FacebookXVKontakteTelegramWhatsAppViber

Der Krieg um die Würde

0 Kommentare

Fast eine gewöhnliche Geschichte. Allerdings nicht für die Niederlande und Schweden, aber für uns, die post-sowjetischen Menschen. Ein junger Mann beschloss ein Unternehmen zu gründen. In seiner Heimat, in Usbekistan. Er verstieß gegen die inoffiziellen „Spielregeln“, aus irgendwelchem Grund entschied er legal zu arbeiten. Sofort kam er in Konflikt mit den lokalen Beamten. Dort in Usbekistan, insbesondere in der Provinz, sind solche Freiheiten ernsthaft strafbar. Den Konflikt zu lösen ist nicht gelungen. 2011 flieht der junge Unternehmer in die Ukraine. Zusammen mit seiner Frau siedelt er sich in der Lugansker Region an.

Die Arbeit bei dem örtlichen Landwirt war sehr schwer zu bekommen, er arbeitete dort zusammen mit seiner Frau. Er musste viel und schwer arbeiten, ohne eine entsprechende Belohnung zu erwarten. Der Landwirt hat seine und seiner Frau Papiere „zur Aufbewahrung“ genommen. Und es hat sich dann herausgestellt, die jungen Usbeken sind in die Sklaverei geraten. Diese gibt es in unserem Land (die Ukraine) schon lange nicht mehr. Ab und zu kettete der Landwirt sie an, er schlug sie. Für den Ungehorsam, ungenügend fleißiges Arbeiten, für seine schlechte Laune.

Nach einigen Monaten konnten sie fliehen. Der besoffene Landwirt konnte sie nicht aufhalten. Wohin sind sie gegangen? Aber natürlich, zur Miliz. Sie dachten ja, sie könnten mit Schutz und Hilfe rechnen. Unsere eigenen Rechtsschutzkräfte, nachdem sie die kürzlichen Sklaven angehört haben, zeigten sie spürbare Hilfe und gaben Schutz: sie schlugen den Mann zusammen, vergewaltigten (den Mann!) und warfen sie auf die Straße. Die Usbeken wandten sich an ein Gericht mit der Bitte um die Hilfe. Unser ganz unabhängiges Gericht verweigerte die Hilfe.

Das Ehepaar zog in die Donezker Region um. Irgendwo fanden sie Unterkunft, irgendwo Arbeit. Bis der Krieg anfing. Unser, der russisch-bürgerliche Krieg. Jetzt sind die Usbeken in Kiew. Die Freiwilligen helfen ihnen wie es nur möglich ist. So haben sie meinen Kollegen, einen Arzt, Psychater, hinzugezogen. Warum einen Psychater? Der Anlass ist berechtigt: es hat sich eine posttraumatische Stressstörung bei dem jungen Usbeken nach dem Besuch der ukrainischen Miliz entwickelt. Sie wird von ausdrücklichen Symptomen begleitet: er hat Angst vor Personen in Polizeiuniform, in der Nacht sieht er Alpträume mit dem erlebten Gewaltakt usw.

In der Lugansker Region ist Krieg. Ich zweifele nicht daran, welche „politische“ Position der Landwirt, die Miliz und die Richter angenommen haben… In ihrem Bewusstsein gibt es keinen Platz für solche Phantasien wie menschliche Würde, Freiheit, Gerechtigkeit. Ich bin mir sicher, sie wollen nicht europäisch leben. Und tatsächlich, sie werden es auch nicht können.

Unser Krieg ist nicht für das Territorium. Der Herr Putin braucht unseren erschöpften Boden und die Abraumhalden nicht. Dieser Krieg ist für das Recht auf menschliche Würde. Der Krieg zwischen der gewohnten Sklaverei und der ersehnten Freiheit. Vor hinreichend langer Zeit gab es einen solchen Krieg in Nordamerika. Ein blutiger, qualvoller Krieg. Die Freiheit hat gesiegt. Das Institut der Sklaverei wurde vernichtet. Im Grunde damals infolge des Sieges der Freiheit (der nördlichen Staaten der USA) hat sich die amerikanische politische Nation herausgebildet. Ich hoffe, hier in der Ukraine wird auch die Freiheit siegen. Der Krieg wird zu Ende kommen und wie werden zu einer politischen Nation. Der ukrainischen.

Und was wird aus dem Landwirt, der Miliz, den Richtern, die von der Freiheit niedergeworfen wurden? Sie können ausreisen. Zum Beispiel nach Russland. Aber ich bezweifle sehr, dass Wladimir Wladimirowitsch solch verderbtes menschliches Material brauchen würde, das eigene reicht bereits aus. Sie können auch in der Ukraine bleiben, allerdings nur im Gefängnis.

4. August 2014 // Semjon Glusman

Quelle: Lewyj Bereg

Übersetzerin:    — Wörter: 581

Olena Ryeznikova arbeitet als freiberufliche Übersetzerin/Dolmetscherin

Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Vielleicht sollten Sie eine Spende in Betracht ziehen.
Diskussionen zu diesem Artikel und anderen Themen finden Sie auch im Forum.

