FacebookXVKontakteTelegramWhatsAppViber

Parlament beschränkt Getreideausfuhr mit Zöllen

Die Ukraine wird Exportzölle für Getreide einrichten. Gestern hat die Werchowna Rada einen Gesetzentwurf, der ihre Einführung vorsieht, vollständig verabschiedet. Zölle passen den Getreidehändlern mehr, als die bislang geltenden Quoten. Doch sie sind für die landwirtschaftlichen Produzenten weniger von Vorteil – die Absatzpreise für ihre Produkte könnten um 30% sinken, sagen Marktteilnehmer.

Gestern hat die Werchowna Rada in der zweiten Lesung und damit im Ganzen den Gesetzentwurf „Über Änderungen im Steuergesetzbuch und die Bestätigung der Sätze für Exportzölle für einige Arten von Getreide“ beschlossen. Gemäß dem Dokument werden bis zum 1. Januar 2012 in der Ukraine Zollsätze für die Ausfuhr von Weizen und Mischungen von Weizen und Roggen von 9%, doch nicht weniger als 17 Euro/t, Gerste – 14%, nicht unter 23 Euro/t, Mais – 12%, nicht unter 20 Euro/t eingerichtet. Die Anfang Oktober eingeführten Exportquoten für Weizen und Gerste werden auf der nächsten Regierungssitzung aufgehoben, versicherte gestern der Erste Stellvertreter des Ministers für Agrarpolitik und Lebensmittel, Nikolaj Besuglyj. Die Exportquoten für Mais hatte die Regierung bereits am 27. April aufgehoben.

Bislang hatte die Werchowna Rada gefordert die Quotierung beizubehalten – am 7. April hatten die Abgeordneten einen Gesetzentwurf verabschiedet, der die Verteilung von Quoten über den Verkauf auf Auktionen vorsah. Doch Ende April wurde gegen dieses Gesetz von Präsident Wiktor Janukowitsch ein Veto eingelegt, da es den „internationalen Verpflichtungen der Ukraine nach den multilateralen Abkommen der Welthandelsorganisation“ nicht entspricht.

Noch vorher hatte die Erste Stellvertreterin des Leiters der Präsidialadministration, Irina Akimowa, erklärt, dass der Präsident für die Aufhebung der Exportquoten in Verbindung mit ihrer intransparenten Aufteilung eintritt und vorschlägt diese durch „Zollmaßnahmen“ zu ersetzen. Die Frage der Einführung von Exportzöllen für Getreide war ein Teil der Vereinbarungen mit dem IWF, erklärte man damals in der Administration des Präsidenten (Ausgabe des “Kommersant-Ukraine” vom 31. März).

Ausfuhrzölle sind für die Getreidehändler annehmbarer als Quoten, da sie einen verständlicheren, prognostizierbareren und transparenteren Prozess der Ausfuhr von Getreide vorsehen, betont der Präsident der Grain and Feed Trade Association (GAFTA), Alexej Gawrilow. Beide vorhergehende Aufteilungen der Quoten endeten mit Skandalen – die größten Volumina wurden dem Unternehmen „Chleb Investbud“ zugeteilt und die Führenden im Getreideexport der letzten Jahre – die internationalen Unternehmen Cargill, Toepfer, Louis Dreyfus und Soufflet Group – konnten überhaupt keine bekommen.

Gawrilows Worten nach werden die Zölle, ungeachtet des im neuen Absatzjahr prognostizierten Preisanstiegs für Getreide in der Welt aufgrund der Dürren in Europa, als eindämmender Mechanismus für die Exporteure dienen. Daher wird die Getreideausfuhr nicht allzu aktiv werden, was es der Regierung erlaubt dieses zu niedrigen Preisen für die Staatsreserve zu kaufen, ist sich der Experte sicher. Eben mit diesem Ziel werden die Zölle auch eingeführt und daher werden sie Anfang 2012 wahrscheinlich aufgehoben, vermutet der Analyst der Investmentgruppe „Art Capital“, Andrej Patiota. Er prognostiziert, dass aufgrund des guten Zustands des Wintergetreides die Ernte in der Ukraine 45 Mio. t gegenüber 39 Mio. t im letzten Jahr betragen wird und nach der Bildung der Staatsreserve wird es keine Gründe für eine Beschränkung des Exports mehr geben.

Die Einführung der Zölle ist für die landwirtschaftlichen Produzenten äußerst unvorteilhaft, erklärte gestern der Vorsitzende der Union der Genossenschaften für landwirtschaftliche Dienstleistungen, Iwan Tomitsch. In Verbindung mit den guten Ernteprognosen und den Übergangsresten an Getreide (nach den Angaben des Statistikamtes lagen sie zum 1. Mai um 8% höher, als zum analogen Zeitpunkt im letzten Jahr und betrugen 8,3 Mio. t) und der zum 1. Juli aufgehobenen Norm zur Rückzahlung der Mehrwertsteuer an die Exporteure könnte die Einführung der Zölle einen zusätzlichen Druck auf die Ankaufpreise ausüben, die um ungefähr 30% vom derzeitigen Niveau fallen und um 40-45% unter den Weltmarktpreisen liegen werden, erwartet man bei der Union. Eine solche Situation könnte zur Verringerung der Aussaatfläche im nächsten Absatzjahr führen, meint Tomitsch. Die Getreidehändler werden gezwungen sein die zusätzlichen Ausgaben für die Zahlung der Zölle auf die landwirtschaftlichen Produzenten umzulegen, stimmt Alexej Gawrilow zu.

