FacebookXVKontakteTelegramWhatsAppViber

Die ukrainischen Manöver gehen weiter

Die immer wachsende und in einen Boykott übergehende Kritik europäischer Politiker an der ukrainischen Regierung erschwert ihre ohnehin schwierige geopolitische Lage. Zudem wird sich der Druck auf die Ukraine seitens Russlands mit der Regierung Putins vergrößern. Was wird die ukrainische Regierung dann tun? Darüber berichtet ein Artikel des Kiewer Gorschenin-Instituts für Politik- und Sozialforschung, veröffentlicht in der russischen „Nesawissimaja Gaseta“ („Unabhängige Zeitung“, A.d.Ü.).

Die Präsidentschaft Wladimir Putins verspricht der Ukraine nichts Gutes. Wie bereits annonciert wurde, wird die gegenwärtige Kadenz des neuen russischen Präsidenten den Trend zur „Sammlung der russischen Erde“ (der Satz stammt aus dem 13. Jh. als der russische Staat gebildet wurde, A.d.Ü.) weiter verfolgen. Das bedeutet eine Stärkung der geopolitischen Position Russlands durch die Bildung einer sogenannten Eurasischen Union. Russland wird die Ukraine in seine integrativen Prozesse einbinden, unabhängig vom Willen Kiews.

Andererseits benötigt Putin schnelle und effektive außenpolitische Erfolge. Leider ist die Ukraine dabei das realistischste Ziel kraft ihrer energetischen und wirtschaftlichen Abhängigkeit von Russland. Deshalb kann von einer Vergünstigung des russischen Gases in nächster Zeit gar keine Rede sein. Selbst wenn die Parteien zu einem Kompromiss in der Frage zum Verkauf des ukrainischen GTSs (Gastransportsystem, A.d.Ü.) an Gasprom kommen sollten, wird die russische Seite mit großer Wahrscheinlichkeit neue Bedingungen aufstellen, da sie weiß, dass Kiew die USA und Europa immer mehr verärgert und damit potenzielle Verbündete für den Dialog mit dem Kreml abstößt.

Man sollte dabei aber nicht irrtümlich annehmen, dass Kiew bei einer Verschlechterung der Lage Zugeständnisse machen wird. Die ukrainische Regierung wird ihren auf den ersten Blick widersprüchlichen politischen Kurs beibehalten, den sie bereits in letzter Zeit verfolgt hat. Um das Verhalten Kiews erklären zu können, muss ein wichtiges Prinzip verstanden werden: Die ukrainische Außenpolitik läuft auf ein Manöver zwischen Brüssel und Moskau hinaus, wobei die Taktik zu einer Strategie geworden ist. Hier werden sozusagen Manöver manövriert. Zu dieser Vieles erklärenden Schlussfolgerung sind die Experten des Gorschenin-Instituts bereits vor eineinhalb Jahren gekommen.

Zum Beispiel gibt es die Situation mit der nicht-Ratifizierung des Freihandelsabkommens mit der GUS seitens der Ukraine. Das Abkommen wurde letztes Jahr auf einem Gipfel der GUS in Sankt Petersburg vom ukrainischen Premierminister Nikolai Asarow in einem Schnellverfahren unterzeichnet, doch es wurde bis heute nicht der Werchowna Rada vorgelegt. Natürlich ruft dies unter den ukrainischen Politikern viele Fragen auf. Vor kurzem beschuldigte der ukrainische oppositionelle Deputierte Sergej Terjochin Premierminister Nikolaj Asarow der Überschreitung seiner Vollmachten bei der Unterzeichnung des Abkommens. Terjochin verlangte auch, Asarow zur Verantwortung zu ziehen auf Grundlage desselben Gesetzes, das die Verurteilung der ehemaligen Premierministerin Julia Timoschenko begründet.

Das Gorschenin-Institut befragte die ukrainischen Deputierten unter anderem, ob sie den Text des Freihandelsabkommens mit der GUS kennen, den Nikolai Asarow unterzeichnet hat. 22 Prozent der Befragten gaben an, dass sie den Text des Abkommens kennen. Dabei erklärten nur Einzelne von Ihnen, dass sie den gesamten Text kennen. Die anderen kannten den Inhalt des Abkommens nur aus den Erklärungen der Partei.

