Die Präsidenten der Ukraine und Venezuelas, Wiktor Janukowitsch und Hugo Chávez, verkündeten gestern den Beginn einer neuen Etappe der bilateralen Zusammenarbeit. Chávez hielt sich mit Erklärungen zum Thema des Kampfes mit dem Weltimperialismus zurück und konzentrierte sich auf die Wirtschaft. Er versprach Kiew Zugang zur Förderung von Erdöl und Erdgas auf dem Territorium seines Landes. Die Ukraine verkündete den Beschluss zur Umstellung der Pipeline Odessa-Brody für die Lieferung von venezolanischem Erdöl für Belarus. Die verkündeten Pläne bleiben jedoch lediglich laute Deklarationen, warnen Experten.
Der eintägige Besuch von Hugo Chávez in der Ukraine war ein Teil seiner zwölftägigen Tournee in den Partnerländern Venezuelas. Die Reise nach Kiew erschien im Plan des venezolanischen Führers später als die anderen Reisepunkte und das Besuchsprogramm und dessen Länge blieben unklar bis zum Ende der letzten Woche. Bislang war die Zusammenarbeit zwischen Kiew und Caracas lediglich nominal – in der Ukraine gibt es keine venezolanische Botschaft und seit der Unabhängigkeit der Ukraine war der Besuch mit dem höchsten Status in Kiew, der eines Stellvertreters des Außenministers von Venezuela 1999. Daher kam der Beschluss Chávez Kiew zu besuchen absolut unerwartet.
Vor dem Hintergrund einer solch bescheidenen Geschichte wurde das Treffen der Staatsoberhäupter zu einem Durchbruch bei den bilateralen Beziehungen. Den Präsidenten gelang es eine gemeinsame Sprache zu finden; sie verbrachten zweieinhalb Stunden zusammen und strahlten auf der gemeinsamen Pressekonferenz Optimismus aus. „Wir haben eine Vielzahl von Fragen diskutiert, beginnend mit der Geografie unserer Länder“, teilte den Journalisten Wiktor Janukowitsch mit. „Wir haben auch über die Demokratie, die Meinungsfreiheit und über die Industrie gesprochen“.
Hauptthema war, den Worten des Oberhaupts des ukrainischen Staates nach, die Energiewirtschaft. „Wir haben uns darauf geeinigt, dass die Ukraine mit der Förderung von Erdöl und Erdgas auf dem Territorium Venezuelas beginnt“, erklärte er. „Und diese Frage wird Priorität in unseren bilateralen Beziehungen haben“. Später bestätigte Chávez das Erreichen von Vereinbarungen zur Förderung von südamerikanischen Kohlenwasserstoffen durch die Ukraine. Er sagte, dass die Möglichkeit der Zuweisung eines Erdöl-/Erdgasfeldes im Orinoko-Bassein geprüft wird. Andere Details oder gar Fristen für die Umsetzung des Projekts wurden nicht genannt.
Branchenexperten bewerten die Perspektiven der Präsidenteninitiativen pessimistisch. „Um solch große Projekte zu realisieren, ist Geld notwendig. Und ‘Naftogas’ hat die notwendigen finanziellen Ressourcen nicht“, sagt Michail Gontschar, Direktor der energiewirtschaftlichen Programme des „Nomos“ Zentrums. Der unabhängige Experte für Energiefragen, Alexander Narbut, betont, dass „Naftogas Ukrainy“ aufgrund des Mitteldefizits nicht einmal die existierenden Projekte in Ägypten und Libyen in vollem Umfang finanzieren kann.
