Hin und wieder berichten Journalisten über bewaffnete Konflikte in Lateinamerika. Dort kämpfen Armee und Polizei gegen die eigenen Landsmänner, die der Drogenmafia angehören. Im Fernsehen sehen wir echte Schlachten, die auf den Straßen und im dichten Dschungel geführt werden, wir sehen die Leichen der Getöteten, die Gesichter der gefangenen Mafiosi.
Bei uns aber, in der Ukraine, da sehen wir traditionsgemäß „Masken-Shows“ (damit sind Hausdurchsuchungen maskierter Mitarbeiter des Geheimdienstes oder der Steuerpolizei gemeint), die sich mit der Umverteilung von Geschäften auseinandersetzen. Bei uns sind die „Väter“ des Drogengeschäfts respektable Männer und Frauen, Saubermänner, reich gekleidete, die sich in komfortablen Fahrzeugen fortbewegen.
Natürlich sind sie weder Diebe noch blutrünstige Mörder. Einer sät Gutes und Ewiges von der Parlaments-Bühne, diskutiert dabei über Patriotismus und Spiritualität; ein Anderer baut auf seinem eigenen Landgut Mohn und Cannabis an – „_ausschließlich zum medizinischen Gebrauch_“; ein Weiterer stellt eine unbeschreiblich hohe Menge von Schmerzmitteln her, die zum Tod tausender junger Ukrainer führen.
Es handelt sich um Club-Besitzer, Zollbeamte, die Gutes und Schlechtes nicht voneinander trennen können, Drogenärzte, die lebhaften Handel mit „kostenlosem“ Methadon betreiben, Besitzer zahlreicher ukrainischer Bordelle und so weiter und so fort. Und nicht zu vergessen sind natürlich die Rechtsschaffenden, die ja so aktiv gegen die Kriminalität vorgehen, aber dabei zugleich das „Dach“ des illegalen Drogenhandels bilden.
Wie sie sehen, ist bei uns alles ganz anständig, ordentlich und kultiviert. Es gibt keine ungepflegten Bärte, keine AK-47, keine Granatenwerfer. Nur mit dem Tod haben wir so unsere Probleme – seltsamer Weise sterben bei uns die jungen Männer und Frauen durch Speed, an Hepatitis und Tuberkulose.
Nach Expertenschätzungen ist fast jeder vierte, der im Gefängnis sitzt, drogenabhängig, jeder vierte von insgesamt 160.000 Häftlingen – und das jedes Jahr. Die Einen schaffen den Absprung, die Anderen bleiben abhängig, sterben jung, einer nach dem anderen und hinterlassen uns einen prosperierenden Staat, der sich nicht darum bemüht, eine Drogenpolitik aufzubauen, geschweige denn überhaupt eine Sozialpolitik.
Die Minister ändern sich. So Einige gab es schon in unserem jungen Land. Eindeutig zu viele. Räuberische, grausame, gleichgültige, kluge, dumme. Einer wollte die beste medizinische Bibliothek des Landes schließen und stattdessen eine Bank dort eröffnen (selbstverständlich seine eigene). Ein Anderer ist nicht oft an seinem Arbeitsplatz erschienen, weil er lieber in seiner gemütlichen Vorort-Datscha weilte. Ein Dritter – das ist Semjon Glusman.
So war das. Aber seit heute gibt es einen Hoffnungsschimmer. Auf meinem Arbeitstisch liegt eine unauffällige Broschüre, fast ein Samisdat in 31 Seiten – eine Analyse über „_Die Staatliche Politik auf dem Gebiet der Drogenkontrolle: Aktueller Stand und Probleme_“. Ja, zwar ohne Meldungen, ohne Namen oder Nennungen illegaler Einkommen. Doch viel wichtiger ist, dass der Staat damit seinen Wunsch äußert, das Problem sichtbar zu machen und zu stoppen.
Die Analyse wurde vom staatlichen Dienst für Drogenkontrolle initiiert, im Anschluss an die nationale Strategie zur Drogenbekämpfung. Ich dachte nicht, dass ich das einmal erleben werde… Aber ich erlebe es – die Ukraine fängt an, mit sich selbst zu kämpfen.
23.03.2012 // Semjon Glusman, Arzt, Mitglied des Kollegiums des Staatlichen Gefängnisdienstes der Ukraine
Quelle: Lewyj Bereg
Forumsdiskussionen
Frank in Nützliche und interessante Sachen • Re: Botschaftshinweise: Onlineeintragung in die "Deutschenliste" zur Krisenvorsorge
„"§ 107 Wahlbehinderung (1) Wer mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt eine Wahl oder die Feststellung ihres Ergebnisses verhindert oder stört ..." Hat mit seinem Anliegen irgendwie gar nix zu tun na...“
Bernd D-UA in Politik • Re: Der Ukraine droht ein schmerzhafter Abschied vom Donbass
„Toleranz ist das Stichwort und im Grunde befindet er sich zum großen Teil unter Gleichgesinnten und erkennt es nicht, sehr schade, allerdings sind seine Umgangsformen etwas eingeschränkt, was ebenso...“
Bernd D-UA in Nützliche und interessante Sachen • Re: Botschaftshinweise: Onlineeintragung in die "Deutschenliste" zur Krisenvorsorge
„@tombi Die Meinung anderer zu achten ist nicht so Dein Ding, Du musst sie ja nicht teilen. Dies ist aber eine grundlegende Regel einer Diskussion, daher macht die Diskussion mit Dir wenig Sinn, offensichtlich...“
Frank in Politik • Re: Der Ukraine droht ein schmerzhafter Abschied vom Donbass
„... keine macht den Drogen ... such dir mal Hilfe“
Tombi in Nützliche und interessante Sachen • Re: Botschaftshinweise: Onlineeintragung in die "Deutschenliste" zur Krisenvorsorge
„@tombi, das Land hat andere Probleme als Dir Deine Wahlunterlagen hinterher zu tragen. Soll auch so bleiben, kostet nur unnötig Steuergelder! Soweit alles Verstanden? Aha, wieder so ein Widerling der...“
Tombi in Politik • Re: Der Ukraine droht ein schmerzhafter Abschied vom Donbass
„Handrij, ich vermute Du bist ein FSB-Agent, da ich mit Euch Moördern nicht zusammen arbeiten möchte, und mir Deine Zensur zu peinlich ist: gehe ich, ich verlasse Dich & Deine Desinformation, deine...“
Tombi in MDR • Re: Ukraine-News: Russland meldet Rückeroberung von Großteil besetzter Kursk-Region
„Wer ist eigentlich so naiv, und verbreitet immer noch putinsche Propaganda Meldungen, in diesem Forum? Ihr wisst doch genau, dass der keinen mehr hoch bekommt. Ausser Lügen stemmt der doch gar nichts...“
Tombi in Ukraine-Nachrichten • Re: Kellogg muss Putin überzeugen, sich aus der Ukraine zurückzuziehen
„Quatsch, Kellogs muss nur Putin überzeugen, die Ukraine zu verlassen, und sein Morden einzustellen. wer schreibt diesen hinterhältige Putinschen Propaganda Artikel eigentlich, sind diese dämlich? Geht...“
Obm100 in MDR • Re: Ukraine-News: Selenskyj: USA können Russland zum Frieden zwingen
„Wohl eher umgekehrt. Putin würde es aus Angst vor amerikanischen Atomwaffen niemals wagen Alaska oder andere US-Territorien direkt anzugreifen. Von angeblicher Rechtlosigkeit der dort noch ansässigen...“