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Im Dienste beim Geheimdienst

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Walentyn Nalywajtschenko in einem Trysub-LagerWalentyn Nalywajtschenko in einem Trysub-Lager
Geheimdienst-Projekte bleiben im postsowjetischen Raum leider lebendig

Die menschliche Psyche ist so eingerichtet, dass alles mit der Zeit vergessen wird, das Positive überwuchert mit einem Hauch nostalgischer Romantik. Die Verdrängung der traumatischen Erfahrung aus der Erinnerung ist für den Menschen deshalb nötig, damit er nicht scheitert und schlicht nicht den Verstand verliert.

Dagegen gibt es viele andere Nuancen, wenn Menschen bewusst versuchen, etwas Offensichtliches nicht zu wahrzunehmen. Der Grund mag banale Faulheit sein, Ausweichen vor Problemen und standhafter Infantilismus. Solch eine Eigenschaft zeigte die ukrainische Gesellschaft in allen Etappen der Unabhängigkeit in Hinblick auf alle Arten rechtsradikaler Bewegungen. UNA-UNSO (Ukrainische Nationalversammlung – Ukrainische Nationale Selbstverteidigung), SNPU (Sozialnationale Partei der Ukraine), „Swoboda/Freiheit“ und jetzt Rechter Sektor wurden immer toleriert von einem gewissen Teil der Gesellschaft als die wahren Kämpfer für eine ukrainische Ukraine, die sein sollen, die man nicht kritisieren darf. Der politischen Wahrnehmung half auch nicht dies, dass die „Beine“ all dieser Projekte aus den Geheimdiensten wuchsen, und oft nicht den ukrainischen.

Das Rechte Ventil oder das Rezept von Psychiatern

Schon in der Zeit der ersten Tage der Revolution der Würde begannen die russischen Internet-Medien eine bis dahin in der Ukraine unbekannte Struktur herauszubringen, die Rechter Sektor genannt wird. Selbst der Expertenkreis in der Ukraine wusste das damals weder vollständig, was für eine politische Gruppierung das ist noch dass es Reste der ehemaligen und völlig marginalen und vollständig kompromittierten „Trysub/Dreizack“ und UNA sind. Man weiß, dass in beinahe allen Ländern rechts- und linksradikale Gruppen wenn nicht von staatlichen Sicherheitsdiensten geschaffen so doch zumindest von ihren Agenten unterwandert worden sind, dass man sie leicht führen konnte. Diese Beteiligung fehlte auch nicht bei den ukrainischen Radikalen.

Seit dem Moment der Erklärung des politischen Pluralismus in im Land wurden die ultrarechten Bewegungen nicht nur kontrolliert, bei ihrer Schaffung schaute ein konkretes Ziel hervor: Dampf abzulassen in der radikalisierten ukrainischen Gesellschaft oder ein notwendiges Medienbild mit wirklichen Puppenspielern zu gewährleisten. Wer erinnert sich nicht an die unheilvollen Bilder von der abendlichen Fackelparade der UNS (Ukrainische Nationalunion) in Lemberg am 30. Juni 1991? Jedes Durchschauen dieser Bilder in den Weltmedien überzeugte nicht nur die westlichen Bürger, sondern auch die politischen Analysten, dass in der Ukraine vor allem Neonazis und Faschismus zutage treten. Den gleichen Effekt rief dieses Video bei der örtlichen Bevölkerung in der Zentral- und Ostukraine hervor. Dank einer solchen Inszenierung gelang es den Machern eines Informationskrieges leicht, das gesamte politische Spektrum der Westukraine mit einem Neonazi-Marker zu kennzeichnen.

