„Wir sind offen und bereit nach einer gesichtswahrenden Möglichkeit zu suchen, um den Konflikt zu beenden“, verkündete Pjotr Poroschenko im Interview mit dem Fernsehsender France 24. Dieser Satz des ukrainischen Präsidenten ist vollkommen logisch, obwohl viele Menschen in unserem Land seine Bedeutung nicht verstehen.
Eine Lösung des ukrainisch-russischen Konfliktes ist praktisch unmöglich, solange sie es Putin nicht erlaubt, sein Gesicht zu wahren. Das ist nicht nur die Haltung Poroschenkos, der sich bemüht, diplomatische Schritte zur Lösung des Konfliktes zu sondieren. Es ist auch die Haltung der anderen europäischen Staatsoberhäupter, die davon ausgehen, dass sich Putin angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Lage in Russland danach sehnt, sich unter Wahrung des eigenen Gesichts aus der Situation zurückziehen zu können. Aus diesem Grund erwägen Merkel und Hollande die verschiedensten Möglichkeiten: wir beenden den Krieg im Donbass und nehmen einen Teil der Sanktionen zurück, die nach der russischen Invasion auf das ukrainische Festland beschlossen wurden. Oder wir organisieren ein Treffen in Astana und finden eine Lösung, die alle zufriedenstellt. Oder, oder, oder…
Poroschenkos Vorschläge gehen in die selbe Richtung, wenn er über Möglichkeiten zur Gesichtswahrung spricht. So zum Beispiel, wenn er vorschlägt, den Donbass zu einer wirtschaftlichen Sonderzone zu machen. Oder als der ukrainische Präsident ein Gesetz zur lokalen Selbstbestimmung im Donbass vorgeschlagen hat – was war das, wenn nicht eine Möglichkeit für Putin, sein Gesicht zu wahren? Schließlich hätte Putin danach seine Kämpfer und Banditen von den besetzten Gebieten abziehen können. Seinen Bewunderern hätte er verkünden können, dass das wiedererstarkte, aber auf einer Bananenschale ausgerutschte Russland erreicht hat, was es wollte. Es hat den russischen Kulturraum und die territoriale Integrität der Ukraine verteidigt. Und es hat die Krim zurückgeholt!
Das Problem der momentanen Situation besteht aber darin, dass Poroschenko, Merkel und Hollande alle versuchen, Putin mit seinem Gesicht zu helfen. Dabei ist Putin der Meinung, dass es um sein Gesicht ganz ausgezeichnet bestellt ist. Und dass nicht er es ist, der sich Sorgen machen muss, sein Gesicht zu wahren, sondern seine westlichen Gegenüber, die ständig versuchen ihn übers Ohr zu hauen. Und natürlich auch der ukrainische Präsident. Bald werden seine Mitbürger schon verstehen, dass der Maidan eine gezielte Provokation der Amerikaner war, um die Ukraine von der russischen Brust loszureißen. Dann werden sie sich Wladimir Putin und den anderen Schirinowskijs in die Arme werfen. Poroschenko sollte sich also besser beeilen, die russischen Bedingungen zu akzeptieren. Für Merkel und Hollande trifft das selbstverständlich auch zu – wenn sie denn einen Zusammenbruch der europäischen Landwirtschaft unter den vernichtenden russischen Sanktionen vermeiden wollten. Bald werden die Bauern auf die Straße gehen, dann können sich deren Regierungen aber warm anziehen! Und dieses ganze Gerede über einen Kompromiss im Donbass ist doch auch nur eine weitere Falle. Wenn wir die Truppen aus dem Donbass abziehen, müssen wir uns auch von der Krim zurückziehen. Aber die Krim ist doch… Und so weiter.
Man mag ein solches Weltbild natürlich für vollkommene Hirngespinste des russischen Präsidenten halten, aber eine andere Sichtweise hat Putin nun einmal nicht, da müssen wir uns nichts vormachen. Und dieses Weltbild wird von einem großen Teil der russischen Elite, Think Tanks und Journalisten geteilt und unterstützt. Klares Denkvermögen ist in Russland zu Seltenheit geworden. Und das Gerede davon, irgendein „Gesicht zu wahren“ kann in Moskau nur auf Spott stoßen. Poroschenko? Über Russlands Gesicht? Über Putins Gesicht? Ja, was soll denn damit sein?
Deswegen sind die Worte des ukrainischen Präsidenten in Wirklichkeit lediglich dem diplomatischen Takt geschuldet – mal unabhängig davon, ob Poroschenko das Ausmaß des Wahns seines russischen Gegenübers versteht oder noch darauf hofft, dass er zur Besinnung kommt. Die Ukraine kann Russland ihre Kompromissvorschläge unterbreiten, es wird so oder so niemand ernsthaft mit uns reden und versuchen, den Konflikt zu lösen. Deswegen können wir der Aggression unseres Nachbarlandes auch ruhig weiterhin unseren guten Willen entgegenhalten. Und gleichzeitig sollten wir unsere Verteidigungsfähigkeit erhöhen, die Ukraine reformieren und uns von den noch verbleibenden Verbindungen mit Russland abnabeln.
13. Januar 2015 // Witalij Portnikow, Journalist
Quelle: Lewyj Bereg
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