Ein kleines, fast unbedeutendes Gedicht, verfasst von einem der jungen Poeten aus dem Sankt Petersburg der 1990er Jahre:
„Zufällig
in die eigene Seele
geschaut.
Erbrochen.“
Politiker blicken niemals in ihre Seele. Das ist durch die Spezifik ihres Berufs kontraindiziert. Der griechische Philosoph und Kyniker Antisthenes antwortete auf die Frage, wie mit Politikern umgegangen werden sollte, folgendermaßen: „Wie mit Feuer. Man sollte nicht zu nahe herantreten, um sich nicht zu verbrennen, doch sich auch nicht zu weit entfernen, um nicht zu erfrieren.“ Das war im Jahre 410 vor Christus.
Monotonie ist ein gefährliches Symptom, ein Anzeichen für eine ersthafte Erkrankung der Kultur. Jegliche Monotonie, die im Getöse des Geschützfeuers der Artillerie aufgeht, fusioniert die Lachen menschlichen Blutes mit den immer wieder von Lügnern skandierten, hehren Worten von Patriotismus und Geistlichkeit.
Der seit zwanzig Jahren andauernde monotone Kampf gegen die Korruption erinnert an den Versuch einer Gruppenvergewaltigung von Frauen durch ein paar unheilbar impotente Männer. Die demonstrative Lustration der Schwachen durch die Starken, die niemals in ihre eigenen Seelen blicken, ist Augenwischerei.Demonstration für die Lustration der Behörden
Emmanuel Joseph Sieyès, ein berühmter Theoretiker der französischen Revolution, der sich für die Hinrichtung König Ludwigs XVI aussprach, antwortete auf die Frage, was er in den Jahren des Terrors getan habe: „ich habe gelebt.“ Eine ehrliche, direkte Antwort. Er lebte, mischte sich nicht ein, stellte sich der Gewalt nicht entgegen und riskierte auch im wörtlichen Sinne seinen Kopf nicht. Er lebte monoton.
Ebenso monoton, sich mit den Behörden vereinigend und oftmals darin verweilend, lebten viele von denen, die heute aktiv und lautstark die Lustration in der Ukraine unterstützen. Sie raubten Staatsgelder, verspeisten mit Genuss zahlreiche ausländische Fördermittel, die für den Kampf gegen Korruption vorgesehen waren und überwiesen die Reste auf ihre Konten in Offshore-Steueroasen…
Man muss verstehen, wann die Grenze zum Verfall überschritten ist – und hier geht es in erster Linie um moralischen Verfall. Vor vielen Jahren, in den fernen 60ern, führte der berühmte Mathematiker und sowjetische Dissident, Jessenin-Wolpin, eine neue wissenschaftliche Disziplin in den wissenschaftlichen Gebrauch ein: er nannte sie die mathematische Ethik. Er musste dafür viel Zeit „zur Behandlung“ in Krankenhäusern der sowjetischen Psychiatrie verbringen. Vielleicht bräuchten auch wir so etwas wie seine Lehre. Denn die marxistisch-leninistische Ethik, an die wir so gewohnt waren, hat sich in Luft aufgelöst und die schwach herangewachsene „nationale Ethik“ ist nicht lebensfähig. Selbst, wenn wir ernsthaft glauben würden, dass Sokrates, Platon, Diogenes und all die antiken Philosophen ethnische Ukrainer waren.
Wie sollen wir verstehen, wo die Grenze zum moralischen Verfall verläuft? Wie können wir diese unsichtbare, nicht spürbare Grenze erfassen? Es gibt ein einfaches und bekanntes Verfahren: regelmäßig in die eigene Seele zu blicken – das Resultat ist physisch durchaus wahrnehmbar. Zudem sollte man den Rat des weisen Antisthenes beherzigen.
In den inzwischen schon fernen 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde in der totalitären UdSSR ein Buch herausgegeben, das Absätze wie den folgenden enthielt: „Die Anerkennung der Vorherrschaft des Staates vor dem Recht hebt die Verantwortung des Rechts für den Zustand der Gesetzgebung und für jegliche Willkür, die durch unrechtmäßige positive Gesetze gedeckt wird, auf“. Heute verhöhnt der Gesetzgeber des demokratischen ukrainischen Staats mit der Annahme des Lustrationsgesetzes das Prinzip des Rechts ganz offen und zynisch.