Dass die Einflüsse dieser gefakten Organisationen in der Gesellschaft gering waren, hat niemanden gestört. Nach den Kriegen im Kaukasus und in Transnistrien und der sehr umstrittenen Rolle in ihnen überschwemmten UNA und UNSO sogar das Medienbild. Diese Miniaturorganisation erlebten eine Reihe von Spaltungen, sogleich kamen einige neue Führer auf die Welt. Oleh Witowytsch, Jurij Tyma, Andrij Schkil, Jurij Schuchewytsch (Sohn des Nazikollaborateurs und UPA-Kommandanten Roman Schuchewytsch, A.d.R.). Die Biographie eines jeden verdient einen eigenen Band. Aber das exzentrische Verhalten in der Öffentlichkeit, lautstarke Erklärungen veränderten sich mit der Zeit der Teilnahme an Pro-Regierungs-Projekten. Eine eindrucksvolle Bestätigung hiervor wurde die politische Tätigkeit Oleh Witowytschs, eines nationalistischen Radikalen, des Schöpfers der Ukrainischen Nationalversammlung und Leiters von UNSO, der am Ende der Karriere in der regierungsnahen oligarchischen (vereinigten) Sozialdemokratischen Partei der Ukraine endete. Oder das komplizierte und widersprüchliche Schicksal von Jurij Schuchewytsch, der aktiv an dem russischen Informationskrieg gegen die Ukraine teilnahm, der mit seinen Interviews das propagandistische Produkt des Nachbarstaates reichlich verbesserte. Gleichzeitig, was man nicht vergessen darf, sprach er sich für eine ständige Unterstützung für den Leiter der Organisation der Partei der Regionen im Oblast aus, Petro Pysartschuk.

Gleichzeitig mit dem Aufkommen von UNA-UNSO versuchten die Geheimdienste Parallel-Projekte zu schaffen. Denn angesichts der schwachen Popularität der nationalistischen Führer und der von ihnen erwarteten Arbeit in verschiedene Richtungen konnte der rechtsradikale Flügel plötzlich nackt dastehen. Der Lemberger Arzt und Psychiater Jaroslaw Andruschkiw bildet 1991 die Sozialnationalistische Partei der Ukraine. Trainer im in der UdSSR verbotenen Karate – nur unter dem Patronat des KGB konnte man sich heimlich damit beschäftigen – versammelt der habilitierte Mediziner und Mitglied der Volksbewegung Ruch um sich die radikal eingestellte Jugend. Der neu geschaffenen Partei erlaubt die Regierung alles: paramilitärische Märsche, Verwendung von stilisierter Nazi-Symbolik. Aber auch das hilft nicht. Dann gelingt es, die Partei umzubenennen und ihr ein respektableres Aussehen zu verschaffen. So tauchte im ukrainischen politischen Spektrum die Allukrainische Vereinigung „Swoboda“ auf.

Hier lohnt es sich, noch einen anderen bekannten Arzt und Nationalisten zu erwähnen, Jurij Kryworutschko. Herr Kryworutschko war seit der Gründung der SNPU für die Ideologie der Partei verantwortlich. Da er an der ideologischen Entwicklung der SNPU arbeitete, war Jurij Kryworutschko gleichzeitig (1992) so klug, den Posten eines Führungsoffiziers der Abteilung für Psychologie der sozial-psychologischen Abteilung des Verteidigungsministeriums der Ukraine zu übernehmen. Aber wie es im damaligen nationalistischen Umfeld Brauch war, konnte er in illegalen Organisationen und in der NRU sein und zweimal Volksabgeordneter in der Werchowna Rada werden. Er hat staatliche Auszeichnungen und betreibt auch heute, genauso wie Jaroslaw Andruschkiw, ein Business.

Tuning für Swoboda“. Der Euromajdan und die nationalistische Revolution

Die politische Leitung von Jaroslaw Andruschkiw übernahm der Arzt Oleh Tjahnybok. Es sei darauf hingewiesen, dass Oleh Tjahnybok von all diesen nationalistischen Führer am stärksten öffentlich arbeitete. „Swoboda“ verabschiedete sich weitgehend von den gefakten umgemodelten Nazi-Symbolen, übernahm irgendein ideologisches Programm und begann sich emporzuarbeiten auf dem Hintergrund von Streit im „Orangenen“ Lager. Der Radikalismus der Parolen, die vernichtende Kritik der unnützen Politik der Nationaldemokraten bei starker Finanzierung (aus nie geklärten Quellen: ukrainische Oligarchen oder FSB Russlands, denn über eine innere Reserve zu sprechen ist lächerlich) verwandelte die Partei schnell zu einem landesweiten Liebling der West-Ukraine.

