Die Fußball-EM gehört in der Ukraine neben den für den 28. Oktober geplanten Parlamentswahlen zu den absoluten Höhepunkten des Jahres 2012. Das Land hat viel investiert, um neben Polen Co-Gastgeber der Meisterschaften zu werden, man hat sich bereits seit vier Jahren auf dieses sportliche, aber auch gesellschaftliche, kulturelle und nicht zuletzt politische Großereignis vorbereitet. Doch die Erwartungen der ukrainischen Bürgerinnen und Bürger an die EM haben sich nicht erfüllt.
Sie werden einfach gemeinsam abtreten – sowohl Janukowitsch als auch das Parlament. Nur zu diesem Zeitpunkt ohne irgendeine Gewähr. Und ironischerweise ist genau dieses Szenario, das unsere westlichen Freunde so verzweifelt zu verhindern versuchen, das realistischere – und bei weiten kathartischere – als der mögliche Wechsel der Machtspitze in die Opposition.
Nicht gerade viele Journalisten waren da. Und die, die da waren, machten ein Foto und gingen wieder. Hörten nicht weiter zu und interessierten sich auch nicht weiter für das Geschehen. Schade, denn auf der Konferenz „Ukrainische Gesellschaft und Drogen: Errichtung einer neuen Strategie” wurde die Wahrheit gesprochen. Die bittere Wahrheit. Ukrainische Experten und zahlreiche ausländische Spezialisten diskutierten drei Tage lang das, was schon lange und ernsthaft ein drängendes Problem der nationalen Sicherheit der Ukraine darstellt – die Epidemie der Drogenabhängigkeit in der Ukraine.
Wann ist der Fußball in der Ukraine erstmals aufgetaucht? Wie hat er sich in der Ukrainischen Sowjetrepublik und wie nach der nationalen Unabhängigkeit von 1991 entwickelt? Was ist die “Todeself”? Wie funktioniert der ukrainische Fußball heute zwischen Oligarchen und Legionären? Was waren die größten Probleme und Skandale im Hinblick auf die anstehende Fußball-Europameisterschaft?
Gestern nahm die Werchowna Rada in der ersten Lesung den Gesetzentwurf Nr. 9073 „Über die Grundlagen der staatlichen Sprachpolitik“ an, der, der Meinung der Opposition nach, der russischen Sprache die Rechte einer zweiten Amtssprache gibt. Obgleich die Opposition öffentlich versprachen alles mögliche dafür zu tun, dass das Gesetz nicht verabschiedet wird, leisteten sie keinen Widerstand. Die Annahme des Dokuments lief ruhig im Sitzungssaal ab, doch auf der Straße kam es zu massiven Zusammenstößen zwischen Verteidigern der ukrainischen Sprache und der Miliz.
Das Bild, dass die Reportage von Herrn Reher von Lviv und der Ukraine zeichnet, empfinde ich wie auch meine ukrainischen Freunde als zutiefst ungerecht, beleidigend und journalistisch unprofessionell. Wir hoffen, dass viele Menschen das Land besuchen und sich selber ein Bild machen. Angst vor dem “wilden Osten” ist m.E. nicht angebracht.
Ich denke, in der Situation, wie sie sich heute sowohl im ukrainisch-polnischen, als auch im ukrainisch-russländischen Dialog darstellt, sollten alle, denen Ideen und Wissen wichtig sind, für einen Raum des normalen Gesprächs und der offenen Diskussion kämpfen. Für einen Raum, in dem Nationalität nicht verschwindet, aber nicht das einzige oder wichtigste Argument ist.
“Unterbrechen Sie mich nicht, denn ich bin ein Mann und aus dem Ausland!” Diese Phrase (in russischer Sprache, A.d.Ü.), die ich bei unserem ersten Telefongespräch hörte, brachte mich reichlich durcheinander, Grobheit von einem deutschen Korrespondenten hatte ich naiverweise einfach nicht erwartet.
Wiktor Janukowytsch und die Partei der Regionen, deren Ansehen durch die Erosion der Demokratie in der Ukraine gesunken ist, wollen in Brüssel ihr Image aufbessern.
Völlig unerwartet befand ich mich kürzlich in einem längeren Gespräch mit einem ernsthaften und erfahrenen Politologen. Einem aufrichtigen noch dazu, soweit man das innerhalb seiner Tätigkeit eben sein kann. Entspannt saßen wir im Schatten der Parkbäume, tranken Kaffee und Tee, jeder Schluck wie ein die scharfen Themen und unangenehmen Details “umfließendes” Ritual. Mein Gesprächspartner deckte leicht und dezent (sogar mit Respekt!) mein Unwissen über politische Realien auf, über die personellen Wechselbeziehungen im Innern der sogenannten politischen Elite und meine von Emotionalität geprägten Argumente, hatte ich doch mit Politikwissenschaft noch nie was zu tun.
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