Zu einem bezeichnenden Ereignis der letzten Zeit wurde die unangenehme Situation mit der Buchhandlung „Je“. Die Ladenkette – ich erinnere daran – erklärte, dass ab jetzt in ihren Regalen auch russische Bücher stehen werden. Dadurch enttäuschte sie viele und (was bereits traditionell im ukrainischen Facebook-Segment geworden ist) löste damit eine nicht schlechte Welle des Hasses aus. Streng genommen geht die Welle schon zurück, wenn auch von einem Boykott gesprochen wird. Denn mit Boykotten klappt es bei uns nicht schon seit den Zeiten, als Rodyna kowbaska und Epizentr noch fest mit dem damaligen Regime unter Präsident Janukowytsch assoziiert wurden.
Jeder Mensch ist wie eine Landkarte, auf die wir unsere frühesten Erinnerungen, die Gesichter der liebsten Menschen, die Konturen der wichtigsten Städte und Orte anheften. Oder eine andere Landkarte – mit den wichtigsten Fragen, auf die wir im Laufe des Lebens Antworten suchen, mit den tiefsten Erkenntnissen, zu denen wir dank der Erfahrung gelangen, die wir überdenken, spüren und erkennen.
Die Visumfreiheit ist nicht bedroht – sie wird wieder erneuert, sobald die Pandemie abgeklungen ist, und die Europäische Union hat schriftlich bestätigt, dass die Ukraine die Kriterien für die Visaliberalisierung nicht verletzt hat. Es ist nicht klar, wann es zu dieser „epidemiologische Stabilität“ kommt und die Grenzen wieder geöffnet werden. Die EU hat sich jedoch verpflichtet, der Ukraine bei der Lieferung (und möglicherweise Herstellung) eines Covid-Impfstoffs zu helfen.
Das Europäische Parlament hat das ukrainische Saatgutzertifizierungssystem als den EU-Anforderungen entsprechend anerkannt, das es der Ukraine ermöglicht, Saatgut in EU-Länder zu exportieren.
Es ist naiv anzunehmen, dass die statistischen Daten die realen ökonomischen Prozesse widerspiegeln. Eher verdecken sie diese. Doch wenn man gut in eben jener Statistik nachgräbt, dann sieht man ein komplett anderes Bild. Besonders, wenn die Rede vom Handel im Dreieck Belarus – Ukraine – Russland geht.
Am 10. August musste ich von Schytomyr nach Hause zurückkehren. Daher wollte ich heimische belarussische Süßigkeiten kaufen. Jedoch begannen am Tag zuvor in Minsk und in anderen Städten des Nachbarlandes Massenproteste wegen der Fälschung der Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen. Und dann dachte ich mir: In einer solchen Zeit belarussische Waren zu kaufen – drückt man damit Solidarität mit den Demonstranten aus oder unterstützt man das Regime?
Die von Russland besetzte Krim verwandelt sich in eine Wüste. Dabei nicht nur im übertragenen, sondern auch im direkten Sinne. Der Wassermangel auf der Halbinsel wird immer bedrohlicher. Die Besatzungsmacht schlägt bereits Alarm und führt in ihr Lexikon den neuen Terminus „Wodomor / Wassermord“ ein. Das ist ein eigenartiger Vorwurf an die ukrainische Regierung und eine zynische Allusion auf den ukrainischen Holodomor der Jahre 1932-1933.
Es ist üblich dem belarussischen Protest ein Scheitern vorherzusagen. Andersdenkenden hält man die Nichtbereitschaft zur Gewalt und das Vegetariertum im Verhalten der Protestierenden entgegen. Vor dem Hintergrund des „Tolstoi-tums“ der Protestierenden wirkt Lukaschenko wie ein harter Autokrat, hinter dessen Rücken sich der Schatten des „älteren Bruders“ abzeichnet.
Vom Moment des tragischen Todes Andrij Kusmenkos im Februar 2015 an schuf ein Teil der Öffentlichkeit einen Nimbus des Heroismus um seine Figur. Die Umbenennung von Straßen zu seinen Ehren, die Herausgabe von Büchern und die Perpetuierung der Erinnerung – die Liste ist lang. Am markantesten ist hierbei, dass im Fall Kusmas der für unsere Gesellschaft traditionelle schwarz-weiße schemenhafte Diskussionscharakter vorherrscht. Für die Anhänger ist er beinahe ein Prophet und für die andere Seite vor allem derjenige, der 2004 leidenschaftlich Wiktor Janukowytsch unterstützte. Also ist es nicht verwunderlich, dass das Erscheinen eines Dekrets des Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am 17. August ...
Um die ganze Dramatik der Ereignisse zu verstehen, die wir im benachbarten Belarus beobachten, reicht es sich den eigenen ukrainischen Erfahrungen zuzuwenden und sich zu erinnern, wie der Maidan der Jahre 2013/2014 begann und wer am Untergang des Regimes von Wiktor Janukowitsch ein Interesse hatte.
In der Ukraine breitet sich das Coronavirus Sars-CoV-2 mit immer höherem Tempo aus. In der vergangenen Woche wurden neue Rekordwerte bei den Neuinfektionen gemeldet. Zum Stand 6. August 2020 sind im Land 135.894 Infektionen per Labortest nachgewiesen worden. 2.846 Menschen starben bisher in der Ukraine an der Lungenkrankheit Covid-19. 62.227 Kranke sind der offiziellen Statistik nach wieder genesen. Für ausländische Touristen wurde Ende August erneut ein Einreisestopp verhängt, der vorerst bis zum 28. September gilt.
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