„Swoboda“” mit ihrem ethnischen und sprachlichen Nationalismus sowie „charismatischen“ Sprechern vom Typ eines Oleh Tjahnybok, Jurij Michaltschyschyn und Iryna Farion haben das Wasser in der ukrainischen Politik so sehr aufgemischt, dass sie selbst Menschen mit demokratischen und liberalen Überzeugungen den Verstand vernebelt haben. Das, was „Swoboda“ über ethnischen Nationalismus schwätzte, ist praktisch unmöglich umzusetzen in einer polynationalen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Jedoch dies interessierte niemanden. Es störte auch nicht, dass „Swoboda“ gemeinsam mit allen Euroskeptikern vom Typ der französischen Front National oder dem ungarischen Jobbik, wie jetzt bewiesen ist, finanziert von Russland, sich praktisch gegen die Eurointegration der Ukraine stemmten. Tatsächlich arbeitete „Swoboda“ für die Spaltung in der ukrainischen Gesellschaft, damit sich russischsprachige und ukrainischsprachige Patrioten der Ukraine nie für gemeinsame Ziele vereinigten.

In einem Moment höchster Verantwortlichkeit versuchte „Swoboda“ alle zu überzeugen, dass in Kiew kein Euromajdan stattfand, sondern eine bizarre nationalistische Revolution. Die Parteimitglieder schwenkten ihre Parteifahnen, überschwemmten den Majdan mit rot-schwarzen Tüchern, schrien nationalistische und fremdenfeindliche Parolen, stellten ein gewaltiges Porträt von Stepan Bandera auf und gingen erneut mit diesem Bild auch in einem Fackelzug am Hotel „Hyatt“ vorbei. Man muss verstehen, dass ein Fackelzug ein traditioneller „Trick“ aus dem Arsenal russischer Geheimdienste ist. Auch wenn es nicht wahrheitsgemäß wäre, die gesamte Taktik von „Swoboda“ auf eines der Projekte der GRU (Militärgeheimdienst) oder des FSB Russlands zurückzuführen. Ich bin sicher, dass in der Parteileitung auch echte ukrainische Patrioten waren, die glaubten, dass es ihnen glückt, den Feind zu überlisten und seine finanziellen und informativen Ressourcen zum Wohle der Organisation und der Umsetzung ihrer Programme zu nutzen.

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Wie uns heut bekannt ist, gelang die Operation nur teilweise. Das Bild des „faschistischen“ Majdans in Kiew haben alle russischen Medien geschickt in der gesamten Welt verbreitet. Ohne es deutlich zu machen, haben durch die prorussische Verblendung der Korrespondenten die führenden europäischen Ausgaben diese Lüge wiederholt. Die russische Propagandamaschine überredete beständig, wofür bereits der fruchtbare Grund vorbereitet war, dass in Kiew eine faschistische Junta nach der Macht greift und die Antifaschisten im Osten und Süden ihr Land vor den Nazis schützen müssen.

Dagegen zerstreuten die proeuropäische Stimmung der Menschen auf dem Majdan und die faktische Inaktivität Oleh Tjahnyboks, der es nicht wagte öffentlich die echten Ziele von „Swoboda“ kundzugeben, schnell die „Nazi“-Maske auf dem Majdan. Das Oppositions-Trio hatte keinen konkreten Plan und wusste wirklich nicht, was zu tun war. Die vorhergehende radikale Rhetorik der „Swobodaleute“ erwies sich als leeres Geräusch. Der radikaler Revolutionär Jurij Mychaltschyschyn verschwand, der früher versprochen hatte, seine Trupps bis zum Dnipro zu führen und die „blauärschige“ Bande zu stürzen. Wie die nachrevolutionären Vorgänge zeigten, war Mychaltschyschyn beständig im Kontakt mit dem SBU, der nach Worten von Präsident Poroschenko, zu jener Zeit ein Zweig des FSB war. So beendete Jurij Mychaltschyschyn auch seine öffentliche Karriere, der ein Berater des Vorsitzendes des SBU wurde.

