Wann aber die lang ersehnte Zeit der „Verbesserung“ kommen wird, konnte uns auf unserer Reise niemand sagen. Doch einen Hinweis bekamen wir: „Meine verstorbene Großmutter sagte mir voraus, wenn 2013 eine Frau in der Ukraine an die Macht kommt, dann wird alles gut“, teilte uns seine Prognose ein Mann aus Pamjat Lenina mit.
Wir werden uns in einer echten „Grauzone“ befinden, werden zu einem Pufferstaat, der mit der Europäischen Union handelt, aber nach dem politischen und wirtschaftlichen Verständnis des postsowjetischen Raums lebt. Und das will nicht nur die ukrainische Regierung. Genau das streben auch diejenigen im Westen an, die zur baldigen Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens aufrufen und dabei begreifen, dass es keine Ratifizierung geben wird. Genau diese Menschen, die sich scheinheilig als Freunde der Ukraine bezeichnen, wollen, dass wir in Leere und Ausweglosigkeit leben, betrogen von unserer Regierung und unseren Verbündeten.
Die Spezifik des Zustandes, in dem die Ukraine sich zur Zeit befindet, rückt das Problem der Korrelation zwischen Wahldemokratie und liberaler Demokratie in den Vordergrund. Dies hängt aber nicht ausschließlich mit der Parlamentswahl zusammen.
Und wenn die allgemeine Krise jemanden auch zum Sieg führen soll, so werden es wahrscheinlich ganz andere Menschen sein. Diejenigen, deren Kraft Janukowitsch unterschätzt und deren Loyalität er überschätzt. Diejenigen, die über solide Ressourcen verfügen und das Regierungsviertel von der Heimatfront aus angreifen können. Sie werden nicht sinnlos kämpfen, indem sie nur auf den zukünftigen Sieg hoffen würden. Erst werden sie die faktischen Herren der Lage werden und dann in den offenen Kampf gegen Janukowitsch treten und die Macht an sich reißen.
Im Jahr 1978 erschien über den Samisdat ein Fotobildband mit dem Titel “Zerstörte und geschändete Gräber”. Unter dem selbstgemachten Buchdeckel der anonym gebliebenen Autoren fand man eine Ansammlung dutzender Fotografien und Zeichnungen. Die toten und schwerbeschädigten Gebäude waren beeindruckend. Im Nachwort folgte ein sehr genau geschilderter und von Emotionen geprägter Artikel, “Die Grenzen des Vandalismus”. Ja, solch ein Buch existierte einst zur Geschichte der russischen Gräber im zwanzigsten Jahrhundert.
Die UPA war eine Formation, die, streng genommen, niemand brauchte. Weder die Nazis, noch die Kommunisten, obwohl beide Seiten Kontakt zu ihr hielten. Aber die UPA war wichtig für diejenigen, denen eine unabhängige Ukraine am Herzen lag. Natürlich war sie nicht frei von Sünden und ihren Reihen fanden sich auch zweifelhafte Charaktere. Aber war denn die reale, nicht die märchenumrankte, sowjetische Armee ideal, und dienten in ihr nur Engel? Und überhaupt sollte man die Armee eines Staates, der Millionen Bürger mobilisieren und auf den Schlachtfeldern opfern konnte (worüber man später aus irgendeinem Grunde einzig Stolz zu empfinden hatte) nicht ...
Aber die Tendenz zur Stärkung der Position der ROK, ihre Verwandlung in ein “Glaubensministerium” kann objektiv betrachtet in nächster Zukunft eine Entwicklung des Regimes in Russlands ähnlich dem im Iran bedeuten. Und zunächst ist die weltliche Macht in Person Präsident Putins daran interessiert, in diesem Fall bekommt sie noch zusätzlichen Schwung und zusätzliche Instrumente für die politische Beeinflussung sowohl im Inneren Russlands als auch jenseits seiner Grenzen.
Es drängt sich eine zynische, aber offensichtliche Schlussfolgerung auf: Der Mensch, den es geradezu danach giert, betrogen zu werden, muss betrogen werden. Zwar gewährt die Demagogie keine Garantie auf Erfolg, aber sie eröffnet immerhin die Chance auf eine breite Unterstützung. Die destillierte Wahrheit hingegen hinterlässt überhaupt keine Chancen.
An die 85 Parteien kandidieren während der Parlamentswahl 2012 am 28. Oktober. Fast jede Partei hat in ihrer Liste Kulturschaffende und vor allem Journalisten. Wir fragten den jungen ukrainischen Journalisten Kostjantyn Ussow, warum das so ist.
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