Um die Unabhängigkeit von Kohlelieferungen aus dem Osten der Ukraine zu gewährleisten, müssen in den kommenden Monaten eine Reihe von Maßnahmen und Projekten realisiert werden. Was sind das für Maßnahmen?
Die Blockade der Eisenbahnverbindung mit den Regionen Donezk und Lugansk hat auch die Energieprobleme der Ukraine aufgezeigt.
Experten hatten über die Probleme gesprochen. Doch die Regierung und die Energiebranche haben kaum zugehört. Ebenso wenig wurden die Probleme von einem Großteil der Gesellschaft verstanden.
Nun hat sich die Möglichkeit ergeben, diese Probleme zu lösen und stärker zu werden. Es ist wichtig, dass ein Dialog begonnen wurde und man versucht, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen.
Ein Kompromiss sollte aus zwei Teilen bestehen: ein Kompromiss über kritische Energiefragen innerhalb einer bestimmten Zeit und ein Kompromiss über den Status der Separatistengebiete und die zukünftigen wirtschaftlichen Beziehungen zu ihnen.
Auf beiden Seiten sollte es ein gemeinsames Ziel geben, das alle eint: Die Energieunabhängigkeit des Landes von der Seite, mit der de-facto Krieg geführt wird. Die Ukraine sollte das Recht, jedoch nicht die Pflicht, erhalten, wirtschaftliche Beziehungen mit den Separatistengebieten zu haben. Ob man diese Unabhängigkeit schnell erreichen kann?
Nicht so schnell, wie es die Blockierer gern hätten, aber es wird auch nicht so lange dauern, wie es Behörden und einige Unternehmen darstellen. Auf jeden Fall sollte die Frage der Wirtschaftsbeziehungen mit Donezk und Lugansk frei von Korruption sein.
Um die Unabhängigkeit von Kohlelieferungen aus dem Osten der Ukraine zu gewährleisten, müssen in den kommenden Monaten eine Reihe von Maßnahmen und Projekten umgesetzt werden.
Schritt 1: Unterzeichnung von Verträgen mit energieerzeugenden Unternehmen von Wärmekraftwerken über den Import von Kohle der Marke A (Anthrazit)
Sie sollten innerhalb von zwei bis drei Wochen unterzeichnet werden, um die ernsten Absichten der Unternehmen zu zeigen, die Diversifizierung der Kohlebeschaffung sicherzustellen. Es könnte außerdem ausgehandelt werden, dass 300.000 bis 400.000 Tonnen Anthrazit in den nächsten zwei Monaten in die Ukraine geliefert werden.
Schritt 2: Schnellste Umstellung der Blöcke 2 und 5 des Smijower Wärmekraftwerks (Gebiet Charkiw, A.d.R.) von der Nutzung von Kohle der Marke A (Anthrazit) auf die der Marke G (Gaskohle)
Innerhalb von zwei bis drei Wochen sollte festgestellt werden, inwiefern auch die verbleibenden Blöcke von Anthrazit auf Gaskohle umgerüstet werden können. Darüber hinaus wird weltweit erfolgreich Petrolkoks anstelle von Anthrazit verwendet, was sinnvoll für die Ukraine sein kann.
Schritt 3: Umstellung eines Teils der Blöcke des Burschtyner Wärmekraftwerks (einziges an das europäische Stromnetz angeschlossene Kraftwerk im Gebiet Iwano-Frankiwsk, produziert ausschließlich für den Export, A.d.R.), um nicht nur für den Export, sondern auch den heimischen Markt zu produzieren.
Schritt 4: Diversifizierung von Kohlelieferungen.
Solange die Kämpfe im Osten andauern, sollte die Ukraine sicherstellen, dass mindestens 50 Prozent ihrer Kohlelieferungen aus alternativen Quellen kommen. Die Regierung und die Unternehmen sollte eine transparente und effektive Handelsstrategie entwickeln, um Kohle auf dem Weltmarkt zu beschaffen.
