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Poroschenko und die Autokephalie: Die letzte Schlacht - sie ist die wichtigste

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Ist es ein Witz – als Präsident in die Geschichte eingehen, der die Gewährung der Ortskirche befördert hat? Tatsächlich spielt Poroschenko va banque. Hat er Erfolg, wird er den Jackpot knacken. Im Falle des Misserfolgs wird er definitiv die Aussicht auf eine zweite Amtszeit verlieren. LB.ua beantwortet die Hauptfragen zum Thema.

Petro Poroschenko

Was ist passiert?

Am Dienstag bei einem Treffen mit den Leitern der Parlamentsfraktionen, verlautbarte Präsident Pjotr Poroschenko, dass er sich an den Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus mit der Bitte gewandt habe, einen Tomos (säkular ausgedrückt – eine Art Dekret – S.K) zu erlassen betreffend die Ukrainische Autokephale Landeskirche. Nach den Worten des Staatsoberhauptes sind für die Lösung der vorliegenden Frage ein Schreiben des Präsidenten des Landes, des Parlaments und außerdem seiner Kirchenführer unabdingbar. Informanten heben hervor, dass das Vorliegen eines Schreibens eine unerlässliche Bedingung war für die Seite des Patriarchats von Konstantinopel.

Wer hat das Schreiben unterzeichnet?

Die Hauptpersonen des Appells sind die Hierarchien des Kiewer Patriarchats sowie der Ukrainischen Autokephalen Kirche. Von der Ukrainischen Orthodoxen Kirche unter dem Moskauer Patriarchat (UOK-MP) hat bis heute nur ein Bischof das Schreiben unterzeichnet, die Sammlung von Unterschriften geht indes weiter. Hierfür hat am Mittwoch Pjotr Poroschenko eigens ein Gespräch mit dem Primas der Kirche des Moskauer Patriarchats, Metropolit Onufrij, geführt.

Informanten zufolge verlief das Treffen „neutral-positiv“. „Onufrij zeigte keine besondere Begeisterung“, sagen Gesprächspartner, die der Spitze der UOK-MP nahe stehen, „aber offenen Widerstand wird er kaum entgegensetzen. Gleichwohl verstehen wir natürlich, dass „prorussische Kräfte“ in der Kirche eine entsprechende Kampagne beginnen werden und dass als ihr wichtigster Frontman der „orthodoxe Oligarch“ Wadim Nowinskij“ hervortreten wird.“

Der Präsident hat auch Gespräche mit dem Primas der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, Swjatoslaw Schewtschuk, geführt, nachdem er es geschafft hat, seine Unterstützung zu gewinnen. Trotz der Tatsache, dass – im Falle der Gewährung der Autokephalie – die Griechisch-Katholiken vor der Gefahr des „Abflusses“ von Gemeindemitgliedern stehen werden.

Am Donnerstag unterstützte auch die Werchowna Rada das Schreiben des Präsidenten (obwohl der Oppositionsblock die Rednertribüne versperrte und sich kategorisch dagegen aussprach)

Die Ortskirche ist ein uraltes Thema. Worin unterscheidet sich der aktuelle Versuch von den vorherigen?

Schreiben Kiews an das Ökumenische Patriarchat bezüglich der Verleihung des Status der Autokephalie an die Ukrainische Orthodoxe Kirche gab es zahlreiche. Die denkwürdigste gab es zur Zeit der Präsidentschaft von Wiktor Juschtschenko (damals war für das Thema der Kopf seines Sekretariats Wiktor Baloga zuständig). Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass es in den Jahren 2007-2008 darum ging, die Autonomie auf der Grundlage der Vereinigung aller ukrainischen Kirchen zu gewähren und Konstantinopel das Recht zu lassen, den Leiter einer solchen Kirche zu ernennen.

Diesmal, wenn alles klappt, werden wir es mit der gleichzeitigen Existenz von zwei kanonischen Kirchen in der Ukraine zu tun haben, der Moskauer und der Autokephalen.

