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An geborstenen Trögen

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Grüne Tarife

Der Stromverbrauch ist deutlich gesunken. Ein Tarif von zwölf Hrywnja pro Kilowattstunde erwies sich für die Mehrheit der Unternehmen und privaten Verbraucher als unerschwinglich. Um die Stromkosten zu sparen, musste die Mittelschicht in der Ukraine auf Selbstversorgung umsteigen und aktiv Solarzellen auf den Dächern der Häuser sowie Datschen und sogar an den Fassaden von Hochhäusern installieren. Jede mögliche Alternative zur teuren „staatlichen“ Elektroenergie wird auch von den letzten Industrieunternehmen genutzt, die noch verzweifelt ums Überleben kämpfen. Und das trotz der neuen Steuer auf das Sparen, welche von der Regierung weitsichtig noch 2028 implementiert wurde.

Gute Absichten und der Weg zur Hölle

Anfang Mai 2029. Weniger als ein Jahr blieb bis zum Ende der Geltung der Subventionen für die Erzeuger von alternativer Elektroenergie am 1. Januar 2030. Jedoch hat die Werchowna Rada [Parlament] bis jetzt den n-ten Gesetzesentwurf zur Veränderung eines Systems der Unterstützung von „grünen“ Kraftwerken nicht verabschiedet, der eine drastische Senkung der ungerechtfertigt hohen „grünen“ Tarife und den Übergang zum Auktionssystem vorsieht.

Jetzt ist allen klar, dass die Realität sich für die Ukraine als grausam herausgestellt hat. Eine zivilisierte und im Allgemeinen gute Initiative führte in unserem Land zu unverhofften Resultaten, die sich grundlegend von den zu Beginn der 2000er-Jahre konzipierten unterscheiden. Wenn zum Beispiel die Länder Europas, die sich für „grüne“ Energie entschieden haben, zusätzlich zur beneidenswerten Ökologie viel Strom zu billigen Preisen erhielten, dann hat die Ukraine ihr ökonomisches Potenzial praktisch zerstört und noch nicht einmal saubere Luft dafür erhalten.

Auch nicht die Nationale Kommission, welche die staatliche Regulierung im Bereich der Energie und der kommunalen Dienstleistungen (NKREKP) realisiert, konnte Einfluss auf die „grünen“ Tarife nehmen. Ihre Versuche, die Tarife auf alle Arten der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen, die ein starkes Wachstum aufweisen, zu senken, um die Zahlungen für den „grünen“ Tarif zu verringern, waren nicht von Erfolg gekrönt.

Auch die Empfehlungen der Weltbank an die Regierung der Ukraine bezüglich einer Verschiebung der Inbetriebnahme der erneuerbaren Kraftwerke, bis die angehäuften Probleme in der Energiewirtschaft gelöst sind, wurden nicht gehört.

Da die Regierung sich entweder vor Klagen vor internationalen Schiedsgerichten vonseiten der Erneuerbare-Energien-Investoren (und solche Warnungen wurden tatsächlich deklariert) fürchtete oder nur vorgab, dass sie Angst davor hatte, führte sie leider hoffnungslose Verhandlungen und versuchte naiv, mit den Investoren freiwillige Memoranden bezüglich ihrer eigenen Selbstbeschränkung abzuschließen. Und das, obwohl der Geheimdienst über die Bedrohung der Energiesicherheit und die Destabilisierung des einheitlichen Energiesystems durch den unkontrollierten Anstieg „grüner“ Energieerzeuger und die Unvollkommenheit der Preisgestaltung berichtete und das Staatliche Ermittlungsbüro eine entsprechende Untersuchung einleitete.

All dies zusammen führte zu einer ungerechtfertigten Erhöhung der Zahlungen aus dem Staatshaushalt zugunsten der „grünen“ Stromerzeugung (die absolut nicht ihrem Marktanteil entsprach) sowie zu einer Einschränkung der billigen staatlichen Erzeugung – Kernkraftwerke. Den Moment, als man alles korrigieren und in die richtigen Bahnen lenken konnte, verpasste man bereits zu Beginn des Jahres 2020. Unter den Bedingungen des unkontrollierbaren Wachstums alternativer Erzeugungskapazitäten vor dem Hintergrund der Überproduktion von Elektrizität in der globalen Krise begannen die Preise genau damals, schnell zu wachsen und erhöhten die finanzielle Belastung für die einheimischen Produzenten, der Unternehmen des Wohnbaus und der kommunalen Wirtschaft sowie des öffentlichen Sektors stark. Dann häuften sich die Negative auf dem Markt nach dem Schneeballprinzip an.

Nukleararbeiter und Rindvieh

Doch vor einem Monat wurde ein Punkt gesetzt: Die Regierung erteilte dem Ministerium für Energie und Umweltschutz die Erlaubnis für die Abschaltung des letzten Blocks des Kernkraftwerks in Saporischschja, das Strom zu einem Tarif von 82 Kopeken je Kilowattstunde (bei einem aktuellen Kurs von 70 Hrywnja pro Euro) ermöglicht und die Reste des Kernbrennstoffs, die zuvor für das Kernkraftwerk gekauft wurden, verwendet.