Schritt 5: Bildung von Mindestreserven von Kohle der Marke A in Wärmekraftwerken für zwei bis zweieinhalb Monate.
Mit einem solchen Vorrat hätten die versorgenden Unternehmen im Falle eines Engpasses die Möglichkeit, Verträge über zusätzlich Importe abzuschließen, die vielleicht sogar innerhalb von zwei Monaten aus fernen Ländern kommen können.
Schritt 6: Revision und Modifikation der Methodik für die Berechnung von Großhandelspreisen von Strom, bekannt als „Rotterdam+“ (Preis in Rotterdam + Transportkosten in die Ukraine, A.d.R.), die effizienter und gerechter ist.
Dies würde den Wärmekraftwerken die Möglichkeit geben, die erforderlichen Mengen an Kohle aus verschiedenen Quellen zu beschaffen, mit einer strengen Kontrolle über die Verwendung von zweckbestimmten Mitteln.
Schritt 7: Sofortige Rotation aller Mitglieder der Nationalen Kommission zur Regulierung von Energie und Energieversorgung (NKREKU) und die Besetzung des neuen bestimmenden Rates zur Tarifregulierung nach einer Ausschreibung, die Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung genießt.
Schritt 8: Öffentliche Informationen über Kohlelieferungen aus der Ostukraine.
Die Öffentlichkeit sollte regelmäßig Informationen über den Umfang und Preis der Kohle, Vertragspartner und die Nutzung der Minen erhalten. Ukrainische Energieverbraucher sollten sicher sein, dass sie mit der Kohlenutzung keine Kämpfe finanzieren.
Mit der Annahme und der Realisierung dieser Punkte, kann in der Ukraine ein Prozess zur Diversifizierung von Kohlequellen beginnen und eine Energieunabhängigkeit aufgebaut werden. Bereits nach sechs bis neun Monaten könnte das Land unabhängig von Kohle aus der Ostukraine sein. Dies stärkt die Verhandlungsposition der Ukraine in wirtschaftlichen und politischen Fragen.
Der beste Krieg ist der, der mit minimalen Verlusten gewonnen wird. Deshalb kann man Wirtschaftsblockaden nur organisieren, wenn das Land dazu bereit ist. Momentan ist die ukrainische Energiewirtschaft noch nicht bereit auf Kohlelieferungen aus den Separatistengebieten zu verzichten.
Die Blockade kann sich negativ auf den Energiesektor in der Ukraine auswirken. Daher ist es ratsam nach der Genehmigung eines solchen Plans die Blockade abzuschwächen und einige Waggons mit Kohle durchzulassen.
Natürlich müssen alle Parteien Vertrauen in den vorgeschlagenen Plan haben.
Das Vertrauen in den Plan wächst aufseiten der Bevölkerung und der Blockierer wächst, wenn nicht nur die Regierung und Aktivisten, sondern auch Energieunternehmen beteiligt sind, ohne die eine Verwirklichung nicht möglich ist. Genauso sollte Parlamentsabgeordnete eingebunden werden, da es auch um die gesetzliche Regelung einiger Fragen geht.
Die Entscheidung energieunabhängig zu werden, ist das, was das Land stärker und erfolgreicher machen wird. Man muss sofort handeln.
21.2.2017 // Andrej Gerus ist ein ehemliges Mitglied des NKREKU (Energieregulierungskommission) und Vorstandsmitglied des Business Councils von „Ціна держави“ (Preis des Staates); Andrej Faworow ist Direktor der Firma „Энергетические ресурсы Украины“ (Energieressourcen der Ukraine); Jurij Kubrutschko ist Partner bei der Firma „Imepower“; Sergej Sujew ist Ex-Vizepräsident des amerikanischen Energiekonzerns AES (Kasachstan); Alexander Chartschenko ist Direktor des Zentrums für Studien zur Energiewirtschaft
Quelle: Ekonomitscheskaja Prawda
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