Wenn die Versuche bereits mehr als einmal unternommen wurden, warum sind jetzt alle so aufgeregt?

„Während des Treffens mit Bartholomäus in Istanbul erhielten wir ein klares Signal, dass er bereit sei, die ukrainische Autokephalie anzuerkennen. Entsprechend ist die jetzige Verlautbarung des Präsidenten nicht nur seine persönliche Initiative, sondern Gegenstand einer vorläufigen Einigung. Ja, wir haben den Segen (säkular: die Zustimmung) von Bartholomäus“, heißt es in der Präsidentschaftsadministration.

Verstanden. Aber was hat sich geändert? Warum nach alledem jetzt?

Es gibt zwei Hauptgründe. Der erste ist geopolitisch. Der Westen sieht in der Lösung der „ukrainischen Frage“ eine Fortsetzung der Sanktionspolitik gegenüber Russland. Die politische Orthodoxie ist eine der Grundlagen, auf denen das Regime Wladimir Putins beruht. Für heute ist das Moskauer Patriarchat unter den Orthodoxen am zahlreichsten. Aber wenn die ukrainischen Gemeinden aus seinem Bestand heraustreten werden, wird es aufhören, dieses zu sein, was nicht nur das Moskauer Patriarchat, sondern die Regierung der Russischen Föderation insgesamt treffen wird, insbesondere die ideologische Klammer der „Russischen Welt“, erläutern kompetente Gesprächspartner. Daher ist die Ukraine nicht die Hauptperson des Vorgangs, sondern passt nur gut in die aktuelle Weltlage.

Der zweite ist die persönliche Abneigung Konstantinopels gegenüber Moskau. Eine Abneigung, die sich nach dem gescheiterten Panorthodoxen Konzil, das 2016 auf der Insel Kreta stattfand, stark verschärfte. Gescheitert wegen der Tatsache, dass die Vertreter des Moskauer Patriarchats die Teilnahem daran einfach ignorierten. Panorthodoxe Konzile wurden lange nicht abgehalten. Der Ökumenische Patriarch Bartholomäus hatte den Ehrgeiz, der Mann zu werden, der ein solches Konzil durchführen würde. Im Jahr 2016 fand das Konzil von Kreta tatsächlich statt, wurde aber gleichwohl – durch die Schuld Moskaus – nicht revolutionär. Logisch, dass Bartholomäus sich an diese Episode erinnert, und zusätzliche Sympathie mit Moskau hat diese Geschichte bei ihm nicht geschaffen.

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Worin besteht das Problem mit dem Kiewer Patriarchat? Warum kann nicht alles so bleiben wie es jetzt ist?

Die Ukrainer sind bereits daran gewöhnt, dass es zwei große Kirchen im Land gibt (abgesehen von den übrigen) – das Kiewer und das Moskauer Patriarchat. Aber nur wenige Menschen werden erklären können, was der Unterschied zwischen ihnen ist. Vor allem die der jüngeren Generation. LB.ua macht einen kleinen historischen Exkurs.

Unmittelbar nach der Unabhängigkeit der Ukraine verschärfte sich der Kampf um die kirchliche Unabhängigkeit. Hierfür erhob sich die Forderung, von Moskau die volle Autokephalie zu erlangen. Als Frontman trat Filaret (der jetzige Leiter der UOK-KP) hervor, der zuvor die Ukrainische Kirche als einzige Person leitete. In dem Kampf unterstützte ihn Präsident Krawtschuk, das Thema war politisch äußerst wichtig.

Im November 1991 versammelte sich in Kiew die Ukrainische Bischofssitzung, sich mit einer Bitte um die Gewährung vollständiger Autokephalie an Moskau zu wenden. Die Bitte wurde nur von den drei Bischöfen nicht unterstützt (es gab eine weitschweifige Geschichte mit der Gewährung, dann Rücknahme thematischer Unterschriften, aber hier geht es nur um das Faktum). Einer von ihnen ist Wladyka Onufrij (der jetzige Leiter der UOK-MP).

