FacebookXVKontakteTelegramWhatsAppViber

Eröffnungen eines Soldaten des Informationskriegs

0 Kommentare

Die russische Regierung führt einen aktiven Informationskrieg gegen die Opposition und ihre Feinde, besonders in der Ukraine. Die Annexion der Krim und der Versuch der Auflösung der Ukraine durch die Idee der Föderalisierung zieht eine in ihren Maßstab beispiellose Informationskampagne mit sich, nicht nur in den üblichen Medien, sondern auch im Internet.

Einer der Aktivisten und Soldat des Informationskriegs im Internet berichtete im Interview dem Journal „Afischa“ wie und durch wen alles organisiert wird.

Er begann 2011 und betreute im Internet sogenannte „Mursilkas“ (Mursilka ist eine Kinderbuchfigur und der Name einer sowjetischen Kinderzeitschrift, A.d.R.): „Für eine bestimmte Bezahlung erstellten sie eine Aufstellung. Organisiert war das Ganze in etwa so: Es sammelte sich ein Pool von „Mursilkas“ an und an alle wurde um neun Uhr morgens Anweisungen gesendet. Dort wurde aufgezeigt, wie und auf was sie ihre Aufmerksamkeit im Laufe des Tages richten sollten, wie sie schlagen, welche Akzente sie wo setzen sollten. Sie sollten arbeiten, indem sie nicht nur ein Posting schreiben, sondern die Aufstellung beständig senden und unterstützen.“

  • Woher erhielten sie das, was über die „Mursilkas“ veröffentlicht und verbreitet werden sollte?

Mir wurden die Aufstellungen von oben geschickt, aus Kreisen um die Administration des Präsidenten. Man kann uns informationeller Begleitschutz nennen, Medienberater, Propagandaabteilung. Ich kam, als die Arbeit im Internet schon lief. Und ich traf keine Kommentare zum Beispiel für 85 Rubel (etwas mehr als zwei Euro) an. Ja und es schien mir als eine verlustreiche Arbeit. Damit beschäftigten sich Leute aus jugendlichen Bewegungen. Sie hatten viel Geld und mussten es für irgendetwas ausgeben. Dafür saßen sie bei Livejournal und schrieben wirklich sinnlos Kommentare. Mit Hashtags arbeiteten sie nach meiner Erinnerung vor Putins Jubiläum (Oktober 2012, A.d.B.P.). Damals schrieben noch mehr oder weniger lebende Menschen, danach übergab man dies Bots. Wenn jetzt die Opposition irgendein eigenes Hashtag on Top herausbringt, beginnen wir sofort, es zuzumüllen. Der niedrigste Mitarbeiter schreibt einen Tweet, diesen Tweet übergibt er einem speziellen Menschen, der ihn in die Maschine einspielt, die Bots mit Hashtag startet. 85 Prozent der Tweets schreiben Bots, 15 Prozent der Tweets schreiben echte und mehr oder weniger bekannte Menschen, um den Schein zu wahren. Das ist die Grundlage der Informationskriege.

Besonders interessant ist, wie die Propagandisten des Kreml das ukrainische Szenario abarbeiten:

Bestellte Texte schreiben sich immer nach folgender Struktur: Es werden fünf Punkte herausgegeben, weil wir den Journalisten und Bloggern nicht völlig vertrauen können. Und es wird sichtbar, wie über diese Punkte geschrieben wird. Zum Beispiel in der Ukraine: Im Material sollten unbedingt „Banderanhänger“ und „historische Bevölkerung“ erwähnt werden.

Der PR Mensch gesteht, dass Anfang 2013 das System „Mursilkas“ als nicht effektiv eingeschätzt wurde. „Viel veränderte sich mit Ankunft der neuen Administration (des Präsidenten – Anm. d. Red.). Die neue Mannschaft kürzte die Mittel.

Anfang 2013 legten wir Berichte vor und schrieben Aufsätze, dass man Gegenaufstellungen machen muss. Alle unterstützten das. So entstand übrigens kontr.tv. Wenn sie nicht begonnen hätten, bis zur Lächerlichkeit Geld abzuzweigen, denke ich, würden wir bis heute noch arbeiten. Für mich war es öde aber lebendig. Aber zum Frühling 2013 erstellte man eine neue Aufstellung und begannen die Herausgabe zu stoppen. Sie führen eine Säuberung durch. Menschen, die Entscheidungen über solche Fragen treffen, sind bestimmt nicht liberal und keine schmalen Medienmenschen. Sie entscheiden so: „Gibt es eine Bedrohung? Dann muss man die Bedrohung liquidieren.“

Der Soldat des Informationskriegs erzählte, dass in Moskau acht Abteilungen arbeiten, die sich mit dem Informationskrieg beschäftigen und jede Gruppe arbeitet in ihrem Bereich: „Irgendwer führt den Club Prochanows, der patriotisch arbeitet – ich kann sie nicht leiden; Wenn wir uns treffen, beschweren sie sich, dass sie nichts mehr von Stalin, Wodka und Imperium hören können.“

  • Wie viel echte Abonnenten haben Tina Kandelaki und Wladimir Solowjow?

