehemaligen Reviers sind auf die andere Seite gewechselt und dienen der LNR (Lugansker Volksrepublik) und der Rest hat gekündigt. In der Siedlung befinden sich einige Verteidigungspunkte der Streitkräfte, der Freiwilligenbataillone und einiger Einheiten des Innenministeriums aus anderen Regionen. Wir werden sie nicht nennen, jedoch betonen wir, dass eine dieser Einheiten (genauer ihr Vorgänger im rechtlichen Sinne) bereits früher vom Innenministerium wegen Plünderung aufgelöst wurde.
Die Hauptfunktion des Innenministeriums – der Schutz der Rechtsordnung – wird in der Staniza nicht erfüllt. Nächtliche Patrouillen werden überhaupt nicht durchgeführt und strafrechtliche Rechtsverstöße (Diebstahl in Geschäften und verlassenen Häusern) werden nicht verfolgt, obgleich es massenhaft Anzeigen gibt. In Zeiten ohne Kampfhandlungen überprüfen die Militärs die Dokumente der lokalen Einwohner und der durchfahrenden Passagiere, inspizieren die Transportmittel (bis zur Sprengung der Brücke über den Sewerski Donez funktionierte in der Staniza ein Kontrollpunkt zwischen den Territorien, die von der Ukraine und der LNR kontrolliert werden).
Sofort nach Silvester wurde in der Staniza eine sogenannte Säuberung von Separatisten (diese Maßnahme wurde von den Militärs selbst wenigstens so bezeichnet) durchgeführt, die sich faktisch in Plünderung und Pogrom verwandelte. Mit automatischen Waffen ausgestattete Männer in Tarnkleidung drangen Türen eintretend in private Häuser ein, durchsuchten sie (ohne Gerichtsbeschluss), «requirierten» Wertsachen, erniedrigten und verprügelten die Besitzer und bedrohten sie mit Erschießung. Hier nur einige der Fakten dieser «Säuberung», die offiziell dokumentiert wurden.
- gemäß der Anzeige der Bürgerin W. drangen die Militärs, die Fenster einschlagend und die Türen eintretend (obgleich sich daneben die Hausherren mit Schlüsseln befanden, die darum baten ihr Eigentum nicht zu zerstören), in das Haus ein, drohten mit Erschießung, nahmen alle Wertsachen mit – Armbanduhren, Silberschmuck, Mobiltelefon, Notebook. Die Hausherren wurden erniedrigt, ihnen wurde gesagt, dass die Staniza Luganskaja nicht Ukraine sei;
- der Anzeige des Bürgers S. nach verprügelten die Militärs ihn, dabei von ihm verlangend Separatismus und Terrorismus zu gestehen. Danach wurde er zwei Tage in einem Keller festgehalten, Auto, Pass und Geld wurden gestohlen;
- gemäß der Anzeige des Bürgers O. (Angestellter der Kreisverwaltung!) versuchten die Militärs in seiner Abwesenheit seine Wohnung zu durchsuchen. Von Nachbarn erfahrend, dass da ein Mitarbeiter der Kreisverwaltung lebt, durchschoss einer der Militärs die Eingangstüren mit seiner Maschinenpistole. Die Kugeln durchschlugen die Türen und beschädigten in der Wohnung Kühlschrank und Möbel;
- Männer mit automatischen Waffen drangen die Türen eintretend in das Büro der Leitung von Bewässerungssystemen ein (obgleich nebenan der Wächter war, der anbot, die Tür mit dem Schlüssel zu öffnen). Sie traten die Türen zu den Arbeitszimmern ein und nahmen Computer und persönliche Dinge der Angestellten mit. Danach verprügelten sie die Arbeiter des Heizhauses;
- der Anzeige des Bürgers Tsch, nach zerschlugen Militärs bei ihm Türen und Fenster, drangen ein und nahmen Winterkleidung, Decken, Kissen und einen Benzingenerator mit;
- gemäß der Anzeige der Bürgerin L. drangen Männer mit automatischen Waffen in Tarnkleidung in ihre Wohnung ein, drohten mit «standrechtlicher» Erschießung, verprügelten den Mann und schossen sogar in die Decke. Ohne irgendwelche Erklärungen nahmen sie eine Durchsuchung vor und nahmen Computer und Telefon mit;
- gegen acht Uhr abends nahmen Militärs an einem Kontrollpunkt den Wirtschaftsleiter des Kreiskrankenhauses fest, der zur Arbeit ging, um das Wasser aus dem Heizungssystem aufgrund der Stromnotabschaltung abzulassen (wegen der Kampfhandlungen war die Stromleitung beschädigt worden). Er wurde verprügelt und zurückgeschickt. Als Resultat wurde das Wasser nicht abgelassen, die Heizung fror ein und es platzten Rohre und 360 Heizkörper. Das Heizungssystem, welches vom Krankenhaus mit großer Mühe nur zwei Tage vorher repariert und wieder angefahren wurde, ist beschädigt und muss komplett ersetzt werden. Bisher gelang es nicht, es wiederherzustellen.