In der Mitte des Frühlings [1992, Anm. d. Ü.] wurde diese Frage bereits in Moskau in der Erzbischofssynode diskutiert. Die Diskussion erwies sich als sehr stürmisch. In ihrem Verlauf traten insbesondere viele Fakten zutage, die die Aktivitäten von Filaret nicht von der besten Seite her charakterisierten. So kam man überein, dass es besser wäre, Filaret selbst zu ersetzen und wählte in Kiew einen neuen Primas. [Die Wahl Wolodymyr (Sabodans) fand richtigerweise Ende Mai 1992 in Charkiw statt, Anm. d. Ü.]

Die Ergebnisse der Synode in Moskau wurden für Filaret zu einer kompletten Katastrophe. Der Moskauer Patriarch Alexij legte ihm nahe, die Vollmacht des Oberhaupts der Ukrainischen Kirche niederzulegen. Dies zu tun weigerte sich Filaret, versprach aber, dass er bei seiner Rückkehr nach Kiew eine Synode einberufen würde, wo die Bischöfe einen neuen Primas wählen könnten.

Nach seiner Rückkehr nach Kiew vergaß er dies jedoch schnell. Außerdem verkündete er, dass die Bischöfe in Moskau gegen Verfahren verstoßen hätten, und deshalb seien alle ihre Entscheidungen illegitim. Die Krone war seine Erklärung auf einer Pressekonferenz: „Ich werde die Ukrainische Orthodoxe Kirche bis zum Ende meiner Tage leiten, weil ich der ukrainischen Orthodoxie gottgegeben bin.“

Darüber hinaus war die Gründung des Kiewer Patriarchats – mit der Unterstützung von Präsident Krawtschuk – eine Frage der Technologie.

Später entzog Moskau Filaret alle kirchlichen Würden und degradierte ihn vollständig. Er anerkannte jedoch den Sturz nicht an.

Bis heute wurde das Kiewer Patriarchat von keiner der kanonischen Kirchen und insbesondere nicht vom Patriarchat von Konstantinopel anerkannt. Das heißt, es existiert, aber gleichsam außerhalb des Gesetzes. Ein überzeugender Beweis ist, dass die Priester des Kiewer Patriarchats es manchmal vorziehen, ihre Kinder in einer Kirche des Moskauer zu taufen.

Laut dem staatlichen Komitee für Nationalitäten und Religionen gab es 2016 in der Ukraine fast 11.500 Gemeinden des Moskauer Patriarchats; fast viertausend des Kiewer; 868 der Autokephalen; 3297 Griechisch-Katholische Gemeinden und 890 Römisch-Katholische.

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Im Vergleich zu 2013 hat sich die Position des Moskauer Patriarchats, was verwunderlich ist, verstärkt (eine Zunahme von fast tausend Gemeinden), die des Kiewer Patriarchats verringert.1

Trotz der Tatsache, dass nach der thematischen Umfrage des Rasumkow-Zentrums (das von Ende 2016 stammt), 64,7% der Ukrainer sich für orthodox halten, von denen 39,5% sich auf das Kiewer Patriarchats beziehen, 23,3% auf das Moskauer (weitere 25,45% bezeichnen sich als „bloß orthodoxe“).

Konstantinopel erkennt also einfach das Kiewer Patriarchat an, und es erhält die gleichen Rechte wie das Moskauer Patriarchat?

Nicht wirklich. Berücksichtigt man, dass die formellen Initiatoren des Schreibens an Konstantinopel Bischöfe des Kiewer Patriarchats und der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche sind, wird erwartet, dass die Autokephalie ihnen gewissermaßen „zu zweit“ gegeben wird, gut, und wer weiter „wünscht“, kann „beitreten“.

Und wie viele werden „beitreten“? Was sind die allgemeinen Maßstäbe?

