Das Präsidialamt hat sich entschieden 4,62 Mrd. $ für die Modernisierung des Gastransportsystems der Ukraine (GTS) in Form von Krediten von europäischen Gasunternehmen anzuwerben. Wie dem “Kommersant-Ukraine“ bekannt wurde, beabsichtigt sich die ukrainische Delegation mit diesem Ansinnen am 23. März an die Gasunternehmen in Brüssel auf der Konferenz, welche das Präsidialamt gemeinsam mit der Europäischen Kommission durchführt, zu wenden. Im Gegenzug beabsichtigt “Gasprom”, welches ebenfalls auf eine Beteiligung an der Modernisierung des ukrainischen GTS Anspruch erhebt, auf dem Gipfel mit einem Alternativvorschlag an die Investoren aufzutreten – die Gasleitung “Jushnij Potok/South Stream” in Umgehung der Ukraine zu finanzieren.
Auf der für den 23. März in Brüssel angesetzten Konferenz zur Modernisierung des ukrainischen Gastransportsystems, welche die Europäische Kommission und das Präsidialamt durchführen, schlägt die ukrainische Seite den europäischen Gasunternehmen vor die Modernisierung des GTS mit Krediten zu finanzieren. “Das erlaubt den Ländern der Europäischen Union die Annahme von Entscheidungen zu beeinflussen, die mit dem Transport von russischem Gas über die Ukraine zu tun haben, da sie Kreditgeber sein werden”, erläuterte dem “Kommersant-Ukraine“ der Bevollmächtigte des Präsidenten für energiewirtschaftliche Fragen, Bogdan Sokolowskij. “Doch von einer direkten Verwaltung des GTS kann keine Rede sein, dies verbietet das Gesetz”. Seinen Worten nach beabsichtigt die Ukraine ebenfalls die Hilfe europäischer Unternehmen bei der Durchführung der Modernisierung in Anspruch zu nehmen. Ein Informant des “Kommersant-Ukraine“, der “Naftogas Ukrainy” nahe steht, sagt, dass insgesamt geplant ist 4,62 Mrd. $ über 10 Jahre zu 8-9% p.a. an Kredit aufzunehmen.
Das Gastransportsystem der Ukraine gehört dem Staat und wird von “UkrTransGas” verwaltet einem Tochterunternehmen der NAK (Nationalen Aktiengesellschaft) “Naftogas Ukrainy”. Es umfasst 37.500 km an Gasleitungen, 71 Kompressionsstationen und 13 unterirdische Speicher für Gas mit einem allgemeinen aktiven Gasvolumen von 32 Mrd. Kubikmeter. Die Durchleitungsfähigkeit des Systems liegt am Eingang bei 288 Mrd. Kubikmeter Gas im Jahr und am Ausgang bei 175 Mrd. Kubikmeter Gas, darunter in die Länder der Europäischen Union 141 Mrd. Kubikmeter.
Derzeit betreibt die Modernisierung des GTS “Naftogas” selbst. Das vom Unternehmen bestätigte Programm der Modernisierung und Rekonstruktion des Gastransportsystems der Ukraine für 2007-3020 sieht Investitionen in Höhe von 4,8 Mrd. $ vor. Doch in 2007-2008 wurden weniger als 10% der geplanten Summe bei der Modernisierung ausgegeben, sagt der Informant des “Kommersant-Ukraine“ bei “Naftogas”.
Europäische Gasunternehmen könnten die Modernisierung des GTS kreditieren, aber, wahrscheinlich ist, wie bei “Gasprom”, unter der Bedingung der Verwaltung oder des Besitzes des Systemes. “Dies verkündeten bereits E.O.N., Ruhrgas, ENI und Gas de France”, erinnert der Leiter der Analyseabteilung des Investmentunternehmens “BrokerKreditService”, Maxim Schein. Bislang verkündete die Regierung die Unannehmbarkeit einer derartigen Zusammenarbeit für die Ukraine, betont das Mitglied des Ausschusses der Werchowna Rada zu Energiefragen, Andrej Seliwarow. “Daher werden die Verhandlungen sehr wahrscheinlich mit nichts enden”, prognostiziert er.
Ein weiteres Hindernis beim Erreichen von Vereinbarungen mit den europäischen Händlern könnte das russische Unternehmen “Gasprom” werden. Beim Pressedienst des russischen Monopolisten sagt man, dass der Stellvertreter des Vorstandsvorsitzenden des Unternehmens, Alexej Golubow, der an dem anstehenden Gipfel teilnimmt, bereit ist die Gewährung von Hilfe bei der Modernisierung des GTS seitens Russlands zu diskutieren. Doch in die Rekonstruktion der ukrainischen Gasleitungen zu investieren, ist der russische Monopolist nur bereit, bei Vorliegen einer Garantie für den Kapitalrückfluss, als solche ausschließlich die Gründung eines Konsortiums zur Verwaltung des GTS erscheint, erläuterte ein Informant des “Kommersant-Ukraine“ bei “Gasprom”. Außerdem, den Worten des Gesprächspartners des “Kommersant-Ukraine“ nach, ist der Monopolist selbst bereit Finanzierungen der europäischen Investoren für den Bau der Gasleitung “Jushnyj Potok/South Stream” anzwerben, die eine Alternative zu der ukrainischen darstellt.
Der Ukraine bleibt lediglich die Chance Finanzierungen aus alternativen Quellen anzuwerben. Am Freitag unterzeichneten der Leiter des Wirtschaftsministeriums, Bogdan Danilischin, un der Vorstandsvorsitzende der japanischen Gesellschaft Sumitomo, Motojuki Oka, ein Memorandum, gemäß dem die Gesellschaft bereit ist, die Möglichkeit der Gewährung eines langfristigen Kredites für die Modernisierung des ukrainischen Gastransportsystems ohne irgendwelche zusätzlichen Forderungen zur Gründung eines Gastransportkonsortiums zu untersuchen. Verhandlungen darüber führt das Kabinett seit Mai letzten Jahres.
Oleg Gawrisch, Natalja Grib
Quelle: Kommersant-Ukraine
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