Insgesamt gibt es einige Dutzend dieser Anzeigen. Jedoch weigerte sich die Mehrheit der Bürger, die die «Reize» der sogenannten Säuberung erfahren haben, diese schriftlich zu beschreiben, da sie um ihre Sicherheit fürchten …
Ein derartiges Verhalten der Militärs als weit verbreitet anzusehen ist nicht richtig (das ist wirklich nicht so), jedoch machen die angeführten Fakten, auch wenn sie vereinzelt sind, alles Positive in den Beziehungen zwischen der Lokalbevölkerung und denen, die sie vor den Separatisten schützen sollen, zunichte. Die Reaktion, welche die «Säuberung» in der Staniza nach sich zog, wird von einem kurzen Eintrag in einem sozialen Netzwerk beredet charakterisiert: «Ich bin eine Einwohnerin der Staniza Luganskaja, ich hasse Putin, bin gegen die LNR, doch zeigte es sich, dass ich nicht die richtigen fürchtete – man muss die ukrainischen Militärs fürchten, die uns zum Neujahr «gratulierten». Sie sind durch alle Straßen von Nowaja Kondraschewka gegangen, raubten, beleidigten und schlugen die Menschen. Bei meiner Tochter, die ein neun Monate altes Kind hat, zerschlugen sie das Fenster, nahmen den Mann mit, jagten ihn durch das Dorf, prügelten und beleidigten ihn, doch ließen sie ihn dann Gott sei Dank gehen. Sie nahmen das Notebook mit und tranken den Saft aus, den wir als humanitäre Hilfe erhalten haben. In der Siedlung, die langsam an die Ukraine zu glauben begann, töteten sie den ganzen Glauben an Zukunft und Gerechtigkeit …»
Die Hauptfrage ist gerade, wie sollen Regierung und die Leiter der Rechtsschutzorgane in dieser Situation vorgehen? Die Antwort ist offensichtlich: unverzüglich handeln und die Schuldigen streng aber gerecht bestrafen. Möglicherweise mit einem mustergültigen Gerichtsprozess. Nur so kann man Disziplin und ein verantwortungsvolles Verhalten der Militärs erreichen. Die Fakten zu verschweigen (die auch so bereits gut bekannt sind, denn es rief eine riesige Resonanz hervor), so zu tun, als ob nichts geschehen ist und alles auf den Krieg zu schieben, ist der Weg in die Sackgasse.
Man möchte glauben, dass alles nach dem Gesetz ablaufen wird. Auf die Anzeigen hin wurden ein Strafverfahren eingeleitet und Ermittlungen aufgenommen. Über die Ergebnisse wird der Serkalo Nedeli gesondert informieren.
23. Januar 2015 // Wladimir Martin
Quelle: Serkalo Nedeli
Forumsdiskussionen
Bernd D-UA in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Yeep Frank, so war es. Auch der Leo ist keine Wunderwaffe. Drohnen greifen von oben an, dort wurde bei allen Kampfpanzermodell an Panzerung gespart, mußte nie geschützt werden. Jedenfalls hält die Front...“
Frank in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Was soll das werden? Spielst du im Sandkasten Panzerkrieg? Damalss die 70 km Fahrzeugkolonne der Russen vor Kyiv wurde einfach aufgerieben. Da ist nix mit nebeneinander fahren. Das war eine Strasse durch...“
JohannesTim in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Awarija hat uns mitgeteilt, dass es heute für den Preis von hundert €uro Spielzeugdrohnen gäbe, mit der ein Panzer vernichtet werden könne. Könnte mit einer solchen Drohne auch ein Leopard II oder...“
Frank in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Und warum zählst das jetzt auf? Panzer dürften keine Rolle mehr spielen. Um die 10.000 von den Russen sollen zerstört worden sein. Unbemerkt kann sich eine grössere Anzahl auch nicht mehr ansammeln....“
JohannesTim in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Einen reinen Bewegungskrieg gibt es nicht. Falls es den Verteidigern gelingt, die feindlichen Angriffsverbände in einigen Abschnitten aufzuhalten, kann daraus ein Stellungskrieg entstehen. Zur Verteidigung...“
Awarija in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Panzer sind im modernen Krieg Dinos, zu schwerfällig, zu verwundbar, zu teuer. Jede 100€-Spielzeugdrohne kann so einen millionenschweren Koloß binnen Sekunden vernichten. Die Russen setzen sich inzwischen...“
Anuleb in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„..... Sind solche gewaltigen Panzer-Operationen, die im Sommer 1941 real vollzogen worden sind, in der Gegenwart nicht mehr möglich? Damals hatte man auch mit riesigen Bomberschwärmen angegriffen. Das...“
JohannesTim in Ukrinform • Re: 161 Gefechte an der Front, 60 davon bei Pokrowsk – Generalstab
„Eine Anmerkung zur Kriegsgeschichte: sind die Erkenntnisse aus dem Zweiten Weltkrieg heute technisch überholt? Als Student hörte ich in militärhistorischen Vorlesungen in Deutschland ungefähr Folgendes:...“