An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass der ukrainische Premierminister das Freihandelsabkommen der GUS kurz vor dem Gipfel zwischen der EU und der Ukraine unterzeichnet hat. Im Rahmen dieses Gipfels wurde vergeblich die Gegenzeichnung eines Freihandelsabkommens zwischen der EU und der Ukraine erwartet. Bis dahin erklärten europäische Experten, dass ein Freihandelsabkommen der EU mit der Ukraine zu 95 Prozent eine wirtschaftspolitische Frage darstellt und dass die europäischen Partner durchaus an der Unterzeichnung des Abkommens interessiert sind. Doch das Verhalten der ukrainischen Regierung hat immer mehr Kritik hervorgerufen, so dass Kiew sich entschieden hat, Brüssel demonstrativ zu zeigen, dass die Ukraine so wie sie ist, zu akzeptieren sei, ansonsten würden sich schnell andere Partner für das Freihandelsabkommen finden. Zum Beispiel die GUS.

Die Unterzeichnung des Abkommens durch den ukrainischen Premierminister bedeutet nicht, dass es durch die Regierung ratifiziert wird. Außerdem wurde die Unterzeichnung Asarows durch Maßnahmen und Aussagen höchster ukrainischer Regierungsbeamter mehrfach für unrechtmäßig erklärt. Eine dieser Maßnahmen der ukrainischen Regierung war beispielsweise sehr ärgerlich und unerwartet für den Sprecher der russischen Duma, Sergej Naryschkin, der sich während seines letzten Besuches in der Ukraine beim Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten sicher war über eine Ratifizierung des Freihandelsabkommens mit der GUS. Am selben Tag antwortete die ukrainische Regierung ihrem russischen Kollegen durch den Fraktionsvorsitzenden der Partei der Regionen, Aleksandr Jefremow, dass die Ukraine in nächster Zeit nicht dazu bereit sei, das Freihandelsabkommen mit der GUS zu ratifizieren.

Dies zeigen auch die Ergebnisse der durchgeführten Umfrage. Demnach ist ein Großteil der ukrainischen Parlamentarier gegen die Ratifizierung des Freihandelsabkommens mit der GUS. Dies zeigt auch das Unverständnis der ukrainischen Politiker, welche direkten Vorteile sich aus solch einem Wirtschaftsraum ergeben würden, ungeachtet dessen, dass Russland und die anderen Mitgliedsstaaten der GUS die größten Handelspartner der Ukraine sind. Außerdem bestätigen die Umfrageergebnisse indirekt die Besorgnis der ukrainischen politischen Elite, durch den Eintritt in eine Freihandelszone teilweise Verluste in der wirtschaftlichen Souveränität erleiden zu müssen. Immer häufiger sind Zweifel darüber zu hören, dass die Ukraine fähig sein wird, sich für ihre Rechte in der Freihandelszone mit der GUS im vollen Umfang einzusetzen, falls erneut irgendwelche Handelskonflikte mit den Mitgliedsstaaten der Zollunion oder andere wirtschaftliche Konflikte auftreten.

Was wird nun weiter geschehen? Die Ukraine wird weiterhin Manöver durchführen, obwohl der Raum dafür immer geringer wird. Sogar ungeachtet dessen, dass die EU einen realen politischen Boykott beginnen und Russland wirtschaftlichen Druck ausüben könnten, was für die ukrainische exportorientierte Wirtschaft einen Dolchstoß bedeuten würde. Zur Frage, was vor dem Eintritt in eine Freihandelszone mit der GUS wäre, so wäre der Eintritt Russlands in die WTO günstig für die Ukraine. Damit hätte Kiew die Möglichkeit, wirtschaftliche Konflikte mit Moskau in einer unabhängigen Schiedsstelle zu untersuchen, was für die Wiederholung jeglicher Rohstoffkonflikte ein reales Hindernis darstellen würde.

17. Mai 2012 // Wladimir Sastawa

Den täglichen oder wöchentlichen Newsletter abonnieren und auf dem Laufenden bleiben!

