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Kaczyński und Juschtschenko verhandelten über Erdölpipeline

Am Freitag vereinbarten die Präsidenten der Ukraine und Polens Wiktor Juschtschenko und Lech Kaczyński die Streckenführung für den weiteren Bau der Erölpipeline Odessa-Brody-Płock. Das Bauvorhaben soll nicht später als 2010 vollendet sein und bereits 2008 sollen die ersten Lieferungen kaspischen Öls nach Polen mittels Eisenbahn erfolgen. Der Spezialkorrespondent des Kommersant-Ukraine Sergej Sidorenko, begleitete die Präsidenten den ganzen Tag, und klärte, welche Opfer Kiew bereit ist zu bringen, damit die Erdölpipeline eher ihren Betrieb aufnimmt.

Der offizielle Besuch Lech Kaczyńskis in der Ukraine begann am Donnerstag. An diesem Tag fanden Verhandlungen mit Wiktor Juschtschenko statt, doch die Präsidenten zogen es vor die Vereinbarungen im Energiebereich nicht zu kommentieren (”Kommersant-Ukraine“ vom 07.12.). Dieses Thema wurde auf den zweiten Tag des Besuchs verlegt. Am Freitag flogen die Präsidenten in die Odessaer Oblast, wo sie den Hafen “Jushnyj” besuchten. Dort befindet sich der Ölumschlagplatz, welcher an die Erdölpipeline Odessa-Brody angeschlossen ist.

Die Führung für die hohen Gäste übernahm der Vorstandsvorsitzende der Offenen Aktiengesellschaft “Ukrtransnafta” Igor Kirjuschin. Er führte mit dem Finger auf der Übersichtstafel der europäischen Pipelines, dabei den Präsidenten über die vorzuziehenden Routen des Erdöltransportes erzählend. Den Worten von Kirjuschin nach, ist eine der perspektivreichsten Varianten die Überleitung des Brennstoffes aus der Erdölpipeline Odessa-Brody in die Pipeline “Drushba”, so dass das leichte kaspische Erdöl mit dem schweren russischen gemischt wird, dabei dessen Qualität verbessern.

“Die Verhandlungen zu dieser Frage wurden bereits die letzten drei Monate geführt. Es war nicht einfach, doch wir erzielten eine Einigung.”, teilte Igor Kirjuschin stolz den Präsidenten mit. “Die Slowaken haben ihre Bedenken in Bezug auf diese Variante zurückgezogen. Die Tschechen stimmten einer Öffnung ihres Streckanteils in Richtung Deutschland unter der Bedingung der Gründung eines tschechisch-ukrainischen Joint-Ventures zu. So dass wir allmählich das russische Öl aus der “Drushba” verdrängen können.”

Wiktor Juschtschenko und Lech Kaczyński hörten aufmerksam zu und fragten nur selten präzisierend nach. Igor Kirjuschin informierte sie gleichfalls über die Möglichkeiten des Weitertransports des Öls per Eisenbahn, über die wahrscheinlichen Rohstoff-Lieferungen an die ukrainischen Raffinerien und darüber, dass “Ukrtransnafta” bereit für eine Erweiterung des Erdölterminals ist. Heute besteht dessen Umschlagskapazität bei 14 Mio. t. An zweiter Stelle steht ein einige Kilometer vom Meeresufer gelegenes Terminal, welches die Kapazität auf 25 Mio. t erweitert. An dritter Stelle steht eine Erweiterung auf 45 Mio. t.

Vom Hafen “Jushnyj” fuhren Juschtschenko und Kaczyński in die Stadt Jushnyj. Hier warten im Hotel “Ellada” Journalisten auf sie. Die wichtigste Neuigkeit teilte ihnen Wiktor Juschtschenko mit: “Die Ukraine ist auf eine Kompromissentscheidung bezüglich der Streckenführung des Baus eingegangen, dabei verstehend, dass bei Polen Schwierigkeiten bürokratischen Charakters vorhanden sind. Der Bau der Erdölpipeline wird entlang der Route Brody-Adamowo Zastawa geführt.”

Der “Kommersant-Ukraine“ erinnert daran, dass die Probleme der polnischen Seite verbunden sind mit der Erdabtragung entlang der Strecke der Erdölpipeline (”Kommersant-Ukraine“ vom 11. November).

“Die Streckenführung über Adamowo Zastawa verlängert das ukrainische Teilstück der Erdölleitung, dabei unsere Ausgaben erhöhend.”, erzählte dem “Kommersant-Ukraine“ ein Informant, welcher an der Verhandlungen teilnahm. “Doch das Hauptproblem besteht darin, dass die neue Route in Polen über das Territorium eines Naturschutzgebietes geht. Dies kann ernsthaften Widerstand seitens der ‘Grünen’ hervorrufen. Doch die polnische Seite garantierte, dass keine Schwierigkeiten auftreten werden und wir stimmten zu.”

