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Wie erkennt man einen Auswanderer unter Nörglern?

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Auswanderung als Thema war die Titelgeschichte in zwei Wochenzeitschriften: dem „Focus“ und dem „Korrespondent“. Man kann nur darüber spekulieren, ob die Themenauswahl mit den Winterferien der Politiker verbunden war: sie haben sich erholt, es gab keine Neuigkeiten und keine besonderen Ereignisse. Giftstoffe in den Kosmetika von Julija Timoschenko bringst du nicht aufs Titelblatt. Demgemäß bot das Thema „Auswanderung“ maßgeblich einen Füllstoff für die offensichtlich nicht sehr verkaufsstarken Ausgaben. Bei dieser Themenauswahl gibt es jedoch etwas mehr als lediglich die Nachahmung von Aktualität in der Informationsleere nach den Feiertagen. Warum weckt das Auswanderungsthema die Aufmerksamkeit des Ukrainers? Was stellt die Auswanderung heutzutage in der Realität für unsere Bürger dar?

Immerhin kann man nicht sagen, dass viele ukrainische Bürger wirklich Reisefieber haben oder auf der Warteliste stehen, legal ihren Wohnsitz in das eine oder andere Land zu verlegen. Nur manche Bürger ergreifen oder haben vor diese Möglichkeit zu ergreifen, das heißt auszuwandern. Die Mehrheit hingegen jammert nur aus diesem Anlass herum. Die Leute treffen die Aussage „Höchste Zeit, zu verschwinden“ als ein Mittel für ihre emotionale Entspannung: ich bin von dem Leben hier müde, ich weiß aber, dass ich auch woanders leben könnte!

Aus der Auswanderung wurde ein Mythos der Zuflucht gemacht. Sobald der Mensch tatsächlich von dem Leben in der Ukraine müde wird, phantasiert er über die Auswanderung, damit er seltsamerweise seine Fähigkeit in der Ukraine zu leben, wiederherstellt. Der Ukrainer könnte sein Land viel schwieriger ertragen, gäbe es nicht die Möglichkeit, sich in Gedanken davon abzusondern oder an einer rettenden Idee über die Auswanderung festzuhalten, sowie diese Ideenkraft regelmäßig zu bestärken, indem man die begehrenswerten Länder besucht oder der Kultur dieser Länder teilhaftig wird. Wenn der Mensch in unserem Land bestätigt, dass er auswandern möchte, meint er damit in Wirklichkeit, dass er von der Ukraine müde ist und ihm das Leben in der Ukraine nicht recht ist. Jedoch meint er damit höchstwahrscheinlich nicht, dass er wirklich das Land verlassen wird. Ansonsten wären zumindest die Fremdsprachkenntnisse in unserem Land höher.

Die Einstellung zum Thema Auswanderung in der Ukraine wird durch den gegenläufigen Prozess und zwar durch die Einwanderung klar. Der Mensch, der wirklich die Ukraine verlassen und sein Schicksal mit einem anderen Land verbinden will, wird wohl kaum gegen in die Ukraine kommende Zuwanderer auftreten. Es ist doch logisch, wenn ich für immer weggehe, und nicht nur zur Arbeit oder zum Studium für einige Zeit ins Ausland gehe, dann soll mir doch egal sein, wer einreist? Und mehr noch: falls ich selbst ein Zuwanderer bin, ist es von Vorteil, wenn die Zuwanderer egal in welchem Staat achtungsvoll und hilfsbereit behandelt werden. Die Toleranz gegenüber Migranten in einem weiteren Staat bedeutet einen weiteren Befürworter in den internationalen Beziehungen auch für mich. Dennoch haben wir bis jetzt eines der „weißesten“ Länder Europas: sowohl darin, welchen Gesichtern man faktisch auf den Straßen unserer Städte häufiger begegnet, als auch in der in unserer Kultur akzeptierten Einstellung perspektivisch fremde Menschen in unserem Land aufzunehmen. Die Einstellung gegenüber Migranten wird jedoch durch die Notwendigkeit von Wirtschaftswachstum nicht beeinflusst. Man sollte glauben, wenn wir auf Wirtschaftswachstum zählen, sollten wir begreifen und akzeptieren, was das bedeutet, einschließlich der „Verdunklung“ der Gesichter in unserer Heimat, doch gibt es weder ein Verständnis noch Akzeptanz dafür.