Es ist unmöglich, diese Frage genau zu beantworten. Aber in jedem Fall, wenn die Autokephalie gewährt wird und damit die Ukrainische Landeskirche kanonisch wird, so wird dies vielen Gläubigen des Moskauer Patriarchats ermöglichen, ihr beizutreten.

Das Verfahren ist einfach. Angenommen, es gibt ein progressiv wachsendes Hinzukommen von Gemeinden des Moskauer Patriarchats. Die Gemeinden, deren Mitglieder mit der Politik der „politischen Orthodoxie des Moskauer Patriarchats“ nicht einverstanden sind, nicht bei den Gottesdiensten „Patriarch Kyrill“ kommemorieren wollen, sprechen sich gegen die russische Aggression aus und zusammen damit gegen vereinzelte (!) Vertreter der Kirchenleitung, die die Aggression de facto absegnen. Könnte sich eine solche Gemeinde dem Kiewer Patriarchat anschließen? Formal könnte sie es. Einige machen es so. Zieht man aber in Rechnung, dass das Kiewer Patriarchat von Konstantinopel nicht anerkannt wird, so bedeutet der Anschluss an es faktisch den Auszug in die Spaltung, in den Raskol. Viele Gläubige sind hierzu nicht bereit. Doch mit dem Auftauchen von Alternativen zu den „Fesseln Moskaus“ werden sie sich freudig verabschieden. Hierfür genügt die Entscheidung der Mehrheit der Mitglieder Gemeinde sowie die entsprechende rechtliche Registrierung ihres Willens.

Nach groben Schätzungen wird im Falle der Gewährung von Autokephalie das Moskauer Patriarchat mindestens die Hälfte seiner Gemeinden in der Ukraine verlieren. Und mehr noch. Es wird automatisch den Status des „zahlreichsten orthodoxen Patriarchats der Welt“ verlieren.

Wird Moskau mit verschränkten Armen dasitzen? Wird es nicht versuchen sich zu widersetzen?

Natürlich wird es versuchen. Diese Geschichte wird nicht einfach sein. Und die Anstrengungen hier, in der Ukraine, von Wadim Nowinskij, werden kaum aufhören. Selbstverständlich werden diplomatische Hebel verwendet werden. Weiters wird es Druck von Putin auf Erdogan persönlich geben. Sofort haben wir eine großangelegte Propagandakampagne. Außerdem darf man nicht vergessen, dass die Russen Meister darin sind, allen, die sie beeinflussen können, „finanzielle Pfefferkuchen“ zu geben. Die kirchlichen Hierarchien sind leider keine Ausnahme.

Und wie ist das allgemeine Verfahren, um eine Entscheidung zu treffen? Ok, die Ukraine hat Erklärungen-Schreiben gemacht – und was weiter?

Fernerhin übergibt der Präsident oder sein bevollmächtigter Vertreter das gesamte Dokumentenpaket (Gesuche etc.) Konstantinopel, direkt an Bartholomäus. Der Ökumenische Patriarch wiederum legt die Angelegenheit der Prüfung seiner Synode vor. Die nächste Sitzung ist anberaumt vom 31. Mai bis zum 1. Juni und das nächste Treffen findet nur zwei Wochen darauf statt, mitten im ersten Sommermonat.

Und was ist mit der Synode, wird sie unterstützen?

Die Synode besteht aus zwölf Hierarchen, die einmal im Jahr rotieren. Bei den nächsten Treffen ist die Zusammensetzung klar und eine Rotation ist nicht zu erwarten.

Nach Einschätzung von Kirchenexperten hängt die Abstimmung der Mitglieder der Synode weitgehend von der Position von Bartholomäus ab. „Wenn er klarstellt, dass er die Entscheidung unterstützt, werden die Hierarchien sich nicht widersetzen. Natürlich wird es diejenigen geben, die sich – unter dem Druck Moskaus – enthalten“, so versichert man in Kirchenkreisen.