Wiktor Juschtschenko teilte ebenfalls mit, dass im März/April des nächsten Jahres die technisch/ökonomischen Grundlagen des Projektes angenommen werden sollen und in der Mitte 2008 sollen die Bauarbeiten beginnen, welche mit ausländischen Krediten finanziert werden. Kaczyński erklärte, dass die Erdölleitung Odessa-Brody-Płock nicht später als 2010 ihre Arbeit aufnehmen soll. Er unterstrich, dass er den Bau vor dem Auslaufen seiner fünfjährigen Amtszeit (die nächsten Präsidentschaftswahlen in Polen sind für Ende 2010 angesetzt) beendet sehen möchte. “Ich bin um ein Jahr optimistischer als mein Kollege. Ich gehe davon aus, dass zwei Jahre ausreichend sein werden.”, erklärte Juschtschenko, sofort hinzufügend, dass es hier keine politischen Hintergründe gibt, nur eine ökonomische Berechnung.

Übrigens, können Juschtschenko und Kaczyński den Wählern bereits vorher Rechenschaft ablegen, über den erfolgreichen Start der Erdölleitung Odessa-Brody in umgekehrter Richtung (momentan wird Öl von der Drushba nach Odessa gepumpt a.d.Ü.). Am Freitag wurde bekannt, dass die Durchleitung von kaspischem Öl in Richtung Brody bereits in 2008 beginnen soll.

“Aus Brody in andere Orte, dabei unter anderem Płock, wird das Öl per Eisenbahn transportiert. Der Wirtschaftsplan des Eisenbahntransports ist bereits ausgearbeitet. Außerdem werden wir Arbeitszeit aufwenden, welche die Nutzung der Pipeline “Drushba” betrifft.”, teilte Wiktor Juschtschenko mit.

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“Erdöl aus Brody wird per Eisenbahn transportiert. Und ich bin außerordentlich daran interessiert, dass wir dazu bereits im Mai 2008 kommen.”, vervollständigte ihn Lech Kaczyński.

Später gelang es dem Korrespondenten des “Kommersant-Ukraine“ sich mit dem Vorstandsvorsitzenden der “Ukrtransnafta” zu unterhalten. Er versicherte, dass das Schema der künstlichen Verbilligung des kaspischen Öls bereits ausgearbeitet und durchgerechnet sei.

“Dies können wir auf Rechnung der Landesressourcen der Ukraine erreichen. Wir geben große Nachlässe bei den Eisenbahntarifen und den Minimaltarif bei der Erdöldurchleitung. Die Selbstkosten des Umladens des Öles in Zisternen kann man überhaupt minimal gestalten, da der Umschlagsplatz unser ist, wir zahlen niemandem für die Dienstleistungen.”, sagte dem “Kommersant-Ukraine“ Kirjuschin. “Ich bin einverstanden damit, dass dies eine politische keine ökonomische Entscheidung ist. Und diese Subventionen werden nur zeitweilig sein. Doch für uns ist die Hauptsache, dass das Erdöl endlich fließt.”

Bei ihrem Auftritt vor den Journalisten, vermieden die Präsidenten eine wichtige Frage. Die, über die Lieferanten des kaspischen Öls. Früher erklärte der Präsident Aserbaidschans Illcham Alijew, dass Baku die Frage der Abgabe von Erdöl für die Befüllung der Pipeline Odessa – Brody untersucht, doch damals ging die Rede um Perspektiven im Jahr 2012 (”Kommersant-Ukraine“ vom 14. Mai). Am Freitag bestätigte der komissarische Minister für Treibstoffe und Energie, Jurij Bojko, dem “Kommersant-Ukraine“, dass man in 2008 auf die Hilfe von Baku nicht zählen kann.

“Aserbaidschan hat bislang kein eigenes, freies Erdöl. Alles kaspische Erdöl gehört privaten Firmen, im Detail Shell und Chevron. Wir führen Gespräche mit allen.”, erklärte Bojko, dabei auf einen Kommentar zum Gang der Verhandlungen verzichtend.

“Kaspisches Erdöl kann man in den Schwarzmeerhäfen kaufen.”, fügte Kirjuschin dem hinzu. “Wir beabsichtigen 8 Mio. t im Jahr hinzuzukaufen. Diese Volumina an freiem Erdöl existieren und dies reicht uns für den Start des Projekts.”

Vor dem Beginn der Durchleitung des Erdöls in Richtung Brody, muss noch ein weiteres Problem gelöst werden, einen Endabnehmer zu finden, da das kaspische Öl teurer ist als das russische.

“Für den heutigen Tag ist die wichtigste Frage – der Abschluss von Futures mit den Raffinerien.”, erklärte der ukrainische Präsident.

Lech Kaczyński gab zu, dass die Verhandlungen mit den erdölverarbeitenden Betrieben in Brody zu dieser Frage noch nicht abgeschlossen sind. “Das kaspische Öl ist natürlich qualitativ hochwertig. Doch die Raffinerie in Płock ist auf das schwefelhaltige russische Erdöl ausgerichtet.”, erklärte Kaczyńsk, hinzufügend, dass dieses Problem in der nächsten Zeit gelöst wird.

Übersetzer:   Andreas Stein — Wörter: 1200

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