Benachrichtigungen über neue Beiträge gibt es per Facebook, Google News, Mastodon, Telegram, X (ehemals Twitter), VK, RSS und täglich oder wöchentlich per E-Mail.

Artikel bewerten:

Rating: 4.4/7 (bei 9 abgegebenen Bewertungen)

Neueste Beiträge

Kiewer/Kyjiwer Sonntagsstammtisch - Regelmäßiges Treffen von Deutschsprachigen in Kiew/Kyjiw

Karikaturen

Andrij Makarenko: Russische Hilfe für Italien

Wetterbericht

Für Details mit dem Mauszeiger über das zugehörige Icon gehen
Kyjiw (Kiew)15 °C  Ushhorod16 °C  
Lwiw (Lemberg)13 °C  Iwano-Frankiwsk12 °C  
Rachiw8 °C  Jassinja8 °C  
Ternopil13 °C  Tscherniwzi (Czernowitz)11 °C  
Luzk16 °C  Riwne14 °C  
Chmelnyzkyj13 °C  Winnyzja15 °C  
Schytomyr14 °C  Tschernihiw (Tschernigow)14 °C  
Tscherkassy17 °C  Kropywnyzkyj (Kirowograd)16 °C  
Poltawa14 °C  Sumy13 °C  
Odessa19 °C  Mykolajiw (Nikolajew)19 °C  
Cherson19 °C  Charkiw (Charkow)16 °C  
Krywyj Rih (Kriwoj Rog)19 °C  Saporischschja (Saporoschje)18 °C  
Dnipro (Dnepropetrowsk)17 °C  Donezk17 °C  
Luhansk (Lugansk)13 °C  Simferopol15 °C  
Sewastopol16 °C  Jalta18 °C  
Daten von OpenWeatherMap.org

Mehr Ukrainewetter findet sich im Forum

Forumsdiskussionen

„Schöner Joke. Tatsachen wären mir aber lieber.“

„"Übrigens, dort ging am Wochenende ein Referendum durchgeführt und 97.5 % der Einwohner des Oblasts Kursk stimmten für den Anschluss zur Ukraine." Wäre mir ganz neu, hast Du Belege dafür ? Nein. hat...“

„"Übrigens, dort ging am Wochenende ein Referendum durchgeführt und 97.5 % der Einwohner des Oblasts Kursk stimmten für den Anschluss zur Ukraine." Wäre mir ganz neu, hast Du Belege dafür ?“

„Natürlich ist Rheinmetall einer der Gewinner des Krieges: die Aktien dieser Fa. haben seit Kriegsanfang um 550% zugelegt. Mal zu dem Russophilen-Kriegsverlierer: Gazprom hat 2023 mit 6.5 Millarden USD...“

„Ja, machen einige EU Länder, besonders Ungarn & Österreich, ein wenig auch die Slowakei. das wurde diesen auch erlaubt, weil sie 'rumstöhnten". Östereich hat sich übrigens bereits kräftig in...“

„Das Putin Regime ist ja noch nicht einmal fähig genug Söldner mehr zu finden, um Kursk zu befreien. Übrigens, dort ging am Wochenende ein Referendum durchgeführt und 97.5 % der Einwohner des Oblasts...“

„Westliche Staaten sollten der Ukraine ermöglichen das techn. Knowhow das noch fehlt, bzw. entspr. Technologie, zukommen zu lassen. Dies sollte möglich sein ohne unangemessene Technik zu übergeben. Die...“

„Westliche Staaten sollten der Ukraine ermöglichen das techn. Knowhow das noch fehlt, bzw. entspr. Technologie, zukommen zu lassen. Dies sollte möglich sein ohne unangemessene Technik zu übergeben.“

„Wir das jetzt die Ausrede um irgendwie doch westliche Waffen für Angriffe tief in russisches Territorium zu ermöglichen? Wird auch nichts bringen. Wer sich kürzlich die Rede von Lloyd Austin angehört...“

„dramatisch! Eine Freundin lebt in Charkiv“

„Ja, das ist so. Das war schon so lange der Fall, wie ich denken kann. Vor dem Krieg konnte man das aber auf 2-3 Tage verkürzen. Das war der Sinn, dieser sog. "Heiratsbüros", was in der Regel Kommunalunternehmen...“

„Hallo aus krementschuk..... mittlerweile mein 4ter Aufenthalt dort.....unsere heiratspläne rücken näher.....jetzt bin ich davon ausgegangen das ich nach übersetzung aller Papiere einen Heiratstermin...“

„Naja, das Experiment mit der Demokratie in Russland ist doch schon ziemlich böse in die Hose gegangen. Ein wenig sind die den gleichen Weg gegangen, den auch Deutschland nach dem 1. WW und seinen ersten...“

„Na, wer da noch einen Willen nach dem Nawalny MOrd noch erkennt, ist wohl blind.“