Sicher, man wird akkurat annehmen: Der größte Druck wird jetzt auf Bartholomäus selbst ausgeübt werden. Bis zu den radikalsten Methoden. An die der Russen man sich leider nicht gewöhnen kann.

Angenommen Konstantinopel „gibt seine Zustimmung“, was sind die Konsequenzen für gewöhnliche Gläubige in der Ukraine?

Bei einem günstigen Szenario und wenn man alle kirchlich-bürokratischen Verfahren in Rechnung zieht, wird sich die Annahme und Durchführung der Entscheidung bezüglich der ukrainischen Autokephalie mindestens drei-vier Monate hinziehen. Nach den Worten von Präsident Poroschenko könnte es zeitlich festgelegt werden auf die Feier des 1030. Jahrestages der Taufe der Kiewer Rus’ (wird im Juli begangen, S.K.). Nicht früher, das ist sicher.

Im Falle dieses günstigen Szenarios wird der Vertreter Konstantinopels (kaum Bartholomäus selber, aber jemand von den hochrangigen Bischöfen) mit dem Paket aller Dokumente in Kiew ankommen, sie offiziell dann verkünden, danach kann die Ukrainische Autokephale Ortskirche zu funktionieren beginnen, und ihre Hierarchien haben ihren Primas zu wählen (es wird angenommen, dass auf den Prozess der Wahl der Primas von Konstantinopel keinen Einfluss nehmen wird).

Wird Filaret Primas werden?

Das ist keine Tatsache. Dies ist eine Frage der Verhandlung. Vielleicht, wenn er all die Schwierigkeiten des Augenblicks erkennt, wird er es selbst nicht wollen und lieber in Ruhestand gehen.

In jedem Fall ist es in diesem Zusammenhang wichtig, Folgendes zu beachten. Im Sommer 2013 wurden auf der Erzbischofssynode des Kiewer Patriarchats einige folgenreiche Änderungen an der Grundordnung des Kiewer Patriarchats vorgenommen. Eine der Entscheidungen ist der Verzicht, einen neuen Patriarchen im Falle des Todes des vorherigen zu wählen, gemeint ist Filarets. Darüber hinaus wurde für den Fall der Krankheit oder des Todes des Patriarchen ein neuer Posten eingeführt, der des locum tenens, der vorübergehend die Obliegenheiten eines Kirchenoberhauptes ausführt, bis der Prozess der Anerkennung des Kiewer Patriarchats erfolgreich ist.

Locum tenens wurde der Metropolit von Perejaslaw-Chmelnizkij und Belaja Zerkow Epifanij.

Also, das ist alles wichtig und notwendig, aber es wird sich hinziehen bis zum Sommer. Und was bedeutet das für Poroschenko?

Laut soziologischen Umfragen genießt die Institution der Kirche ein sehr hohes Vertrauen unter den ukrainischen Bürgern. In der Regierung gibt es aus irgendeinem Grund die Meinung, dass das Vertrauen in „richtige“ Stimmen umgewandelt werden kann. Obwohl keine einzige Wahl dies überzeugend bewiesen hat, hat die „kirchliche Komponente“ von Wahl zu Wahl in der Ukraine nur zugenommen. Die aktuelle Vorwahlperiode ist keine Ausnahme.

Präsident Pjotr Poroschenko erklärte am Donnerstag in der Werchowna Rada: Die Ortskirche sei schon immer seine programmatische Priorität gewesen. Nun, fast wie die Visafreiheit.

Die Schlussfolgerung aus diesen Worten ist einfach und offensichtlich: Die Autokephalie ist eine Karte, die er ernstlich im Kampf um die Stimmen der Ukrainer spielen will. Ist es ein Witz – als Präsident in die Geschichte einzugehen, der die Gewährung der Ortskirche gefördert hat? In den gegenwärtigen Realitäten – Hand aufs Herz – ist diese Frage dabei nicht so sehr kirchlich, sondern gesellschaftspolitisch. Imstande, ein einzelnes Land fest zusammenzuschnüren oder es endgültig zu teilen.

