Pjotr und Marina Poroschenko, Arsenij Jazenjuk: Ich bin Wolnowacha, Foto: Max Trebuchow
Die Ukraine. Zwei Realitäten.
In einer Realität geht der Krieg mit Russland weiter. Die Armee und die Freiwilligen vergießen ihr Blut beim Aufhalten der Offensive der Russen an allen Frontbereichen – und das zu einem sehr hohen Preis.
In der anderen Realität schreibt der Oberbefehlshaber der Ukraine im Twitter, dass er der “Präsident des Friedens” ist. Hier gibt es einen „Poroschenko-Friedensplan“ und eine durch eine Seite (!) erklärte Waffenruhe.
In einer Realität gibt es Getötete und Verwundete. Sehr viele. Soldaten und Zivilisten. Kinder.
Im ganzen Land finden Beerdigungen statt. Kniend empfangen die Menschen die Särge der getöteten Helden.
Es gibt Hunderte Gräber von namenlosen Soldaten.
Es gibt Tausende körperlich Verkrüppelte und Millionen verkrüppelte Seelen.
In der anderen Realität sind die Verluste minimal. Die ukrainische Armee gewinnt nur. Hier „schenkt“ pathetisch das Staatsoberhaupt der Armee Hunderte Stücke von Militärausrüstung (ein Teil davon ist einfach frisch lackierter unbrauchbarer Schrott). Hier gibt es auch Berater und Sprecher sowie einfach Wohlgesonnene, die jede Kritik an ihm verbieten, da es in Kriegszeiten inakzeptabel sei.
Neben dieser endlosen Parade des übereifrigen Optimismus gibt es Millionen Ukrainer, die der Krieg nichts anzugehen scheint. Der Präsident sagt, dass alles in Ordnung ist und es gibt keinen Grund zur Besorgnis – wunderbar, dann gehen wir in die Berge zum Skifahren! Hurra!
In der Realität des Krieges sind die überfüllten Krankenhäuser im frontnahen Gebiet, denen das Nötigste fehlt. Die Volontärlager mit den Medikamenten wurden Ende Januar innerhalb weniger Tage geleert. Wie es sich herausstellte, hatte sich der Staat einfach nicht für eine solche Zahl an Opfern vorbereitet… Man bereitete sich im Allgemeinen nicht für den Krieg vor – sogar nach sechs Monaten Kampfhandlungen.
In der parallelen Realität braucht man sich gerade tatsächlich keine Sorgen wegen des Krieges zu machen: wie es sich herausstellte, stören die Kampfhandlungen in Donbass praktisch nicht, und manchmal sind sie sogar hilfreich für das Business und den Staat. Laut dem bekannten Finanzfachmann Tomasch Fiala, bereicherten sich im vergangenen Jahr manche Maidan-Minister und ihre „Arbeitgeber“ um ca. 300 Millionen Dollar pro Kopf. Selbst die Abteilungsleiter der „einträglichen“ Ministerien „verdienten“ ca. 20 Millionen Dollar pro Kopf. Ich weise noch einmal darauf hin – das geschah im Jahr einer harten Wirtschaftskrise und des Krieges.
In der einen Realität warten die verstümmelten Soldaten Monate lang, bis die Volontäre es schaffen das Geld für eine normale Prothese oder eine qualitative Behandlung im Ausland zu sammeln.
In der anderen Realität kaufen die Bürokraten der mittleren Ebene des Verteidigungsministeriums ruhig, ohne das zu verbergen, Immobilien im Wert von Millionen von Dollar. Ruhig, weil sie sich sicher sind, dass man sie nicht bestrafen wird – in dieser Realität sind sie unter Gleichen.
In einer Realität finden im Donbass eine weitere “Parade” von Gefangenen und schwierige Verhandlungen darüber, dass man sie wenigstens nicht foltert, statt. Fast täglich werden Wohngebiete und öffentliche Plätze durch die Terroristen beschossen.
In der parallelen Realität ist alles wunderbar: „der Morgenflug nach Zürich ähnelte der Lobby des Parlaments“ – so freuen sich die jungen Abgeordneten über die hohe Zahl der ukrainischen Delegierten, die nach Davos zum Herumhängen fliegen. Wozu? Selbstverständlich, um allen über die schwierige Situation in der Ukraine zu erzählen…
Dort fährt ein junger und vielversprechender Abgeordneter für ein „Front-Foto-Shooting“ zur Front – ausgerechnet im Höhepunkt der Kämpfe, ohne einmal darüber nachzudenken, dass die Schutzweste, die den Aufnahmen einen heroischen Charakter verleiht, und der Schützenpanzer, den die Armee ihm für die Fortbewegung in der Frontzone zur Verfügung stellte, das Leben eines ukrainischen Soldaten retten könnten.
Hier organisieren russische Saboteure und ihre Agenten Terroranschläge weit außerhalb der Kampfzone.