Aljona Golubjewa

Quelle: Kommersant-Ukraine

Übersetzer:   Andreas Stein — Wörter: 647

Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Vielleicht sollten Sie eine Spende in Betracht ziehen.
Diskussionen zu diesem Artikel und anderen Themen finden Sie auch im Forum.

Benachrichtigungen über neue Beiträge gibt es per Facebook, Google News, Mastodon, Telegram, X (ehemals Twitter), VK, RSS und täglich oder wöchentlich per E-Mail.

Artikel bewerten:

Rating: 5.0/7 (bei 1 abgegebenen Bewertung)

Neueste Beiträge

Kiewer/Kyjiwer Sonntagsstammtisch - Regelmäßiges Treffen von Deutschsprachigen in Kiew/Kyjiw

Karikaturen

Andrij Makarenko: Russische Hilfe für Italien

Wetterbericht

Für Details mit dem Mauszeiger über das zugehörige Icon gehen
Kyjiw (Kiew)16 °C  Ushhorod14 °C  
Lwiw (Lemberg)14 °C  Iwano-Frankiwsk11 °C  
Rachiw8 °C  Jassinja8 °C  
Ternopil12 °C  Tscherniwzi (Czernowitz)12 °C  
Luzk16 °C  Riwne14 °C  
Chmelnyzkyj13 °C  Winnyzja15 °C  
Schytomyr15 °C  Tschernihiw (Tschernigow)14 °C  
Tscherkassy18 °C  Kropywnyzkyj (Kirowograd)17 °C  
Poltawa15 °C  Sumy14 °C  
Odessa19 °C  Mykolajiw (Nikolajew)19 °C  
Cherson19 °C  Charkiw (Charkow)16 °C  
Krywyj Rih (Kriwoj Rog)19 °C  Saporischschja (Saporoschje)19 °C  
Dnipro (Dnepropetrowsk)18 °C  Donezk18 °C  
Luhansk (Lugansk)14 °C  Simferopol15 °C  
Sewastopol16 °C  Jalta18 °C  
Daten von OpenWeatherMap.org

Mehr Ukrainewetter findet sich im Forum

Forumsdiskussionen

„Schöner Joke. Tatsachen wären mir aber lieber.“

„"Übrigens, dort ging am Wochenende ein Referendum durchgeführt und 97.5 % der Einwohner des Oblasts Kursk stimmten für den Anschluss zur Ukraine." Wäre mir ganz neu, hast Du Belege dafür ? Nein. hat...“

„"Übrigens, dort ging am Wochenende ein Referendum durchgeführt und 97.5 % der Einwohner des Oblasts Kursk stimmten für den Anschluss zur Ukraine." Wäre mir ganz neu, hast Du Belege dafür ?“

„Natürlich ist Rheinmetall einer der Gewinner des Krieges: die Aktien dieser Fa. haben seit Kriegsanfang um 550% zugelegt. Mal zu dem Russophilen-Kriegsverlierer: Gazprom hat 2023 mit 6.5 Millarden USD...“

„Ja, machen einige EU Länder, besonders Ungarn & Österreich, ein wenig auch die Slowakei. das wurde diesen auch erlaubt, weil sie 'rumstöhnten". Östereich hat sich übrigens bereits kräftig in...“

„Das Putin Regime ist ja noch nicht einmal fähig genug Söldner mehr zu finden, um Kursk zu befreien. Übrigens, dort ging am Wochenende ein Referendum durchgeführt und 97.5 % der Einwohner des Oblasts...“

„Westliche Staaten sollten der Ukraine ermöglichen das techn. Knowhow das noch fehlt, bzw. entspr. Technologie, zukommen zu lassen. Dies sollte möglich sein ohne unangemessene Technik zu übergeben. Die...“

„Westliche Staaten sollten der Ukraine ermöglichen das techn. Knowhow das noch fehlt, bzw. entspr. Technologie, zukommen zu lassen. Dies sollte möglich sein ohne unangemessene Technik zu übergeben.“

„Wir das jetzt die Ausrede um irgendwie doch westliche Waffen für Angriffe tief in russisches Territorium zu ermöglichen? Wird auch nichts bringen. Wer sich kürzlich die Rede von Lloyd Austin angehört...“

„dramatisch! Eine Freundin lebt in Charkiv“

„Ja, das ist so. Das war schon so lange der Fall, wie ich denken kann. Vor dem Krieg konnte man das aber auf 2-3 Tage verkürzen. Das war der Sinn, dieser sog. "Heiratsbüros", was in der Regel Kommunalunternehmen...“

„Hallo aus krementschuk..... mittlerweile mein 4ter Aufenthalt dort.....unsere heiratspläne rücken näher.....jetzt bin ich davon ausgegangen das ich nach übersetzung aller Papiere einen Heiratstermin...“

„Naja, das Experiment mit der Demokratie in Russland ist doch schon ziemlich böse in die Hose gegangen. Ein wenig sind die den gleichen Weg gegangen, den auch Deutschland nach dem 1. WW und seinen ersten...“

„Na, wer da noch einen Willen nach dem Nawalny MOrd noch erkennt, ist wohl blind.“