Der rätselhafte Rechte Sektor

Nach dem eigentlichen Ausfall von „Swoboda“ auf dem Majdan im Moment der höchsten Spannung für seine Schöpfung erscheint der Rechte Sektor. Die Ereignisse entfalteten sich wie in einem Kaleidoskop. Bislang marginale politische Strukturen wie es die UNA und Stepan-Bandera-„Trysub“ waren, verkünden ihre Vereinigung im Rechten Sektor. Auf die politische Bühne eilt aufrechten Ganges der Führer von „Trysub“ Dmytro Jarosch, ein Mensch mit nicht vollständig bekannter Biografie und einem, wie man sagen kann, angenehmen sanften Lächeln. Bis zu den revolutionären Ereignissen in Kiew war Jarosch nur einem sehr begrenzten Kreis von Leuten bekannt. Manchmal kam in der Öffentlichkeit eine Fernsehnachricht durch, wie der Führer von „Tyrzub“ brav dem früheren Leiter des SBU Walentyn Nalywajtschenko berichtet. Warum der frühere Chef des SBU zu den Trainingslagern der „Trysub“-Leute kam, bleibt ein Rätsel mit sieben Siegeln.

So birgt auch die Rolle des Rechten Sektors während der revolutionären Vorgänge nicht weniger Rätsel und Geheimnisse. Offen bleibt die Frage, warum der Rechte Sektor, der den Ukrainern für seine Aktivitäten unbekannt und ausschließlich im russischen Medienraum herumgeisterte, sich nicht im Widerstand gegen die „Berkut“ hervortat und mehr noch im Gewerkschaftshaus herumsaß? Auf welchen und wessen Befehl wartete er? Warum fällt die Wahl Wiktor Janukowytschs, Unterhandlungen mit den Aktivisten der Protestbewegung zu beginnen auf den niemandem bekannten Dmytro Jarosch, und nicht auf jemanden von den Führern der Selbstverteidigung des Majdan? Denn eigentlich war die Selbstverteidigung des Majdan diese wesentliche treibende Kraft bei der direkten Opposition gegen die Macht. Oder wusste Wiktor Janukowytsch vielleicht, dass „seine“ einzige Kraft auf dem Majdan der unlängst geschaffene Rechte Sektor ist, die Selbstverteidigung aber eine andere mächtige Kraft leitet?

Und die Geschichte des Besuchs von Dmytro Jarosch am 20. Februar zur Audienz bei Wiktor Janukowytsch erscheint wirklich erstaunlich und unglaublich. Warum wandten sich Offiziere des SBU (lies: der Zweigstelle des FSB Russlands) gerade an den Führer des Rechten Sektors? Warum fürchtete er nicht, ins Lager des schlimmsten Feindes zu gehen? Worüber sprachen sie? Was und in wessen Namen konnte Jarosch Janukowytsch versprechen? Warum kehrte Jarosch lebendig und unversehrt ruhig von Janukowytsch auf den Majdan zurück? So viele Fragen ohne Antworten erzeugen zahllose Zweifel. Die wahrscheinlichste Version mag die sein, dass Jarosch persönlich Janukowytsch darüber informieren sollte, dass er nicht mehr die Eindämmung des radikal eingestellten Majdans garantieren könne. Er stellte mit militärischer Genauigkeit die Stimmungen, die dort herrschten, und umriss kurz die Perspektiven für das Regierungsregime Janukowytschs. Danach begann Wiktor Janukowytsch die Koffer zu packen.

Und obwohl schon allen deutlich war, dass auf dem Majdan die ukrainische Zivilgesellschaft siegte, wovon eindeutig der Herkunft der Helden der Himmlischen Hundertschaft zeugt, hörte das russische Fernsehen nicht einen Moment lang mit der Propaganda vom Rechten Sektor auf. Dieser Propaganda zufolge kämpfte in der Zone der ATO – Antiterror-Operation – ausschließlich der Rechte Sektor. Andere Freiwilligen-Bataillons, insbesondere die Streitkräfte, wurde eine gewisse Zeit lang überhaupt nicht erwähnt. Man verbreitete Karikatur-Geschichten von „Besuchen Jaroschs“ und anderen, die man an die Stelle der echten Heldentaten der Soldaten der Streitkräfte unterschob.