Alle pro-putinischen Stars sind verwickelt. Sobald irgend ein Mensch beginnt für uns zu sprechen, bekommt er von uns Geschenke. Burmatov und andere Blogger pro Putin haben zwanzig Prozent lebende Follower. Ich spielte bei Solowjow darauf an, dass er ein vielleicht nicht ganz lebendiges Auditorium habe, aber er ist sicher, dass es echt ist. Obwohl Solowjow natürlich populärer ist, hat er bestimmt dreißigtausend echte. Auch weil, wenn du Medwedjew folgst, man dir sofort empfiehlt, Solowjow hinzuzufügen.

  • Inwieweit fühlen Sie sich als Kämpfer des Informationskriegs?

Zu Beginn habe ich mich sehr wichtig gefühlt. Mir schien, dass meine zehn „Mursilkas“ das wichtigste sind. Propaganda läuft immer mit Bombardierung. Das ist nicht ein Beitrag, den alle diskutieren. Es sollte überall sein, es sollte viel Material sein. Und es wirkt stark auf die Menschen. Ich hatte eine Bekannte, eine flammende Oppositionelle aus der journalistischen Fakultät. Und da begann sie vor Kurzem, mich mit Dingen über die Aggression des Westens einzudecken. Da war ein bekannter Nawalnyj –Anhänger der mir vor kurzem mitteilte, dass Nawalnyj Nationalist sei und das sei schlecht. Ich sehe, dass die Propaganda funktioniert. Man muss den Menschen die Gedanken im Kopf verdrehen.

Den täglichen oder wöchentlichen Newsletter abonnieren und auf dem Laufenden bleiben!
  • Zur Zeit ist bei Ihnen Flaute?

Ich habe eineinhalb Monate in Kiew verbracht. Wir haben mit Bravour gearbeitet. Wir haben erschütternde Bilder gemacht, dank den Kämpfern des Rechten Sektors mit Hakenkreuzen. Normalerweise bringen wir selbst zu Meetings seltsame Alte mit, mit dummen Plakaten und Aufklebern. Aber dort ließ sich nichts tun. Nur das Denkmal von Lenin fiel, ich werde nicht sagen, mit wessen Hilfe. Was weiter wird, weiß niemand.

„Ich würde zur Warnung hinzufügen – nicht nur mit Vorsicht, sondern mit Bedenken. Ein Gesprächspartner hörte eine Menge, dabei auch von viel Geld; in der Technologie ist ihr Wissen schwach, aber in ihrer Reflexion hoch. Es „verbrennt“ wissentlich viele Leute, aber schweigt gewissenhaft über andere.“ Kommentierte die Publikation des bekannten russischen Spezialisten für Neue Medien Wassilj Gatow. Jedoch bekannte der Experte, dass ein Informationskrieg läuft und dass er schon sehr viele Opfer gefordert hat.

„In den letzten paar Wochen lässt es mich aus der Haut fahren, wenn Leute, oft in voller Zurechnungsfähigkeit in allen anderen Dingen, für sich völlig hölzerne „Beweise“ dieser oder jener klar unglaubwürdiger Nachrichten aus der Ukraine postulieren. Diese Nachrichten heben sich klar aus den anderen hervor durch deutlich unseriöse Benennungen der Seiten. Man erkennt sie augenblicklich als Elemente des Informationskriegs (es lohnt sich, nur auf die Formulierungen oder die Quellen zu achten, von der Art wie „eine alte Frau in Donezk sagte“) Oder Menschen, die in vollem Ernst beginnen, bei einen üblichen Fake über die ausgesprochene andere Meinung zu fluchen, die vorschlägt „ein Gesetz zu beschließen über die Aberkennung der Staatsbürgerschaft und die Ausweisung von Verrätern“. Es ist erstaunlich, dass zu diesen Menschen in anderen Dingen völlig Zurechnungsfähige gehören. Aber an der „Front des Informationskriegs“ werden sie verletzt und vielleicht sogar getötet.“ Schrieb Gatow auf seiner Facebook-Seite.