Die Kernkraftwerksblöcke (im Jahr 2020 waren es 15) der ukrainischen Energieriesen produzieren bereits keine Gigawatt billiger Elektroenergie mehr. Ein Teil der Ausrüstung wurde nach dem Stopp gestohlen, ein Teil wurde eingeschmolzen und das Personal ging unwiederbringlich verloren. Nach der erfolglosen Umsetzung eines Krypto-Mining-Projekts [vor ein paar Tagen kursierte wirklich ein derartiger regierungsinterner Vorschlag im Netz, A.d.R.] begannen die Nukleararbeiter, die ihre Arbeit verloren hatten, Fische, Garnelen, Wasservögel und sogar Rindvieh zu züchten.

Jetzt ist bereits offensichtlich, dass die billige Kernenergie es somit möglich machte, den Anteil der alternativen Erzeugung vorzeitig auf 70 Prozent zu erhöhen (laut Plan sollte dies nicht vor 2050 passieren), nachdem sie den Markt auf Anordnung von Regierungsbeamten verlassen hatte. Gleichzeitig wurden der Kohlesektor und die Wärmekraftindustrie gerettet und die „grünen“ Player erhielten mehr als 90 Prozent des Geldes des gesamten Marktes.

Der garantierte Käufer bezahlt den Alternativen nach wie vor sogar jene ihrer Elektroenergie vollständig, welcher auf dem Überschussmarkt überflüssig erscheint. Doch sie bemühen sich gerne, das erhaltene Geld in immer neuen Kapazitäten umzuwandeln. Dementsprechend steigen die Tarife weiter an (lange, nachdem sie den „grünen“ Tarif überschritten haben) und die einst für das Jahr 2030 geplante Abschaffung der Subventionen, kann sie nicht mehr stoppen.

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Die Verbraucher hingegen gingen zu einem Modus des sparsamen Wirtschaftens über. Zum Beispiel verzichten viele Haushalte auf die zentralisierte Stromversorgung zugunsten einer individuellen, wie sie seinerzeit dazu gezwungen waren, auf die zentralisierte Warmwasserversorgung zugunsten der Boiler zu verzichten.

Die Belastung, für die unnötigen „grünen“ Kilowatt zu bezahlen, liegt zunehmend beim Staat. Um das Budget vor einem weiteren Haushaltsstopp zu retten, änderte die Werchowna Rada 2028 das Steuergesetzbuch: In ihm erschien eine ziemlich originelle Steuer – auf das Sparen von Elektroenergie.

Und das alles vor dem Hintergrund des Aufblühens des derzeitigen Europas (einst wählte es ebenfalls den „grünen“ Weg in der elektrischen Energietechnik), das seinen Verbrauchern ein Kilowatt „grüner“ Elektroenergie für 2,3 Eurocent verkauft. Es ist nicht verwunderlich, dass sowohl Industrie als auch Transport aktiv billigen und ökologisch sauberen Strom nutzen.

Ökologie und Smog

Die Kernkraftwerke wurden gestoppt, doch es lag an den Wärmekraftwerken, die mit fossilen Energiequellen arbeiten, die Schwankungen der erneuerbaren Energien auszugleichen, was natürlich zu einem Anstieg der Emissionen von Kohlendioxid, Schwefel, Stickstoff usw. führt. Aber selbst das wäre noch die halbe Mühe. Das Problem liegt darin, dass die Kapazitäten der ukrainischen Wärmekraftwerke erschöpft sind. Sie wurden noch zur Sowjetzeit in Betrieb genommen (einige in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts) und verfügten oft nicht über die Ausrüstung zur Reinigung gasförmiger Emissionen aus Schwefel- und Stickstoffverbindungen. Ihre weitere Ökologisierung erfolgte ausschließlich auf dem Papier. Einzelne dieser Wärmekraftwerke verbrennen Kohle mittels Aggregaten ohne Filter und geben damit Schadstoffe an die Atmosphäre ab.

Über welche Errungenschaften im Umweltschutz können wir sprechen?

Nachdem sie milliardenschwere Verluste bei der Auszahlung unbegrenzter „grüner“ Tarife und durch den Bankrott der Kernenergie erlitten hatte, erhielt die Ukraine infolgedessen keine saubere Luft auf Kosten der versprochenen schrittweisen Ersetzung von Wärmeenergie durch „grüne“ Kraftwerke. Stattdessen überlebte sie den Stopp der günstigen Produktion von Kernkraft und leidet unter den regelmäßigen Stromabschaltungen der Elektroenergieverbraucher und gleichzeitig auch unter Smog mit lokalen sauren Regenfällen. Und hängt auch noch von der Arbeit des Kohlesektors ab. Und das nicht nur im Inland.

PS: Es ist die Information durchgesickert, dass Freiwillige die verzweifelte Entscheidung getroffen haben, eine autorisierte Delegation arbeitsloser Energieingenieure in die Vergangenheit zu schicken, um unseren hochrangigen Vorgängern davon zu erzählen, wie die Ukraine, die von ökologisch sauberer Energie geträumt hatte, infolgedessen an geborstenen Trögen zurückblieb [Anspielung auf „Das Märchen vom Fischer und Fischlein“ von Alexander Puschkin, A.d.R.]. Vielleicht können die Staatsbediensteten dann eine Entscheidung treffen, die eine traurige Zukunft nicht zulassen wird …

12. Mai 2020 // Serhij Sleds

Quelle: Dserkalo tyschnja

Übersetzerin:   Agnes Poitschek — Wörter: 1212

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