Des Weiteren gibt es in der Werchowna Rada eine konsequent einwanderungsfeindliche Partei und diese Partei herrscht in manchen Regionen. Und das Oppositionsbündnis, dessen Teil auch diese Partei geworden ist, zog die Ausdeutung der nationalistischen Idee, die diese Partei propagiert, wie ein Hemd an. Außerdem wurde Bogdan Benjuk, Mitglied gerade dieser migrationsfeindlichen Partei, zum Leiter des Parlamentsunterausschusses für Fragen der Migrationspolitik ernannt. Ferner überrascht niemanden mehr in unserem Land zum Beispiel eine Wohnungsanzeige, in der heißt, dass das Angebot für Slawen und nicht für ausländische Studenten bestimmt ist. Und was ist mit der Einstellung der Bürger zu dem Entstehen von chinesischen Vierteln in Kiew oder von einer großen und stabilen vietnamesischen Gemeinde in Charkow? Oder die Gründung einer bedeutenden islamischen Gemeinde überhaupt in einer beliebigen Stadt der Ukraine? Manchmal bekommt man auch von denen zu hören, die ihre Stimmen nie für Tjagnibok abgeben würden und selbst gern irgendwo nach England auszuwandern würden, dass die Einwanderer in die Ukraine „weiß“, materiell gut gestellt und ohne Drang zum Minarett-Bau sein sollten. Ich möchte betonen, dass es sich um keine Gegensätze handele. Die Mehrheit, die ihre Wünsche zum Auswandern äußert, will in Wirklichkeit in der Ukraine bleiben und hat Angst, dass ihr nur das Nachsehen bleibt. Deshalb weisen diese Ukrainer unter anderem Feindseligkeit gegenüber Fremden auf, die in die Ukraine einwandern dürfen.

In diesem Zusammenhang sind auch die Beziehungen zwischen Russen und Ukrainern in unserem Land von Interesse – das sind die Beziehungen zwischen dem „Stammvolk“ und den Migranten. Fest überzeugte Russen betrachten die Ukrainer, die nicht bereit sind auf ihre Sprache und Kultur zu verzichten, als nicht gewünschte Migranten. Ebenso fest überzeugte Ukrainer betrachten genauso die Russen, die ihrerseits nicht bereit sind auf ihre Sprache und Kultur zu verzichten, als nicht gewünschte Migranten. Nationaler Kampf der Ideen geht bei uns derzeit folglich darum, wer als Stammvolk betrachtet werden sollte: entweder die Ukrainer (dann heißt es, dass die Russen Einwanderer sind), oder die Russen (in diesem Fall sind die Ukrainer die Einwanderer in manchen Teilen der Ukraine). Was hat dieser Kampf für einen Sinn? Der Sinn liegt darin, einer Niederlage für die Bürger, die den Status der Einwanderer erhalten haben, Legitimität zu geben und zwar einer Niederlage der Russen in ihrem Recht auf die kulturelle Herrschaft in einem Teil des Staates oder der Ukrainer in ihrem Recht auf die kulturelle Herrschaft im ganzen Staat. Noch einmal, der Kampf geht um die Niederlage für diese Menschen, die als Einwanderer erkannt werden. In diesem Kampf nehmen fast alle in unserem Land teil, allerdings mit unterschiedlichem Engagement.

Genau der gleiche Kampf der Ideen geht in der Ukraine gegen die Donezker. Sie sind für viele in der Ukraine wie die Araber und Türken in Deutschland für Thilo Sarrazin ?? Jeder, der für uns etwas machen wolle und danach strebe, ist herzlich willkommen. Von anderen müssen wir uns verabschieden . Nur die Donezker, diese Einwanderer mit dieser abscheulichen und halb-kriminellen Kultur, wollen das ??„Auf Wiedersehen“ nicht wahrnehmen.

Also, wegfahren oder bleiben? Man muss sagen, dass diese Frage für die Meisten in unserem Land nicht zur Debatte steht. Wer das vorhatte, ist schon weg. Wer das wirklich will, der lernt die Sprache und holt die Unterlagen ein. Die Interessenten an einer Auswanderung gibt es ungefähr so viele wie Einwanderung akzeptierende Menschen, das heißt eine unauffällige Minderheit. Und die Menschen, die es nicht vorhaben, diskutieren über die Auswanderung, damit sie sich gedanklich distanzieren und in der Ukraine bleiben können, sowie, was wichtig ist, denjenigen das Leben schwer machen, vor denen sie selbst Angst haben.

12. Januar 2013 // Dmitrij Litwin

Quelle: LB.ua

Übersetzerin:   Olessja Oniksimowa — Wörter: 1125

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