Eigentlich sollte man meinen, dass die Akademie der Rechtswissenschaften als Reaktion darauf ihre Selbstauflösung hätte bekanntgeben müssen. Ebenso wie unsere Akademie der Medizinischen Wissenschaften im Zusammenhang mit der gerichtlichen Entscheidung im Fall des Pseudo-Professors Andrej Sljusartschuk ihre Selbstauflösung hätte erklären müssen…
Unsere professionellen Weisen leben monoton, ruhig und sicher. An der Grenze zum moralischen Verfall. In ihre Seelen werfen sie keinen Blick.
19. Januar 2015 // Semjon Glusman – Arzt, Mitglied des Kollegiums des Staatlichen Dienstes für Strafvollzug der Ukraine
Quelle: Lewyj Bereg
Forumsdiskussionen
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Bin jetzt da, 10 PKW vor mir, das ist akzeptabel, ist ja auch der 1.Mai. Bin zufrieden mit der Situation. @Frank Fahre immer noch ein schwarzes Auto... kennst doch meine Erfahrung mit der Polizei in UA...Kaffeebraun...“
Frank in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Probier doch einfach. Wenn der offen ist doch alles ok. Bin da glaube mal zurück drüber gefahren. War dann nur eine ewige Kurverei bis zur A4. Bin da aber eh erstmal bis Krakau. Kann natürlich auch...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Schade, dass es keine Info´s zu Zosin gibt, wer aber noch was weiß, bitte schreiben, ich fahre jetzt in 30 Minuten los und kann immer noch in ca. 10h bei einem Stopp nochmals nachlesen. Google Maps schickt...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Diesen Grenzübergang hatte ich schon auf dem Schirm, kenne ihn nur noch nicht. Kann jemand noch etwas zu Zosin sagen, wäre ja auch machbar oder lieber nicht? Vielen Dank Bernhard.“
bernhard1945 in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Hallo Bernd Es hängt etwas davon ab, wohin Du in Ukraine fahren möchtest. So wie es scheint möchtest Du (wie ich normalerweise) in Richtung Kiew fahren. Ich benütze deshalb seit Jahren den Übergang...“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Ergänzend, möchte nach Luzk fahren, ist ja sicherlich nicht uninteressant für einen Ratschlag.“
Bernd D-UA in Berichte und Reisetipps • Re: An welchem Grenzübergang zwischen Polen und der Ukraine geht es am schnellsten?
„Möchte morgen über Nacht in die Ukraine fahren und plane die Ankunft an der Grenze sehr früh am Morgen. Fahre entweder über Polen oder ggf. über Tschechien, je nachdem was google maps empfiehlt. Normalerweise...“
Ahrens in Recht, Visa und Dokumente • Re: Visa D14
„Das ist ein simples D-Visum, wie man es auch in Deutschland für die Beantragung einer Aufenthaltsgenehmigung braucht. Man benötigt dazu keine Mindestaufenthaltszeit. Auch bei der Aufenthaltserlaubnis...“
JohannesTim in Berichte und Reisetipps • Mit dem Zug in die Ukraine
„Zunächst möchte ich sagen, daß die PKP für die Sitzplatzzüge, die zum Beispiel von Kattowitz bis nach Przemysl fahren, die Preise nicht erhöht hat. Allgemein gilt die Polnische Staatsbahn eher als...“
MHG1023 in Berichte und Reisetipps • Re: Mit dem Zug in die Ukraine
„"Warum verlangt die PKP von den Fahrgästen solch einen Preis ?" - Weil sie es können ... Die Nachfrage dürfte weiter hoch sein und weil es keine vergleichbaren Alternativen gibt (Buslinien über Nacht...“
JohannesTim in Berichte und Reisetipps • Re: Mit dem Zug in die Ukraine
„Die Polnische Staatseisenbahn PKP Intercity S.A. erhöhte für den Schlafwagen-Zug D 68 am 1. Februar 2025 die Fahrpreise um + 38 Prozent. : Vom Warschauer Ostbahnhof fährt abends um 17.49 Uhr der Schlafwagen-Zug...“
HelloMick in Hilfe und Rat • Brauchen Hilfe bei Diia Registrierung
„Hallo. Meine Ex-Frau ist schon über 22 Jahre in Deutschland. Jetzt benötigt sie einen Termin für das Konsulat. Aber es werden nur Termine über Diia vergeben. Kann uns jemand erklären wie das genau...“
Trick in Recht, Visa und Dokumente • Visa D14
„Hallo..... Ich benötige nochmals euer Schwarmwissen.... Bin seit Dezember letzten Jahres in der Ukraine verheiratet worden Jetzt meine Frage.....ich habe auf der Seite der ukrainischen Botschaft einen...“