Zum zweiten Schlüsselthema der Gespräche wurde die Idee der Nutzung der Erdölpipeline Odessa-Brody für die Durchleitung von venezolanischem Erdöl nach Belarus entsprechend den Vereinbarungen, die am Sonnabend in Minsk erzielt wurden. Vorher hatte die ukrainische Seite mehrfach erklärt, dass der Betrieb der Erdölpipeline in diese Richtung nur im Falle der Garantie der Lieferung von mehr als 9 Mio. t sichergestellt werden kann. Jedoch erklärte Janukowitsch gestern, dass er unabhängig von den Liefermengen Odessa-Brody „zu öffnen“ beabsichtigt. „Ich möchte nicht von den Mengen reden, soviel, wie geliefert wird, werden wir durchpumpen“, sagte er. „Gerade wird Erdöl nach Belarus in Zisternen gebracht, doch in nächster Zeit werden wir zum Transport über die Pipeline übergehen. Wir haben dazu bereits einen Beschluss gefällt.“
Der Auftritt von Hugo Chávez erwies sich als derart emotional, dass die Journalisten und Mitarbeiter der Präsidialadministration nur mit Mühe das Lachen zurückhalten konnten. „Wir wollten bereits seit langem in die Ukraine reisen. Es war für mich sehr angenehm von Ihrem Sieg bei den Präsidentschaftswahlen zu hören“, wandte sich der venezolanische Führer an seinen ukrainischen Kollegen und danach entschied er offensichtlich, dass man jetzt wesentlich informeller reden muss und ging zum Du über. „Ich rede von deiner Rückkehr auf den Posten, den dir das ukrainische Volk gesichert hat. An diesem Tag habe ich mir gesagt: weiter darf man keine Zeit verlieren, man muss in die Ukraine reisen, um Wiktor Janukowitsch die Hand zu drücken“.
Einige Male den ukrainischen Präsidenten „Freund Wiktor“ nennend, unterstrich Hugo Chávez, dass die Aktivierung der Beziehungen zwischen Kiew und Caracas dank der gegenseitigen Bestrebungen der Seiten möglich wurde. „Danke dir, Janukowitsch, dafür, dass du mich eingeladen hast“, fügte Chávez hinzu.
Die Besuche von Hugo Chávez in Moskau und Minsk und seine Treffen mit den Führern dieser Länder bleiben unter anderem in Erinnerung durch Erklärungen über Pläne „gemeinsam eine Alternative zum Weltimperialismus zu errichten“. In Kiew hielt sich der venezolanische Führer mit derartiger Rhetorik zurück, lediglich daran erinnernd, dass Caracas gegen eine „monopolare und bipolare Welt eintritt und eine multipolare Welt unterstützt“. Wiktor Janukowitsch kommentierte dessen Äußerungen nicht.
Die Nichtakzeptanz von Einflusspolen in der Welt durch Chávez tauchte noch einmal auf, als die Journalistin Darja Krasnoluzkaja ihn bat die Informationen darüber zu kommentieren, dass Moskau die Durchleitung von Erdöl aus Odessa nach Belarus behindert. Bekanntlich hatte der Energieminister Russlands, Sergej Schmatko, am vergangenen Freitag von der Ukraine verlangt dieses Lieferschema mit Russland abzustimmen, insbesondere die Nutzung des Teilstücks der „Drushba“-Pipeline für die Durchleitung des Erdöls.
Chávez wurde vor dieser Frage gewarnt und ihm wurde ein Blatt mit dem Namen der Journalistin gegeben. „Hallo Darina. Ich weiß nicht Darina, wo du diese Information ausgegraben hast“, antwortete ihr der Präsident Venezuelas emotional. „Könnte jemand wirklich denken, dass der Wunsch freier und souveräner Staaten, die ihre Energiewirtschaft diversifizieren wollen, eine Bedrohung für irgendjemanden ist?“.
Hugo Chávez versicherte der Pressevertreterin, dass während seiner Gespräche mit dem russischen Premierminister Wladimir Putin dieser nicht einmal an eine Nichtakzeptanz des Erdöltransportprojekts nach Belarus erinnerte. „Ich habe nicht einziges Mal Besorgnis bei dieser Frage verspürt, obgleich wir lange mit ihm diskutiert haben. Und danach wurde es kalt und es war bereits Mitternacht und ich sagte ihm: Wladimir, ich werde jetzt sicher fahren, Lukaschenko wartet auf mich.“, teilte Chávez Einzelheiten der Gespräche mit Putin mit.
Den Worten der Präsidenten nach ist das gestrige Treffen lediglich die erste Stufe in der Entwicklung der beiderseitigen Beziehungen. In den Verhandlungen wiesen sie die Regierungen beider Länder an eine Arbeitsgruppe zu bilden, welche die Prioritäten der Entwicklung der Zusammenarbeit wählen soll. Diese Prioritäten beabsichtigen die beiden Staatsoberhäupter im Verlaufe ihres nächsten Treffens auf oberster Ebene zu diskutieren, welches man für den Beginn von 2011 in Caracas plant.