Quelle: Lewyj Bereg

Übersetzerin:   Katharina Jaroschak — Wörter: 955

Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Vielleicht sollten Sie eine Spende in Betracht ziehen.
Diskussionen zu diesem Artikel und anderen Themen finden Sie auch im Forum.

Benachrichtigungen über neue Beiträge gibt es per Facebook, Google News, Mastodon, Telegram, X (ehemals Twitter), VK, RSS und täglich oder wöchentlich per E-Mail.

Artikel bewerten:

Rating: 6.0/7 (bei 4 abgegebenen Bewertungen)

Neueste Beiträge

Kiewer/Kyjiwer Sonntagsstammtisch - Regelmäßiges Treffen von Deutschsprachigen in Kiew/Kyjiw

Karikaturen

Andrij Makarenko: Russische Hilfe für Italien

Wetterbericht

Für Details mit dem Mauszeiger über das zugehörige Icon gehen
Kyjiw (Kiew)9 °C  Ushhorod13 °C  
Lwiw (Lemberg)7 °C  Iwano-Frankiwsk6 °C  
Rachiw5 °C  Jassinja5 °C  
Ternopil6 °C  Tscherniwzi (Czernowitz)8 °C  
Luzk10 °C  Riwne7 °C  
Chmelnyzkyj7 °C  Winnyzja8 °C  
Schytomyr8 °C  Tschernihiw (Tschernigow)11 °C  
Tscherkassy9 °C  Kropywnyzkyj (Kirowograd)9 °C  
Poltawa9 °C  Sumy8 °C  
Odessa13 °C  Mykolajiw (Nikolajew)10 °C  
Cherson11 °C  Charkiw (Charkow)9 °C  
Krywyj Rih (Kriwoj Rog)10 °C  Saporischschja (Saporoschje)10 °C  
Dnipro (Dnepropetrowsk)10 °C  Donezk10 °C  
Luhansk (Lugansk)9 °C  Simferopol8 °C  
Sewastopol12 °C  Jalta12 °C  
Daten von OpenWeatherMap.org

Mehr Ukrainewetter findet sich im Forum

Forumsdiskussionen

„Ich bin im März das erste mal in die Ukraine ein- und ausgereist über Korczowa - Krakowez. Ich hatte es mir wesentlich schlimmer vorgestellt. Ein- und Ausreise hat wahrscheinlich irgendwas zwischen 1-2h...“

„Wir wollen ja perspektivisch weiterhin in Lviv unseren Lebensabend verbringen. Wohnung haben wir komplett saniert und finanziell ist auch alles ok für diesen Schritt. Die Kriegs Situation, lässt diesen...“

„Sind seit Kriegsbeginn, nur noch mit dem Bus nach Lwiw gefahren. Sehr stressig an der Grenze, da bis zu 14 h bei der Ausreise. Jetzt wollen wir wieder mit unserem Wohnmobil fahren, da es wohl keine Grenzblockaden...“

„Minimax, jetzt schon zum Geopolitilogen aufgestiegen? Na, na, na diesen Höhenflug hatte ich Dir nicht zugetraut. Egal wie es ausgeht, die EU und die Menschen in der Ukraine werden das wieder aufbauen...“

„Familienplanung, echt jetzt, dafür war minimax noch nicht bekannt! Aber beleidigen tun wir bite nicht! Es gehen wohl die Argumente aus?“

„Was soll man von jemanden halten, der in der Geopolitik von Gutmenschen schwafelt @Handrij du hattest doch schon mehrmals versucht die Schwachmaten ein wenig aufzuklären, naja, fruchtet ja eh nicht.“

„Vollidioten, macht euch lieber um D Gedanken, hier ist die Problematik noch schlimmer.“

„Vielleicht liegt es einfach nur daran, wer will schon seine Kinder mit so einer verstrahlten Russin Zeugen, in einem Land, wo die " Staatenlenker" Dich sowieso die ganze Zeit ins Knie ficken. Macht keinen...“

„Die Russen schießen sich ins eigene Knie, wenn sie das wieder aufbauen wollen, im Grunde eine lächerliche Aussage. Dort wohnen doch die Nazis, richtig? Besser die ziehen weg und die paar Alten sterben....“