Und dort wundert es keinen, dass die Geschäfte des Präsidenten der Ukraine erfolgreich in Russland funktionieren. Niemand kommt auf den Gedanken, dass die russischen Fabriken von Roshen den Oberbefehlshaber der Ukraine angreifbar machen und daher eine Bedrohung für die nationale Sicherheit sein können sowie auch sicher ein äußerst ernsthafter demotivierender Reizerreger für eine große Zahl der ukrainischen Bürger ist.
Dort wurden die russischen Banken als systemrelevant anerkannt. Das russische Kapital kontrolliert die für die nationale Sicherheit strategisch wichtigen Bereiche – Elektrizitätswirtschaft, Kommunikation …
Hier gibt es die Wirtschaft, die in aller Schnelle zugrunde geht. Hier gibt es die inkompetenten Beamten, die demütigende und äußerst unvorteilhafte Abkommen mit Russland unterzeichnen, die 25-jährigen Versager-Absatzmanager, die zur Leitung der Zentralbehörden eingesetzt wurden, und Minister, die erst nach ihrer Nominierung anfangen, sich mit dem bekanntzumachen, was man ihnen zum Verwalten anvertraute.
Dort gibt es einen hervorragenden Reform-Ministerpräsidenten und modische Minister, die fast alle Englisch sprechen. Und alle arbeiten fleißig an den Reformen.
In jener Realität gibt es den Orden der Helden der Himmlischen Hundertschaft und das Pathos ??„wir werden nicht vergessen, wir werden nicht verzeihen“??…
In dieser Realität wurden bis jetzt weder die direkten Mörder, noch diejenigen, die ihnen die Befehle erteilt hatten, bestraft. Keiner derjenigen, der zu den Begünstigten des Janukowytsch-Regimes gehörte. Nach den vorübergehenden Unannehmlichkeiten werden ihre Konten entsperrt und die Verfahren gegen sie werden leise eingestellt. Schließlich sind sie fast alle unter ihresgleichen.
Ein Land aber zwei Realitäten. Bisher. Lange werden sie nicht nebeneinander existieren können.
23. Januar 2015 // Oleh Basar, Chefredakteur LB.ua
Quelle: Lewyj Bereg
Forumsdiskussionen
Tombi in Wirtschaft • Re: Der Krieg raubt alle Ressourcen: Hat die grösste Stahlfabrik der Ukraine eine Zukunft?
„Stahlproduktion der Ukraine steigt 2024 um 31,2%, sagen Produzenten Am 10. Juni 2024 um 08:21 Uhr Die Ukraine hat in den ersten fünf Monaten des Jahres 2024 3,1 Millionen Tonnen Stahl produziert, 31,2%...“
Tombi in Wirtschaft • Re: Heikle Gespräche über russisches Gas
„Für einen wirklichen Vergleich solltest du die Erdgaspreise vom September 2021... Warum 2021? Ich sehe das nicht so, die Gaspreise sind erst im Februar 2022 gestiegen. Wer unbedingt den September 2021...“
Tombi in Politik • Re: Ukraine klagt über schlechte Munition aus dem Westen
„Handelsblatt hat nur einen "nicht abonnenten Blocker" dazwischen geschaltet. Ich kann diesen Artikel also nicht lesen. Aber: überall wird jemand versuchen seine Schrottmunition, 50 Jahre auf Lager gelegen,...“
Tombi in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Warum wird heiraten eigentlich so schwierig gemacht? Sollte doch reichen, wenn er nach Kiev reist, seine Papiere vorlegt, vielleicht noch übersetzen (3 Tage), und danach heiraten kann. Ansonsten muss...“
Tombi in Wirtschaft • Re: Heikle Gespräche über russisches Gas
„Östereich hat sich übrigens bereits kräftig in den A**ch gekniffen, denn Deutschlands Grosshandelspreise für Gas liegen heute 20% unter denen vor dem 24.02.2022. Da sieht man mal an, wie uns die Herren...“
Ahrens in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„in der Tat. So geht das nicht. Das "Heiratsbüro" gibt kein grünes Licht, wenn die legale Einreise nicht überprüft wurde, was normal einige Wochen dauert. Dazu muss widerum die Eheschliessung angemeldet...“
MHG1023 in Allgemeines Diskussionsforum • Re: Wie sollte in der Ukraine mit den Sprachen umgegangen werden?
„Das die Ukraine einiges an Bodenschätzen hat, war mir bewußt und die Ukrainische Landwirtschaft hat auch für uns im Westen Relevanz. Sonnenblumenkerne zur Speiseölgewinnung waren bis Kriegsbeginn ein...“
Tombi in Allgemeines Diskussionsforum • Re: Wie sollte in der Ukraine mit den Sprachen umgegangen werden?
„Dadurch daß Rußland anscheinend auch die Russischsprachige Bevölkerung bombardiert und sie aus ihren Häusern und ihrer Heimat in der Ukraine treibt oder getrieben hat - ohne Rücksicht auf irgendwas/irgendwen...“
MHG1023 in Allgemeines Diskussionsforum • Re: Wie sollte in der Ukraine mit den Sprachen umgegangen werden?