“In Russland wurde in den letzten zwei Jahren ein einzigartiges System der „weichen“ Lenkung des Internets erstellt. Nach Zahlen auf dem Markt arbeiten dafür im Umkreis der Administration des Präsidenten 8-10 Medienstrukturen, die heute mit ihrer Tätigkeit ungeahnte Höhen erreichen. Paradoxerweise könnte sich ihre Effektivität für sich genommen als Mine verzögerter Handlungen erweisen“, schrieb in der Zeitung „Wedomosti“ der Chefredakteur der Seite des Fernsehkanals „Doschd“ Ilja Klischin. „Die Resultate sind wirklich erschlagend: Wenn ein Thema morgens aufkommt, werden Sie es schon abends ganz freiwillig in den sozialen Netzwerken diskutieren, nicht einmal bemerkend, dass man es ihnen aufgebunden hat. Übrigens im Unterschied zu anderen totalitären Regimen, die einfach Firewalls und Passkontrollen einführen, maskiert sich das Schattenministerium der Wahrheit als Business, versteckt in der Grauzone.“

Zur gleichen Zeit erklärte die russische Regierung unabhängigen Bloggern einen echten Krieg. Die Staatsduma beschloss buchstäblich innerhalb einer Woche ein Gesetz zur Registrierung von Blogs als Massenmedien mit allen daraus resultierenden Folgen. Wenn Präsident Putin das Gesetz unterschreibt, und daran gibt es keinen Zweifel, dann tritt die Einschränkung in der Blogosphäre Russland am 1. August 2014 in Kraft (Putin hat das Gesetz am 5. Mai unterzeichnet, A.d.R.).

23. April 2014

Quelle: Belorusskij Partisan

Übersetzerin:   Anja Blume — Wörter: 1298

Anja Blume ist Sozialpädagogin und übersetzt - zwischen eigener poetischer Tätigkeit - auch immer wieder Märchen und Lieder aus dem Russischen ins Deutsche. Ehrenamtlich ist sie im Bereich der internationalen Jugendarbeit tätig.

Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Vielleicht sollten Sie eine Spende in Betracht ziehen.
Diskussionen zu diesem Artikel und anderen Themen finden Sie auch im Forum.

Benachrichtigungen über neue Beiträge gibt es per Facebook, Google News, Mastodon, Telegram, X (ehemals Twitter), VK, RSS und täglich oder wöchentlich per E-Mail.

Artikel bewerten:

Rating: 3.2/7 (bei 14 abgegebenen Bewertungen)

Neueste Beiträge

Kiewer/Kyjiwer Sonntagsstammtisch - Regelmäßiges Treffen von Deutschsprachigen in Kiew/Kyjiw

Karikaturen

Andrij Makarenko: Russische Hilfe für Italien

Wetterbericht

Für Details mit dem Mauszeiger über das zugehörige Icon gehen
Kyjiw (Kiew)30 °C  Ushhorod31 °C  
Lwiw (Lemberg)28 °C  Iwano-Frankiwsk29 °C  
Rachiw19 °C  Jassinja21 °C  
Ternopil26 °C  Tscherniwzi (Czernowitz)32 °C  
Luzk29 °C  Riwne27 °C  
Chmelnyzkyj29 °C  Winnyzja29 °C  
Schytomyr28 °C  Tschernihiw (Tschernigow)31 °C  
Tscherkassy28 °C  Kropywnyzkyj (Kirowograd)29 °C  
Poltawa29 °C  Sumy28 °C  
Odessa28 °C  Mykolajiw (Nikolajew)33 °C  
Cherson33 °C  Charkiw (Charkow)28 °C  
Krywyj Rih (Kriwoj Rog)31 °C  Saporischschja (Saporoschje)32 °C  
Dnipro (Dnepropetrowsk)30 °C  Donezk29 °C  
Luhansk (Lugansk)31 °C  Simferopol27 °C  
Sewastopol27 °C  Jalta26 °C  
Daten von OpenWeatherMap.org

Mehr Ukrainewetter findet sich im Forum

Forumsdiskussionen

„Was will Faschisten-Russland schon eskalieren? Haben die nicht sogar Truppen von den NATO-Grenzen abgezogen weil es eng wird?“

„Den direkten Konflikt mit Russland gibt es doch schon lange. Natürlich ist das kein heißer Konflikt. Aber, gesprengte Pipelines, diverse Hackerangriffe, Morde an in Europa lebenden russischen Migranten...“

„Die Einwanderung ist inzwischen leichter geworden. Siehe: unbefristete-aufenthaltsgenehmigung-ein ... 48448.html Ansonsten halt der übliche Kram: Ehe, KInd, ukrainische Ahnen, Ostfronteinsatz. Aber dann...“

„Die temporäre Aufenthaltsgenehmigung hat vor allem den Nachteil, dass du für die jeweilige Erneuerung jedes Mal eine Grundlage brauchst, deren Bedingungen sich ändern können. Mit einer befristeten...“

„In der Praxis habe ich auch noch von keinem Einwanderer hier gehört, dass er seinen ausländischen Führerschein umgetauscht hat. Allenfalls, dass sich Leute einen zweiten ukrainischen zugelegt haben....“