„... Putin propagiert und versucht seit Jahren auch einiges, um die Geburtenzahl zu steigern.... Als Spermaspender ... echt? In dem Alter? naja bei dem ist ja sonst auch nix mehr original. Modernes Monster...“

„Sicher wird sich Russland den Aufbau leisten müssen, sonst würden sie um diese Gebiete inkl. Menschen nicht kämpfen. Zur Not ist verbrannte Erde immernoch besser, als einen feindlichen Nazistaat als...“

„Schreibe einfach weniger langweiligen Unsinn. Man bemüht sich zumindest, Konsumgesellschafzen zu höheren Geburtenzahlen umzupen ist nun mal nicht einfach.“

„Warten wir mal ab! Auch minimax sollte das Fell des russischen Bären nicht zu früh teilen. Thema: Die Osterweiterung der EU kann sich die EU leisten! Kann sich Russland die Ukraine leisten?“

„@minimax ich habe auch schon gehört das Putin fremdgeht mit irgend so einer Russin, man hört er bemüht sich redlich sein minderwertiges Erbgut weiterzugeben. Minderwertige Gene, darum wächst die Bevölkerung...“

„Bezüglich der Ukraine sind das ähnlich absurde Überlegungen und Diskussionen wie allgemein zum Wiederaufbau. Warten wir mal das Ende des Krieges ab, was von der Ukraine übrig bleibt oder ob sie als...“

„Meine Frau und ich sind am Donnerstag,den 2.5. über Bodumiers mit dem Wohnmobil eingereist 30 Minuten“

„Grundsätzlich wird der Wiederaufbau eine ganze Menge Kosten für die EU verursachen, Garantien sind schon gegeben worden, da wäre die EU Mitgliedschaft im Grunde hilfreich, die Gelder im Sinne der EU...“

„Putin sind die Verluste nicht egal, im Gegensatz zu manchen Idioten die sich Generäle nennen dürfen. Putin propagiert und versucht seit Jahren auch einiges, um die Geburtenzahl zu steigern. Auf der ukrainischen...“

„Bekannte sind am Montag über Korczowa - Krakowez eingereist 20 Minuten mit Kleinbus“

„Ich denke doch, dass man aus Deutschland nicht ausgewiesen wird, wenn man nachweislich keine Wohnung mehr hat im unbesetzten Gebiet.“

„Mittlerweile kann man wieder über Polen fahren. War Anfang April samstags über Budomierz ausgereist und in 15 Minuten morgens um 7.30 Uhr über beide Grenzkontrollen. Zurück Ende April donnerstags wieder...“

„Wieso Putin? Was macht er denn genau? Ich denke das sind seine Soldaten, die etwas dazu gelernt haben. Putin ist es doch völlig egal wieviel drauf gehen bei dem Krieg, Hauptsache gewonnen. Die Masse macht...“

„Wenn die Wohnungen zerbombt sind, dann gibt es doch eh keine Wohnung mehr und bei Ausreise aus D sind sie sowieso Obdachlos, da ja keine Wohnung. Das Geld für die Kompensation muss in D beim Jobcenter...“

„Super, danke für die schnelle Antwort und die vielen Links!“

„Привіт усім, ich habe in der Ukraine viele Ladas gesehen, die auf Gas umgebaut waren. Kann ich auch mit einem deutschen Auto, das mit LPG (Autogas) betrieben wird, problemlos in der Ukraine unterwegs...“

„Vielen Dank für dein Antwort. Dennoch gefällt mir das nicht wenn ich bedenke das Die nach Mariupol wollen. Werden die bei der Einreise eine Lügendetektor unterzogen? Kann ich denen nicht einfach ein...“

„Hi. Zwei Ukrainische Freundinen (Mutter, Tochter) musste aus Mariupol nach Deutschland flüchten. Hatte Eigentumswohnung und Bankkonto. Jetzt wollen die für ca. 3 Wochen über Moskau nach Mariupol um...“

„Wundert mich dass ein beschädigtes E-Auto überhaupt über den Deich transportiert wird.“

„was schluckst du für Zeug? das will ich nicht haben ...“