FacebookTwitterVKontakteTelegramWhatsAppViber

Offener Brief: Protest gegen die Erklärung der Europäischen Rundfunkunion

0 Kommentare

To: press@eurovision.tv; ebu@; dgo@ebu.ch
Subject: Offener Brief, Protest gegen die Erklärung der Europäischen Rundfunkunion (EBU)

Herrn Jon Ola Sand; Steuerungskommittee des ESC; Büro des Generaldirektors der EBU; Vertreter der EBU-Mitgliedsstaaten; Team von Eurovision.tv

Sehr geehrter Herr Sand,
sehr geehrte Vertreter*innen der EBU,

Ich schreibe Ihnen, um meine Enttäuschung und meinen Protest im Hinblick auf Ihre Pressemitteilung „über Russlands Teilnahme am Eurovision Song Contest 2017“ zum Ausdruck zu bringen.

In Ihrer Pressemitteilung (http://www.eurovision.tv ) schreiben Sie:

“Wir müssen die lokalen Gesetze des ausrichtenden Landes respektieren, dennoch sind wir tief enttäuscht über diese Entscheidung, da sie nach unserer Auffassung gegen den Geist sowohl des Wettbewerbs als auch gegen einen seiner grundlegenden Werte, die Inklusion, verstößt.”

In der Tat ist Inklusion d.h. die aktive Einbeziehung von Menschen aller Hintergründe und sozialen Schichten – insbesondere auch ethnischer Minderheiten und Menschen mit Behinderungen – die Red. ein wichtiger Grundwert des ESC. Ein weiterer ist Frieden.

Ein “friedliches Zusammenkommen” erfordert guten Willen von allen Seiten. Dieser ist nicht gegeben, wenn das ESC-Komitee eines Landes eine Kandidatin wählt, von der bekannt war, dass sie die Gesetze des Gastgeberlandes verletzt hat, um so das Gastgeberland in eine peinliche Situation zu versetzen (und in diesem Fall wurde die Kandidatin tatsächlich durch ein Komitee, und nicht etwa durch eine öffentliche Abstimmung bestimmt). Dieses Verhalten ist als geradezu zynisch zu bewerten, wenn zu diesem Ziel auch noch die Idee der Inklusion missbraucht wird.

Tatsächlich hat die Entscheidung der ukrainischen Sicherheitsbehörden ja überhaupt nichts mit Inklusion zu tun: Russische Kandidat*innen mit Behinderungen, die keine ukrainischen Gesetze verletzt haben, würden und werden von den ukrainischen Sicherheitsbehörden akzeptiert – soweit müsste man das doch auch in der EBU wissen. Dadurch, dass Sie in Ihrer Pressemeldung einen Zusammenhang zwischen der Entscheidung der ukrainischen Behörden und der Behinderung der Kandidatin herstellen – den eigentlichen Grund der Ablehnung aber nicht erwähnen, erweist die EBU Menschen mit Behinderungen keinen Dienst, sondern spielt jenen in die Hände, die Menschen, die der Inklusion bedürfen, instrumentalisieren.

Der Grund der Ablehnung war nicht etwa eine lächerliche Ordnungswidrigkeit, wie etwa Falschparken. Durch einen öffentlichen Auftritt in einer besetzten Region kurz nach deren Besetzung, der noch dazu unter Missachtung des Selbstbestimmungsrechts des besetzten Landes zu Stande kam, hat die Kandidatin die bewaffnete Besetzung des Gastgeberlandes unterstützt – eine militärische Annexion, die in verschiedenen UN-Resolutionen von einer überwältigenden Mehrheit der EBU-Mitgliedsstaaten scharf kritisiert wurde. Auch aus diesen Resolutionen könnten Sie wissen, dass diese Besetzung begleitet war von Gewaltakten wie Folter und Mord.

Wenn Sie also eine Ablehnung dieser konkreten Kandidatin aus Gründen, die überhaupt nichts mit ihrer Behinderung zu tun haben, als „gegen den Geist der Inklusion“ gerichtet betrachten, frage ich mich, wie die EBU dann einen militärischen Angriff und Okkupation mit den Grundwerten des ESC in Einklang bringt?

Unseren Newsletter abonnieren und auf dem Laufenden bleiben!