„Liebe Alle ich habe an anderer Stelle einiges zum Thema gelesen, jedoch nicht die wirklich passende Antwort gefunden. Vielleicht hier? Muss man wirklich, wenn man eine Aufenthaltserlaubnis für die Ukraine...“

„Hat jemand eine Idee wie ich mein Bike von köln beispielsweise nach krementschuk schicken kann? Gibt es jemanden der Transporte in die Ukraine macht? Dankeeee“

„Hatte gestern so eine Situation. Nach einer Mautstelle, stand polnische Policia und verfolgte mich anschließend mit Blaulicht. Bitte folgen, das war in Kattowitz. Sie meinten, ich hatte kein Licht an,...“

„Hallo Forengemeinde, bin heute früh 6 Uhr über Korczowa in die Ukraine eingereist. 1,5 h ohne Probleme. Straßen, sind teilweise sehr marode“

„Scheidungsurteile sind unbegrenzt gültig. Auch nach 10 oder 20 Jahren. Aus dem einfachen Grund, weil der Inhalt, also die Entscheidung, sich ja nicht mit Zeitablauf ändert. Normalerweise jedenfalls nicht....“

„Klingt irgendwie nach Wunschkonzert. Die Person erscheint mir wenig Schutz zu benötigen, reist ja immer hin und her. Paragraph 24 bedeutet, Du benötigst den Schutz, Du bleibst hier, Du lernst Deutsch,...“

„Ja das ist Blödsinn dass die Waffen nicht gegen Russland selbst eingesetzt werden sollten. Die bekloppten Russen-Faschisten fragen doch auch nicht ob sie ukrainische Zivilisten mit Iran-Drohnen beschiessen...“

„Hallo Waldi, im Grunde bin ich voll bei Dir! Da aber die Unterstützer der Ukraine ihre Rüstungsindustrie nicht hochfahren, die Produktion von Munition ist viel zu gering, wird es wohl nichts mit einem...“

„Wenn verhindert werden muss dass RU weiter (und noch stärker) eskaliert, müssen auch militärische Anlagen und Aufmarschgebiete in RU angegriffen werden können. Dies ist kein Eskalationsschritt sondern...“

„Hallo, vielleicht kann sich jemand zu folgenden Fragen äußern: - Ein Ukrainer mit biometrischem Pass war mit gültigem Visum von August 21 - August 22 in Deutschland (ohne gemeldet zu sein, bzw. Aufenthaltsgenehmigung...“

„Fahre immer schwarze Autos, vielleicht liegt es auch an der Farbe.“

„Bin da noch nie angehalten worden, vll. liegt es an deinem Auto. An der Grenze wird man grundsätzlich mit was konfrontiert was man sich nicht erklären kann und wo man nicht drauf vorbereitet ist. Ist...“

„@ensowo dazu gibt es wohl endlose Geschichten, selbst bin ich zweimal in gleicher Art und Weise kontrolliert wurde, das erste Mal, stichprobenartig, da gehe ich von einem Zufall aus. Beim zweiten Mal allerdings...“

„am 20.05.Ausreise über Budomiers mit dem Wohnmobil.Wir hatten Schwierigkeiten mit dem Ukrainischen Zoll. Das Wohnmobil hat ein Gesamtgewicht von 3500 Kg und die Zollbeamtin wollte das Wohnmobil als Lkw...“

„Ein Waffenstillstand hat den " Charme" keine Gebiete offiziell abtreten zu müssen und nur auf so was in der Art würden sich die Ukrainer eh nur einlassen. Putin hat einen Lauf, in 2024 wird sich eh nichts...“

„An einem wirklichen Waffenstillstand hat doch Putin gar kein Interesse, sieht man doch seit 2014. Nur dafür dass die Ukraine die besetzten Gebiete abtritt was sie nicht machen wird. Eine Offensive wird...“

„Hallo Waldi, im Grunde bin ich voll bei Dir! Da aber die Unterstützer der Ukraine ihre Rüstungsindustrie nicht hochfahren, die Produktion von Munition ist viel zu gering, wird es wohl nichts mit einem...“

„"Eine Apostille hat kein Ablaufdatum. Die Urkunde, die mit der Apostille versehen ist, kann aber eine Gültigkeitsfrist beinhalten. In der Regel dürfen seit der Ausstellung des Dokuments mit Apostille...“

„Verteidigung wird unter den jetzigen Umständen immer mehr zum Selbstmord! Was die ukrainische Armee dringend braucht sind schwere Waffen zur Verteidigung. Und dazu gehören nun einmal ATACMS-Raketen und...“

„Hallo nochmal.....wisst ihr wie lange mein apostilliertes Scheidungsurteil aus Belgien in der Ukraine gültig ist?“