In der Weltgemeinschaft hat Hugo Chávez, der die Ideologie des Kampfes mit dem Weltimperialismus verfolgt, eine uneindeutige Reputation. Trotzdem braucht man nicht von einer internationalen Isolation Venezuelas und dessen Führers zu reden – so, beabsichtigt Chávez im Verlaufe seiner Tournee Portugal zu besuchen, ein Mitgliedsland der EU und der NATO. Die USA vermeidet ebenfalls nicht wirtschaftliche Verbindungen zu Venezuela zu unterhalten, indem sie etwa die Hälfte des im Lande produzierten Erdöls aufkaufen. „Ich denke nicht, dass die Ukraine in den gegenseitigen Beziehungen zu Venezuela die Linie überschreiten kann, nach der man von Reputationsverlusten aus dieser Freundschaft reden kann“, teilte dem “Kommersant-Ukraine“ der ehemalige Stellvertreter des Präsidialamtsleiters bei außenpolitischen Fragen, Alexander Tschalyj, mit.
Sergej Sidorenko, Oleg Gawrisch
Quelle: Kommersant-Ukraine
Forumsdiskussionen
Tombi in Wirtschaft • Re: Heikle Gespräche über russisches Gas
„Für einen wirklichen Vergleich solltest du die Erdgaspreise vom September 2021... Warum 2021? Ich sehe das nicht so, die Gaspreise sind erst im Februar 2022 gestiegen. Wer unbedingt den September 2021...“
Tombi in Politik • Re: Ukraine klagt über schlechte Munition aus dem Westen
„Handelsblatt hat nur einen "nicht abonnenten Blocker" dazwischen geschaltet. Ich kann diesen Artikel also nicht lesen. Aber: überall wird jemand versuchen seine Schrottmunition, 50 Jahre auf Lager gelegen,...“
Tombi in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Warum wird heiraten eigentlich so schwierig gemacht? Sollte doch reichen, wenn er nach Kiev reist, seine Papiere vorlegt, vielleicht noch übersetzen (3 Tage), und danach heiraten kann. Ansonsten muss...“
Tombi in Wirtschaft • Re: Heikle Gespräche über russisches Gas
„Östereich hat sich übrigens bereits kräftig in den A**ch gekniffen, denn Deutschlands Grosshandelspreise für Gas liegen heute 20% unter denen vor dem 24.02.2022. Da sieht man mal an, wie uns die Herren...“
Ahrens in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„in der Tat. So geht das nicht. Das "Heiratsbüro" gibt kein grünes Licht, wenn die legale Einreise nicht überprüft wurde, was normal einige Wochen dauert. Dazu muss widerum die Eheschliessung angemeldet...“
MHG1023 in Allgemeines Diskussionsforum • Re: Wie sollte in der Ukraine mit den Sprachen umgegangen werden?
„Das die Ukraine einiges an Bodenschätzen hat, war mir bewußt und die Ukrainische Landwirtschaft hat auch für uns im Westen Relevanz. Sonnenblumenkerne zur Speiseölgewinnung waren bis Kriegsbeginn ein...“
Tombi in Allgemeines Diskussionsforum • Re: Wie sollte in der Ukraine mit den Sprachen umgegangen werden?
„Dadurch daß Rußland anscheinend auch die Russischsprachige Bevölkerung bombardiert und sie aus ihren Häusern und ihrer Heimat in der Ukraine treibt oder getrieben hat - ohne Rücksicht auf irgendwas/irgendwen...“
MHG1023 in Allgemeines Diskussionsforum • Re: Wie sollte in der Ukraine mit den Sprachen umgegangen werden?