Die Sonderoperation „Rettung des (nicht-)einfachen Soldaten Nalywajtschenko“

Was aber ist die Rolle der Geheimdienste bei all diesen Geschichten? Geht es um den SBU, so wurde er bis auf den heutigen Tag nicht zum ukrainischen Geheimdienst. Dass nach der Revolution ihn ein Absolvent der Andropow-KGB-Akademie leitete (die Erklärung über die Entlassung am Ende der Ausbildung zählt nicht) signalisierte bereits gleich am Anfang, dass es keine Chancen gibt, einen neuen qualifizierten Geheimdienst in der Ukraine zu erhalten. Hier könnte der Präsident der Ukraine viel erklären. Insbesondere wovon ließ er sich leiten, als er seine Wahl für die Kandidatur Nalywajtschenkos beendete? Wer beriet ihn? War seine Ernennung das Resultat von Vereinbarungen mit einem der Oligarchen? Wenn man das wüsste, von wem diese Initiative ausging, könnte man schneller verstehen, warum der Präsident sich entschied, diese Filiale des FSB zu konservieren/aufzubewahren?

Innerhalb der langen Periode unter der Führung von Nalywajtschenko hat sich der SBU überhaupt nicht geändert und trat niemals auf dem Gebiet des Schutzes des Landes in Erscheinung. Denn wer verstand es noch nicht, dass Offiziere, wenn sie nicht direkte Agenten des FSB waren, immer noch schwiegen und nicht reagierten auf Tatsachen praktischer Demontage des ukrainischen Staates. Daher ist das Erste, was man machen musste, die Umbildung des SBU, ungefähr 90 Prozent ihres alten Bestandes zu entlassen. Stattdessen hat Präsident Poroschenko aus unverständlichen Gründen keinen solchen Schritt gemacht, sondern Nalywajtschenko erlaubt, aktiv die Arbeit des SBU vorzuspielen.

Seit beinahe einem halbem Jahr hat der SBU keinen laut gewordenen Fall eröffnet, behielt das „Schutzgelderpressung“-Monopol der Schmuggler, erweiterte seine Einkünfte in der ATO-Zone, und fuhr fort, finanzielle und ökonomische Erpressung in der Geschäftswelt auszuüben. Aber zur Verschleierung warf sie in die Öffentlichkeit die von niemandem bestätigte aber sogar schwachsinnige Information darüber, dass die Erschießungen auf dem Majdan der Russe Surkow persönlich leitete.

Als der Stuhl unter Nalywajtschenko zu wackeln begann, da war es den Puppenspielern aus den Geheimdiensten schade, einen solchen wertvollen Typ zu verlieren, und augenblicklich vollführten sie eine brillante informative Spezialoperation „Rettung des (nicht-)einfachen Soldaten Nalywajtschenko“ durch. Die Spezialoperation wurde eindeutig nicht ohne Einvernehmen mit der Präsidialadministration durchgeführt. Im Umkreis des Kämpfers mit dem korrumpierten einstigen Stellvertreter des Generalstaatsanwaltes brach unerwartet ein lauter Skandal aus.

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In diese Spezialoperation wurden alle einbezogen: Die Präsidialadministration und der Präsident selbst, die Werchowna Rada, die Regierung und selbst die Mehrzahl der ukrainischen Medien. Aus fast allen Kanälen floss, dass die unheilvolle Präsidialadministration dem Leiter des SBU nicht erlaubte, zu Unterhandlungen in die USA zu fliegen, aber nicht weniger erdreistete sich der niederträchtige Generalstaatsanwalt ihn zum Verhör zu rufen. Nalywajtschenko seinerseits gab allen Massenmedien ein durchschlagendes Interview, in dem er erzählte, welchen ungleichen Kampf er mit dem Generalstaatsanwalt führt, wie er mit der Korruption an der Spitze kämpft, wie ohne seinen Besuch in Amerika alles hinfällig wird, zum Verhör aber erscheint er mit einer „Alpha“-Einheit. Wegen Nalywajtschenko zerstritten sich beinahe die Fraktionen, die Koalitionsteilnehmer untereinander. Der Präsident aber machte sowohl unverständlicherweise eine Pause als auch traf er sich mit den Fraktionen und überzeugte sie, für den Rücktritt zu stimmen. Die Werchowna Rada durchzogen widersprüchliche Gerüchte, Nalywajtschenko sei ein Firtasch-Mann, ein FSBler, der einzige ukrainische Patriot und Nationalist, einzig er sei geeignet, den Kopf der Korruptions-Hydra abzuschneiden. Und all das dazu, um schließlich einen derart wertvollen Agenten nicht zu verbrennen, ihn nicht auf dem politischen Müllhaufen zu entlassen, oder noch besser, auf der Anklagebank.