Bernd D-UA in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„@lev dann wünsche ich Dir eine gute Reise, es war sehr schön in LVIV, muss unbedingt nochmals so eine Rundreise machen. Ich habe so wundervolle Menschen kennengelernt, ich bin zutiefst beeindruckt! Es...“
lev in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„Danke Bernd für deine Eindrücke. Ich fahre Ende Mai wieder für mehrere Wochen nach Lviv. Nicht um Urlaub zu machen, sondern in unsere Wohnung. Hatte sie ja vor dem Krieg, aufwendig saniert und möchte...“
Bernd D-UA in MDR • Re: Ukraine: Trotz Krieg Touristen
„Hallo liebe Forengemeinde und Mitleser, ich bin gerade auf einem Kurztripp durch die Ukraine. Es ist wunderschön wieder hier zu sein. Es fehlen die Touristen, gestern habe ich einen persönlichen und...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Kurzer Bericht, hab dann doch den Wachwechsel erwischt, bei den Polen ging dann bestimmt 45 Minuten gar nix. Und dann wurde in zwei Schüben eingelassen, ich finde, dann ging es in einem guten Tempo voran....“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Bin jetzt da, 10 PKW vor mir, das ist akzeptabel, ist ja auch der 1.Mai. Bin zufrieden mit der Situation. @Frank Fahre immer noch ein schwarzes Auto... kennst doch meine Erfahrung mit der Polizei in UA...Kaffeebraun...“
Frank in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Probier doch einfach. Wenn der offen ist doch alles ok. Bin da glaube mal zurück drüber gefahren. War dann nur eine ewige Kurverei bis zur A4. Bin da aber eh erstmal bis Krakau. Kann natürlich auch...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Schade, dass es keine Info´s zu Zosin gibt, wer aber noch was weiß, bitte schreiben, ich fahre jetzt in 30 Minuten los und kann immer noch in ca. 10h bei einem Stopp nochmals nachlesen. Google Maps schickt...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Diesen Grenzübergang hatte ich schon auf dem Schirm, kenne ihn nur noch nicht. Kann jemand noch etwas zu Zosin sagen, wäre ja auch machbar oder lieber nicht? Vielen Dank Bernhard.“
bernhard1945 in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Hallo Bernd Es hängt etwas davon ab, wohin Du in Ukraine fahren möchtest. So wie es scheint möchtest Du (wie ich normalerweise) in Richtung Kiew fahren. Ich benütze deshalb seit Jahren den Übergang...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Ergänzend, möchte nach Luzk fahren, ist ja sicherlich nicht uninteressant für einen Ratschlag.“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Möchte morgen über Nacht in die Ukraine fahren und plane die Ankunft an der Grenze sehr früh am Morgen. Fahre entweder über Polen oder ggf. über Tschechien, je nachdem was google maps empfiehlt. Normalerweise...“
Ahrens in Recht, Visa und Dokumente • Re: Visa D14
„Das ist ein simples D-Visum, wie man es auch in Deutschland für die Beantragung einer Aufenthaltsgenehmigung braucht. Man benötigt dazu keine Mindestaufenthaltszeit. Auch bei der Aufenthaltserlaubnis...“
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„Zunächst möchte ich sagen, daß die PKP für die Sitzplatzzüge, die zum Beispiel von Kattowitz bis nach Przemysl fahren, die Preise nicht erhöht hat. Allgemein gilt die Polnische Staatsbahn eher als...“
MHG1023 in Berichte und Reisetipps • Re: Mit dem Zug in die Ukraine
„"Warum verlangt die PKP von den Fahrgästen solch einen Preis ?" - Weil sie es können ... Die Nachfrage dürfte weiter hoch sein und weil es keine vergleichbaren Alternativen gibt (Buslinien über Nacht...“
JohannesTim in Berichte und Reisetipps • Re: Mit dem Zug in die Ukraine
„Die Polnische Staatseisenbahn PKP Intercity S.A. erhöhte für den Schlafwagen-Zug D 68 am 1. Februar 2025 die Fahrpreise um + 38 Prozent. : Vom Warschauer Ostbahnhof fährt abends um 17.49 Uhr der Schlafwagen-Zug...“
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„Hallo. Meine Ex-Frau ist schon über 22 Jahre in Deutschland. Jetzt benötigt sie einen Termin für das Konsulat. Aber es werden nur Termine über Diia vergeben. Kann uns jemand erklären wie das genau...“
Trick in Recht, Visa und Dokumente • Visa D14
„Hallo..... Ich benötige nochmals euer Schwarmwissen.... Bin seit Dezember letzten Jahres in der Ukraine verheiratet worden Jetzt meine Frage.....ich habe auf der Seite der ukrainischen Botschaft einen...“