„Ganz klar, in der Ukraine spricht man ukrainisch. Zuerst dachte ich "warum holt jemand diesen alten Thread wieder aus der Versenkung", aber ich denke die Situation hat sich zwar durch den Krieg nicht grundsätzlich...“
Trick in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Nochmals an die Kanzlei Ahrens.....da ich leider nur 26 Tage im Lande sein kann wird es schwierig die Zeit meiner Überprüfung etc. einhalten zu können. Meine Frage Hochzeit planen wir erst wenn das...“
Tombi in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„recherchiert und blicke nicht ganz dabei durch von wann meine 90 Tage in 180 gerechnet werden .... Ich war bei Polizei und Grenzschutz bei uns dort kannte sich keiner aus damit Was, wie wo? Du bist doch...“
Trick in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Hallo aus Aachen.....eine Frage Ich war 22 September 2023 bis 9 Oktober in der Ukraine Desweiteren vom 8 Dezember bis 7 Januar 2024 und vom 20 April bis 23 Mai und vom 16 August bis 14 September dort....habe...“
Ahrens in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Bei Anreise Montag oder Dienstag, findet die Heirat Donnerstag oder Freitag derselben Woche statt. Natürlich werden die Unterlagen in der Zeit vorbereitet und Übersetzt. Nach der Hochzeit das Gleiche...“
Trick in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Hallo und danke für die Infos....wie lange würde es eurer Meinung nach dauern wenn ich euch für diesen Service in Anspruch nehmen würde?.....meine Unterlagen wären zu dem Zeitpunkt übersetzt und...“
Awarija in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„Schöner Joke. Tatsachen wären mir aber lieber.“
Tombi in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„"Übrigens, dort ging am Wochenende ein Referendum durchgeführt und 97.5 % der Einwohner des Oblasts Kursk stimmten für den Anschluss zur Ukraine." Wäre mir ganz neu, hast Du Belege dafür ? Nein. hat...“
Awarija in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„"Übrigens, dort ging am Wochenende ein Referendum durchgeführt und 97.5 % der Einwohner des Oblasts Kursk stimmten für den Anschluss zur Ukraine." Wäre mir ganz neu, hast Du Belege dafür ?“
Tombi in Wirtschaft • Re: So gut verdient Rheinmetall an Munitionslieferungen für die Ukraine
„Natürlich ist Rheinmetall einer der Gewinner des Krieges: die Aktien dieser Fa. haben seit Kriegsanfang um 550% zugelegt. Mal zu dem Russophilen-Kriegsverlierer: Gazprom hat 2023 mit 6.5 Millarden USD...“
Tombi in Wirtschaft • Re: Heikle Gespräche über russisches Gas
„Ja, machen einige EU Länder, besonders Ungarn & Österreich, ein wenig auch die Slowakei. das wurde diesen auch erlaubt, weil sie 'rumstöhnten". Östereich hat sich übrigens bereits kräftig in...“
Tombi in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„Das Putin Regime ist ja noch nicht einmal fähig genug Söldner mehr zu finden, um Kursk zu befreien. Übrigens, dort ging am Wochenende ein Referendum durchgeführt und 97.5 % der Einwohner des Oblasts...“
Gogol_3 in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„Westliche Staaten sollten der Ukraine ermöglichen das techn. Knowhow das noch fehlt, bzw. entspr. Technologie, zukommen zu lassen. Dies sollte möglich sein ohne unangemessene Technik zu übergeben. Die...“
kurtus in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„Westliche Staaten sollten der Ukraine ermöglichen das techn. Knowhow das noch fehlt, bzw. entspr. Technologie, zukommen zu lassen. Dies sollte möglich sein ohne unangemessene Technik zu übergeben.“
Gogol_3 in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„Wir das jetzt die Ausrede um irgendwie doch westliche Waffen für Angriffe tief in russisches Territorium zu ermöglichen? Wird auch nichts bringen. Wer sich kürzlich die Rede von Lloyd Austin angehört...“
hahnben in Ukrinform • Re: Angriff auf Hochhaus in Charkiw: Sechs Tote, 99 Verletzte
„dramatisch! Eine Freundin lebt in Charkiv“
Ahrens in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Ja, das ist so. Das war schon so lange der Fall, wie ich denken kann. Vor dem Krieg konnte man das aber auf 2-3 Tage verkürzen. Das war der Sinn, dieser sog. "Heiratsbüros", was in der Regel Kommunalunternehmen...“
Trick in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Hallo aus krementschuk..... mittlerweile mein 4ter Aufenthalt dort.....unsere heiratspläne rücken näher.....jetzt bin ich davon ausgegangen das ich nach übersetzung aller Papiere einen Heiratstermin...“
Anuleb in Allgemeines Diskussionsforum • Re: "Warum Putin kein Demokrat sein darf"
„Naja, das Experiment mit der Demokratie in Russland ist doch schon ziemlich böse in die Hose gegangen. Ein wenig sind die den gleichen Weg gegangen, den auch Deutschland nach dem 1. WW und seinen ersten...“
Tombi in Allgemeines Diskussionsforum • Re: "Warum Putin kein Demokrat sein darf"
„Na, wer da noch einen Willen nach dem Nawalny MOrd noch erkennt, ist wohl blind.“
Tombi in Allgemeines Diskussionsforum • Re: Wie sollte in der Ukraine mit den Sprachen umgegangen werden?
„Ganz klar, in der Ukraine spricht man ukrainisch.“