Bei einer „Vereinigung von Sendeanstalten“ kann man davon ausgehen, dass ihre Mitglieder über aktuelle Angelegenheiten gut informiert sind. Wie kann es also sein, dass die EBU in einer Pressemitteilung ihre „tiefe Enttäuschung“ über die Verletzung „der Grundwerte“ des Wettbewerbs durch das Gastgeberland zum Ausdruck bringt – aber nicht mit auch nur einem Wort die Verletzung der „Grundwerte“ erwähnt, welche die Handlung des Gastgeberlandes überhaupt erst ausgelöst hat?

Menschenrechte können nicht gegeneinander ausgespielt werden – und ich erwarte von der EBU und dem Eurovision Song Contest, sich standhaft für alle Menschenrechte einzusetzen, statt sich leichtfertig für politische Spiele instrumentalisieren zu lassen.

Mit tiefer Enttäuschung und freundlichen Grüßen, –

Tobias Weihmann

Menschenrechtsaktivist

Benachrichtigungen über neue Beiträge gibt es per Facebook, Google News, Telegram, Twitter, VK, RSS und per Mail.

Artikel bewerten:

Rating: 4.9/7 (bei 32 abgegebenen Bewertungen)

Kommentare

Neueste Beiträge

Kiewer/Kyjiwer Sonntagsstammtisch - Regelmäßiges Treffen von Deutschsprachigen in Kiew/Kyjiw

Karikaturen

Andrij Makarenko: Russische Hilfe für Italien

Wetterbericht

Für Details mit dem Mauszeiger über das zugehörige Icon gehen
Kyjiw (Kiew)7 °C  Ushhorod6 °C  
Lwiw (Lemberg)7 °C  Iwano-Frankiwsk6 °C  
Rachiw5 °C  Jassinja2 °C  
Ternopil7 °C  Tscherniwzi (Czernowitz)5 °C  
Luzk7 °C  Riwne7 °C  
Chmelnyzkyj7 °C  Winnyzja7 °C  
Schytomyr7 °C  Tschernihiw (Tschernigow)4 °C  
Tscherkassy6 °C  Kropywnyzkyj (Kirowograd)8 °C  
Poltawa8 °C  Sumy6 °C  
Odessa7 °C  Mykolajiw (Nikolajew)9 °C  
Cherson8 °C  Charkiw (Charkow)8 °C  
Krywyj Rih (Kriwoj Rog)9 °C  Saporischschja (Saporoschje)11 °C  
Dnipro (Dnepropetrowsk)9 °C  Donezk8 °C  
Luhansk (Lugansk)6 °C  Simferopol7 °C  
Sewastopol8 °C  Jalta10 °C  
Daten von OpenWeatherMap.org

Mehr Ukrainewetter findet sich im Forum

Forumsdiskussionen

„Für mich ist der Krieg erst zu Ende, wenn die Ukraine in der NATO ist. Man kann Russland nicht besiegen, ohne Russland zu besetzen! Ich erwarte kein Regimewechsel in Russland, da wird nur Putin ausgetauscht...“

„..... Es wird auf eine Verhandlungsungslösung hinauslaufen, aber die wird es vorerst nicht geben und das wiederum ist auch richtig, da haben die Ukrainer noch ein gewaltiges Wörtchen mitzureden und ich...“

„Nicht weit von mir ist die französische Maginotlinie! Auch dort war alles untertunnelt und gut ausgebaut, aber Hitler wählte einen anderen Weg, dabei kam er nach Paris und die Franzosen warteten auf...“

„Tatsächlich glaube ich nicht, dass die Ukrainer die Krim zurück erorbern wird, denn egal wie das militärisch weitergeht, zum Einen werden sie Russen sich dort bis zum Stahlhelm in Schützengräben einbetoniert...“

„Einladung als Asylbewerber?“

„Die Krim ist gut befestigt Freiwillig gibt Russland die Krim nicht zurück, da ist ihr Flottenstützpunkt und den brauchen sie für den nächsten Krieg! Ich denke schon, dass man die Krim erobern kann,...“

„Man wird sehen, was passieren wird. Ich denke, wenn, dann wird die Krim ohne militärische Intervention an die Ukraine zurückgehen. Dazu bedarf es natürlich eines deutlichen Rückschlages der russischen...“

„Putin fragt bei einer Wahrsagerin: "Was wird in naher Zukunft geschehen?" "Ich sehe du fährst mit einer Limousine durch die Menge, die Menschen sind glücklich, umarmen sich und springen vor Freude."...“