„Ganz klar, in der Ukraine spricht man ukrainisch. Zuerst dachte ich "warum holt jemand diesen alten Thread wieder aus der Versenkung", aber ich denke die Situation hat sich zwar durch den Krieg nicht grundsätzlich...“
Trick in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Nochmals an die Kanzlei Ahrens.....da ich leider nur 26 Tage im Lande sein kann wird es schwierig die Zeit meiner Überprüfung etc. einhalten zu können. Meine Frage Hochzeit planen wir erst wenn das...“
Tombi in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„recherchiert und blicke nicht ganz dabei durch von wann meine 90 Tage in 180 gerechnet werden .... Ich war bei Polizei und Grenzschutz bei uns dort kannte sich keiner aus damit Was, wie wo? Du bist doch...“
Trick in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Hallo aus Aachen.....eine Frage Ich war 22 September 2023 bis 9 Oktober in der Ukraine Desweiteren vom 8 Dezember bis 7 Januar 2024 und vom 20 April bis 23 Mai und vom 16 August bis 14 September dort....habe...“
Ahrens in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Bei Anreise Montag oder Dienstag, findet die Heirat Donnerstag oder Freitag derselben Woche statt. Natürlich werden die Unterlagen in der Zeit vorbereitet und Übersetzt. Nach der Hochzeit das Gleiche...“
Trick in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Hallo und danke für die Infos....wie lange würde es eurer Meinung nach dauern wenn ich euch für diesen Service in Anspruch nehmen würde?.....meine Unterlagen wären zu dem Zeitpunkt übersetzt und...“
Awarija in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„Schöner Joke. Tatsachen wären mir aber lieber.“
Tombi in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„"Übrigens, dort ging am Wochenende ein Referendum durchgeführt und 97.5 % der Einwohner des Oblasts Kursk stimmten für den Anschluss zur Ukraine." Wäre mir ganz neu, hast Du Belege dafür ? Nein. hat...“
Awarija in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„"Übrigens, dort ging am Wochenende ein Referendum durchgeführt und 97.5 % der Einwohner des Oblasts Kursk stimmten für den Anschluss zur Ukraine." Wäre mir ganz neu, hast Du Belege dafür ?“
Tombi in Wirtschaft • Re: So gut verdient Rheinmetall an Munitionslieferungen für die Ukraine
„Natürlich ist Rheinmetall einer der Gewinner des Krieges: die Aktien dieser Fa. haben seit Kriegsanfang um 550% zugelegt. Mal zu dem Russophilen-Kriegsverlierer: Gazprom hat 2023 mit 6.5 Millarden USD...“
Tombi in Wirtschaft • Re: Heikle Gespräche über russisches Gas
„Ja, machen einige EU Länder, besonders Ungarn & Österreich, ein wenig auch die Slowakei. das wurde diesen auch erlaubt, weil sie 'rumstöhnten". Östereich hat sich übrigens bereits kräftig in...“
Tombi in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„Das Putin Regime ist ja noch nicht einmal fähig genug Söldner mehr zu finden, um Kursk zu befreien. Übrigens, dort ging am Wochenende ein Referendum durchgeführt und 97.5 % der Einwohner des Oblasts...“
Gogol_3 in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„Westliche Staaten sollten der Ukraine ermöglichen das techn. Knowhow das noch fehlt, bzw. entspr. Technologie, zukommen zu lassen. Dies sollte möglich sein ohne unangemessene Technik zu übergeben. Die...“
kurtus in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„Westliche Staaten sollten der Ukraine ermöglichen das techn. Knowhow das noch fehlt, bzw. entspr. Technologie, zukommen zu lassen. Dies sollte möglich sein ohne unangemessene Technik zu übergeben.“
Gogol_3 in Politik • Re: Wird die Ukraine bald eigene Raketen produzieren?
„Wir das jetzt die Ausrede um irgendwie doch westliche Waffen für Angriffe tief in russisches Territorium zu ermöglichen? Wird auch nichts bringen. Wer sich kürzlich die Rede von Lloyd Austin angehört...“
hahnben in Ukrinform • Re: Angriff auf Hochhaus in Charkiw: Sechs Tote, 99 Verletzte
„dramatisch! Eine Freundin lebt in Charkiv“
Ahrens in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Ja, das ist so. Das war schon so lange der Fall, wie ich denken kann. Vor dem Krieg konnte man das aber auf 2-3 Tage verkürzen. Das war der Sinn, dieser sog. "Heiratsbüros", was in der Regel Kommunalunternehmen...“
Trick in Recht, Visa und Dokumente • Re: Heirat und nachfolgende Auswanderung
„Hallo aus krementschuk..... mittlerweile mein 4ter Aufenthalt dort.....unsere heiratspläne rücken näher.....jetzt bin ich davon ausgegangen das ich nach übersetzung aller Papiere einen Heiratstermin...“
Anuleb in Allgemeines Diskussionsforum • Re: "Warum Putin kein Demokrat sein darf"
„Naja, das Experiment mit der Demokratie in Russland ist doch schon ziemlich böse in die Hose gegangen. Ein wenig sind die den gleichen Weg gegangen, den auch Deutschland nach dem 1. WW und seinen ersten...“