An alle, die dieser Hysterie so leicht erlagen, muss unbedingt die Frage folgen: Wusste Nalywajtschenko bis zu dem Zeitpunkt, als er den Posten des Leiters der SBU erhielt und alle Einflusshebel in die Hand bekam, nicht von der Korruptionsaktivität dieses Generalstaatsanwaltes? Sah er nicht, wie Generalstaatsanwalt Jarema arbeitete? Sah er nicht, wen er wie vor einem Zuschlagen rettete, und welche gewaltigen Gelder man für die Abschirmung der Verbrecher zahlte? Dass die Muster der Leute Janukowytschs weiter wirken und den Schurken fabelhafte Gewinne bringen? Auf diese Fragen gibt es nur zwei Antworten. Wenn er es nicht wusste und keine Vermutungen anstellte, dann ist er ein unprofessioneller Narr. Wenn er es wusste und deckte, dann ist er ein Komplize der Verbrechen, und muss folglich vor Gericht stehen.

Aber die Intrige konnte nicht lange andauern. Bereits informierte Experten begannen aufgeregt zu flüstern, dass Walentyn Nalywajtschenke tatsächlich beabsichtigt, ein neues politisches Projekt zu führen, die Partei „Volkskontrolle“. Wo er bereits als ausgezeichneter unversöhnlicher Kontrolleur mit den Korrupten kämpfen wird. Sicherlich war ihm die Vollmacht des Leiters der SBU zu wenig. Man sagt, Herr Nalywajtschenko nimmt sich in der neuen Partei als Unterstützung … Dmytro Jarosch. Sollte das der Fall sein, dann werden wir erneut eine brillante Spezialoperation sehen, die bloß die Prämisse stützt, dass Menschen mit „kaltem Verstand und heißem Herzen“ (Anforderung an die Mitglieder der Tscheka, dem Vorläufer des KGB in den Revolutionsjahren) nicht Vergangenheit sind. Genauso wie leider im postsowjetischen Raum es verschiedene Geheimdienst-Projekte lebendig bleiben.

PS: Wenn der Autor über die unterschiedlichen politischen Organisationen der rechtsradikalen Orientierung als Projekte der Geheimdienste schreibt, so hat er ausschließlich ihre politischen Anführer im Blick und will überhaupt nicht diejenigen Patrioten verletzen oder beleidigen, die sich aus ideologischen Überlegungen in die Scharen dieser Gruppen sich eingereiht und treu ihr Vaterland verteidigt haben und verteidigen.

29. Juni 2015 // Wassyl Rassewytsch

Quelle: Zaxid.net

Übersetzer:    — Wörter: 2783

Christian Weise trägt seit 2014 übersetzend und gelegentlich schreibend bei zu den Ukraine-Nachrichten. Im Oktober 2020 erschienen von ihm zwei literarische Übersetzungen: Vasyl’ Machno, Das Haus in Baiting Hollow. Leipziger Literaturverlag und Yuriy Tarnawsky, Warme arktische Nächte. Ibidem, Stuttgart. Im Januar 2020 bereits erschien seine Übersetzung des Bandes Verfolgt für die Wahrheit. Ukrainische griechisch-katholische Gläubige hinter dem Eisernen Vorhang. Ukrainische katholische Universität, Lwiw.

Mit ukrainischen Themen ist er seit 1994 vertraut, als er erstmals Kiew und Lemberg besuchte und sich zunächst mit kirchengeschichtlichen Fragen beschäftigte. Wenn nicht Pandemien hindern, bereist er etwa fünfmal im Jahr die Ukraine.

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