Tatsächlich spielt Poroschenko va banque. Im Falle des Erfolges wird er den Jackpot knacken. Im Falle des Misserfolges wird er definitiv die Aussicht auf eine zweite Amtszeit verlieren. Die letzte Schlacht – sie ist die wichtigste (Anspielung auf ein Lied im sowjetischen Kriegsepos „Befreiung“ 1969-1971 in dem es um die ersehnte Heimkehr (nach Russland) nach dem Krieg geht. A.d.R.).

19. April 2018 // Sonja Koschkina, Chefredakteurin von LB.ua

Quelle: LB.ua

1 Auch wenn die Krim nach der russischen Besetzung nun politisch zur Russischen Föderation gehört, bleibt sie paradoxerweise kirchlich weiterhin Bestandteil der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats. Anders als zu erwarten, hat die Ukrainische Orthodoxe Kirche hier also weiterhin ihre rund 500 Gemeinden. Hintergrund hierfür mag auch sein, dass der fast 80-jährige Metropolit Lasar von Simferopol und der Krim seit 2012 ständiges Mitglied des Synods der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats ist und hier sein nicht nur kirchliches Gewicht bei kirchenpolitischen Entscheidungen in die Waagschale werfen kann. Die Dutzende von orthodoxen Gemeinden des Moskauer Patriarchats, die nach 2013/14 zum Kiewer Patriarchat gewechselt sind, dürften zahlenmäßig weniger sein als die verlorenen Gemeinden des Kiewer Patriarchats auf der Krim und in den Oblasten Donezk und Lugansk. Das zahlenmäßige Wachstum der Gemeinden der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats besagt eher nur etwas über die Finanzkraft oder Aktivität einzelner Akteure in den jeweiligen politischen Gemeinden, die die Gemeinden jeweils registrieren. Die Gesamtakzeptanz der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats in der Bevölkerung hat laut soziologisch erhobenen Umfrageergebnissen weiter abgenommen, letztlich ein Resultat von 2013/14, des Krieges in der Ostukraine, der zunehmenden Aufklärung und durch Generationen- und Erfahrungswechsel getragener anderer Orientierung der Menschen.

Literaturhinweise des Übersetzers:
Mitte 2017 erschienen auf Ukrainisch die Materialien einer Kiewer Konferenz vom 10. Juni 2016, an der ausschließlich ukrainische Experten, darunter auch weniger als eine Hand voll aus dem Kreis der UOK-MP, referierten:

Oleksandr Sahan, Konstantynopol’s’kyj Patriarchat v istoriï Ukraïny: Mynule, sučasne, majbutne / The Ecumenical Patriarchate of Constantinople in the History of Ukraine: Past, Present, Future. Kyïv 2017. 150 S.

Aus den früheren Texten in den Ukraine-Nachrichten vgl. den Beitrag von Metropolit Oleksandr Drabynko, Über die Unabhängigkeit der Ukrainischen Kirche vom 10. Dezember 2017.

Übersetzer:    — Wörter: 2720

Christian Weise trägt seit 2014 übersetzend und gelegentlich schreibend bei zu den Ukraine-Nachrichten. Im Oktober 2020 erschienen von ihm zwei literarische Übersetzungen: Vasyl’ Machno, Das Haus in Baiting Hollow. Leipziger Literaturverlag und Yuriy Tarnawsky, Warme arktische Nächte. Ibidem, Stuttgart. Im Januar 2020 bereits erschien seine Übersetzung des Bandes Verfolgt für die Wahrheit. Ukrainische griechisch-katholische Gläubige hinter dem Eisernen Vorhang. Ukrainische katholische Universität, Lwiw.

Mit ukrainischen Themen ist er seit 1994 vertraut, als er erstmals Kiew und Lemberg besuchte und sich zunächst mit kirchengeschichtlichen Fragen beschäftigte. Wenn nicht Pandemien hindern, bereist er etwa fünfmal im Jahr die Ukraine.

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