Gestern beschlossen die Abgeordneten des Lwiwer Stadtrates ein Schreiben an das Ministerkabinett, in dem darum gebeten wird dem neuen Flughafen Lwiws den Namen des Führers der Organisation Ukrainischer Nationalisten, Stepan Bandera, zu geben.
In dem Schreiben an das Kabinett, welches von den Abgeordneten der Fraktion der Allukrainischen Vereinigung „Swoboda/Freiheit“ initiiert wurde, heißt es, das die Idee den Flughafen zu Ehren Stepan Banderas zu benennen, von den Einwohnern Lwiws eingereicht wurde. Das Schreiben vorstellend, rief der Abgeordnete des Stadtrates, Wassyl Horon („Swoboda“) die Anwesenden dazu auf, der weltweiten Praxis zu folgen und Infrastrukturobjekte nach nationalen Helden zu benennen: „Es gibt die Flughäfen Charles de Gaulle, Kennedy und Atatürk. Wir fordern dem Lwiwer Flughafen den Namen des Führers der ukrainischen Nation, Stepan Bandera, zu geben“. Danach wurde das Schreiben zur Abstimmung gestellt, es wurde von 67 der 81 im Saal registrierten Abgeordneten (insgesamt gibt es 90 Abgeordnete) unterstützt.
Der Bürgermeister von Lwiw, Andrij Sadowyj, unterstützte das Schreiben nicht und erklärte auf der Sitzung, dass „er sich bereits an die Regierung mit der Bitte gewandt hat, dem Flughafen den Namen Danylo Halyzkyj zu geben – dem Gründer unserer Stadt“. Dabei unterstrich Sadowyj, dass „der Flughafen staatlich ist und die endgültige Entscheidung der Staat treffen wird“.
Der Abgeordnete des Stadtrates, Andrij Motscharskyj (Fraktion der Partei der Regionen) erklärte dem „Kommersant-Ukraine“, dass dies eine „Provokation“ ist. „Anstatt die Ukraine zu einen, spalten derartige undurchdachte Entscheidungen sie, denn Bandera ist nicht für alle Ukrainer ein Held. Reicht ihnen (den Mitgliedern von „Swoboda“) das Bataillon ‚Nachtigall‘ nicht?“, entrüstete sich Motscharskyj. Gemäß der Entscheidung des Neshuhywer Dorfrates vom 10. Oktober wurde die Straße des Friedens im Dorf Rajiliw im Kreis Stryj in die Straße der Kämpfer des Bataillons „Nachtigall“ umbenannt, was eine „heftige Reaktion des Außenministeriums von Russland hervorrief und zurückgenommen wurde“ (siehe Ausgabe des „Kommersant-Ukraine“ vom 17. Oktober).
Der Meinung des Abgeordneten Wolodymyr Hyrnjak (Fraktion „Ukraine, die geeinte“) nach muss man zuerst „den Ukrainern gesicherte Fakten aus dem Leben Stepan Banderas näher bringen und danach kann man Unternehmen und Flughäfen seinen Namen geben“.
Weronika Sawtschenko
Quelle: Kommersant-Ukraine
Für die von Euch, die den Herrn Danylo Halytskyi nicht kennen - jener war ein König, der einen Sohn namens Lev hatte und eine Stadt gründete, die er nach ihm "Lviv" nannte
Sein Flügel der OUN gündete!? die Aufständischen Armee (Von der OUN(Melnyk) spricht (fast) kein Mensch mehr) ist . Das er bei der Gründung in deutschem Gewahrsam saß, und später im Exil lebte spielt hierbei m.E. eine untergeordnete Rolle.
Und mit Banderas Tod, hörte die UPA fast zeitgleich auf zu existieren. Das letzte Scharmützel von UPA Leuten in der Ukraine war 1960!
Das bleibt in den Köpfen der Menschen hängen und ist der Stoff für Mythen.
Sicherlich, wenn man den effektiven Beitrag zum Widerstandskampf der UPA als Maßstab nimmt, treten hier durchaus andere Personen in den Vordergrund. Beispielsweise Nicholas Arsenych, der den Geheimdienst der OUN B aufbaute.
Und nicht...
Mit meinem Kommentar meinte ich etwas eigentlich sehr pragmatisches. Bandera war in erster Linie politischer Kopf der OUN bzw. OUN/B. Er wurde nach dem Einmarsch der Wehrmacht in der Ukraine schnell interniert und kam erst zum Ende des Krieges überhaupt wieder frei. Er nahm an dem Unabhängigkeitskampf der UPA gegen die sowjetischen und deutschen Besatzer faktisch überhaupt nicht teil. Sein Einfluss aus der Entfernung war bestenfalls ein ziemlich indirekter.
Die Staatskonstruktion einer unabhängigen Ukraine, die ihm so vorschwebte, ist vielen Ukrainern heute so im Detail...
Um ganz ehrlich zu sein verstehe ich nicht so ganz was du meinst - wobei...
Ich glaube aber, wie gesagt, nicht, dass Swoboda damit Erfolg haben wird. Darum geht es ihnen wahrscheinlich auch gar nicht. Die Regierung wird den Namen ablehnen und Swoboda wird wegen des "anti-ukrainischen" Verhaltens der Regierung aufschreien.
Was die polnischen Befindlichkeiten betrifft... ich würde sagen die polnischen Helden, besonders die der ersten Hälfte des 20. Jhdts., sind aus ukrainischer Sicht genauso wenig unproblematisch wie Bandera aus polnischer Sicht.
Was das Wissen der Westukrainer über Bandera angeht, stellte ich zumindest in meinem Bekannten- und Freundeskreis fest, dass sie voller Achtung ihm gegenüber sind. Ich vermute aber auch, dass sie seine ganze Biographie nicht wirklich kennen.
Ich finde diese Entscheidung zwar nicht direkt schlimm, aber gerade gegenüber Polen, das aus verständlichen Gründen wenig Sympathie speziell gegenüber Bandera hegt, nicht besonders klug. Warum soll man sich einen der verlässlichsten Verbündeten unnötig vergrätzen?
Stepan Bandera, hat zumindest im westlichen Gebiet, eine feste Anhängerschar.
Kommentar im Forum schreiben